Von guten und schlechten Gefühlen
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Samstag, 16. August 2008, 22:22
aus dem *depressiv* dept.
Gerade lese ich bei Thomas in einem Artikel: Positive Gefühle erzeugen negative Gefühle. Muss das sein?
Mir begegnet die Reaktion immer wieder in naher Umgebung, selbst bei Familienmitgliedern. Ein wunderbares Beispiel war vor kurzem Maja, die nach einer erfolgreichen Reitstunde nur noch zickte...
Und in der "Blogosphäre" ist das Phänomen auch nicht unüblich. Lest bei Sandra - sie steckt ganz oft in dieser Situation, dass aus etwas irrsinnig Gutem etwas absolut Mieses wird.
Warum eigentlich? Ganz ehrlich, da habe ich keine Ahnung. Ich bin bestenfalls ein Küchentischpsychologe und entsprechend fehlt mir bei vielem der Hintergrund. Aber ich glaube, die letzten Jahre erfolgreich exakt dieses Gefühlschaos umschiffen können.
Lange Jahre mit einem abgrundtiefen Pessimismus. Rechne mit dem Schlimmsten und Du kannst Dich angenehm überraschen lassen lautete meine Devise. Jeder Optimist, der mit Gutem rechnet, findet irgendwann einmal eine grosse Enttäuschung. Dieser Pessimismus kam vermutlich aus meinem Job. Bei Computern ist es absolut normal, dass Dinge schief gehen und entsprechend ist es gar nicht so dumm, sich im Voraus zu wappnen. Nicht mit Angst, aber mit Vorsicht. Ich habe das auf mein Leben übernommen und lange Zeit so gelebt.
Meine Umgebung hat mich dafür gehasst. Gäll Priska ;-)
Mittlerweile gehe ich einen anderen Weg - bzw. versuche ihn zu gehen. Ich lebe intensiv im Augenblick. Nicht gestern, nicht morgen. Auch nicht vor fünf Minuten und nicht in fünf Minuten. Sondern jetzt und hier. Das, was ist, so gut wie möglich geniessen. Ich weiss, dass ich den Augenblick, die Situation nicht festhalten kann. Und ich will das oft auch gar nicht, sondern geniesse es einfach so, wie es gerade ist.
Die Angst, etwas zu verlieren, kann einen beinahe umbringen. Und wenn es dann erst noch passiert, ist der Tiefpunkt da. Ich habe keine Angst, dass etwas verloren geht. Wenn morgen mein Chef mir die Kündigung unter die Nase reibt, Priska mir den Schuh gibt und ein Kind unter den Lastwagen kommt - dann wird es so sein. Das ändert nichts daran, dass ich den Augenblick jetzt, am Computer, in der Nähre von Priska und einer tollen Mondfinsternis geniesse. Wenn morgen alles anders ist - ich weiss, dass ich das packen werde. Ich kann alles schaffen.
Nicht immer gelingt es mir, diese Gelassenheit an den Tag zu legen. Vor allem nach einer intensiven Zeit an der Arbeit fehlt mir die Distanz zu allem, um mich auf etwas Kleines konzentrieren und dieses geniessen zu können. Dann helfen mir so Dinge wie ein längerer Ausflug oder der aktuelle Rückzug in mein Zimmer.
Thomas, vielleicht hilft Dir eine solche Pause - einen Stopp in Deinem Leben, um Dinge neu anpacken zu können? Danach siehst Du vieles wieder eingebettet in einen grösseren Kontext, kannst Dich viel eher über einen Moment freuen ohne diesen für die Ewigkeit halten zu wollen. Lass das mit dem Pessimismus, auch wenn Du einer derjenigen bist, die täglich mit Computer zu tun haben ;-)
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