Bond, James Bond
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Dienstag, 12. Dezember 2006, 14:09
aus dem cinema dept.
So alle Schaltjahre gehe ich einmal ins Kino. Gestern war wieder einmal so ein Tag bzw. Abend und Casino Royale der Film. Ich wurde des öfteren an Super Mario und Quake erinnert, ein paar Leute starben auf gruslige Art und Weise und der Titelsong ist viel zu wenig monumental für einen Bond. Dennoch hat mir der Film viel Spass gemacht!
Die meisten Kinogänger waren wohl verschworene Bond Gucker. Ich muss zu meiner Schande zugeben, dass ich die wenigsten der 20 anderen Filme gesehen habe - nicht einmal Ursula Andres's Auftritt - und noch immer der Meinung bin, dass Goldfinger der "beste" Bond war.
Es muss wohl 1981 gewesen sein. Mein Vater hatte einen Armbruch und musste für eine Weile zuhause bleiben. Unter dem Lesestoff, den er von diversen Besuchern bekam, war auch die Taschenbuchausgabe von Ian Fleming's Casino Royale. Klein Beat hat das Buch auch gelesen und kennt die Geschichte noch heute. Wie würde eine Geschichte aus den fünfzigern in die heutige Zeit transferiert werden?
Und dann ist da Eva Green, das aktuelle Bond Girl. Ich sah sie zum ersten Mal in The Dreamers, wo ich sie als ausdrucksstarke und freizügige Schauspielerin kennengelernt habe. Eben keine der typischen Hollywood Schauspielerinnen, die von amerikanischer Prüdheit strotzen. Wie würde sie sich in einer solchen Rolle wohl machen?
Bei der Geschichte wurde viel interpretiert. Der grosse Faden ist sicherlich da, aber in den Details wurde viel umgestellt. Anstelle des KGBs mussten die Terroristen hinhalten, anstelle einer schallgedämpften und in einen Spazierstock eingewickelten Pistole kam Gift zum Zug. Und statt einem Teppichklopfer muss ein Seil zum Foltern von Bond hinhalten - ein Staubsauger wäre wohl zu umständlich gewesen. Auch waren Handys und Notebooks in den 50ern eher noch kein Thema. Gewisse Schlüsselszenen kamen aber 1:1 in den Film: Beispielsweise die Szene, in der Bond seinem Drink den Namen Vesper gibt. Der grösste Stilbruch natürlich am Spieltisch: Statt Baccarat, welches im Buch von Bond bei einem Essen mit Vesper erklärt wird, kommt Poker zum Zug. Wo doch alle wissen, dass Poker in richtigen Kasinos nichts zu suchen hat :-)
Die Folterszene mit dem nackten Bond sind erstaunlich gelungen umgesetzt worde. Im Buch wird über mehrere Seiten hinweg beschrieben, wie es dem armen Kerl ergeht und ich war jahrelang der Meinung, dass so etwas kaum verfilmt werden kann. Dem Regisseur ist es gelungen, die Szene so zu kürzen und mit Witz zu schmücken, dass sie einigermassen erträglich ist.
Bond raucht nicht, trinkt aber immer noch zu viel für seine rasante Fahrt über die Landstrassen. Bei Film Nummer 42 wird Bond dann aber bestimmt abstinent bleiben. Und Vesper bringt sich nicht nach einer schönen Nacht mit Bond zurückgezogen im eigenen Zimmer mit Schlaftabletten um, sondern reisst nach einem Morgen im gemeinsamen Zimmer ein ganzes Haus in Venedig in Grund und Boden. Die drei Minuten, die es braucht um zu ersticken, lassen sich filmisch doch bedeutend besser umsetzen als das sanfte Entschlafen durch Barbiturate.
Womit wir beim Bond Girl sind. Aus dem Mädchen in The Dreamers ist eine erwachsene Frau geworden. Eva Green spielt ihre Rolle einfach grossartig und zeigt eine starke Frau, die auch ihre Tiefs kennt. Ich hoffe schwer, dass dieser Film nicht der Höhepunkt ihrer Karriere bleiben wird - auch wenn starke Frauen bei den meisten Männern eher Angst auslösen ;-)
Allen Beteiligten des gestrigen Abend herzlichen Dank! Es ist nicht selbstverständlich, im grossen Chaos in den Augang zu dürfen. Dank natürlich auch meiner Begleitung im Kino und meinem Chauffeur nach Hause!
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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer
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Re: Bond, James Bond
Geschrieben von Jiuka (Link) am
Dienstag, 12. Dezember 2006, 15:57
meinem Chauffeur nach Hause!
Du bist ja selbst nach Hause gefahren.
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Re: Bond, James Bond
Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Dienstag, 12. Dezember 2006, 16:13
aber der Chauffeur brachte ihm sein Auto :-)
Beat wollte doch nur Dein Adrenalin tief halten *g*.
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Re: Bond, James Bond
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Dienstag, 12. Dezember 2006, 22:24
Chauffeur ist französisch und heisst Heizer. Da mein Smart aber nicht mit Kohle sondern mit Benzin läuft, hattest Du nichts zu tun 8-)
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Re: Bond, James Bond
Geschrieben von Jiuka (Link) am
Mittwoch, 13. Dezember 2006, 07:34
... und ich hab Diesel getankt :)
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Re: Bond, James Bond
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Mittwoch, 13. Dezember 2006, 20:52
Gut weiss ich an der Zapfsäule, welchen Schlauch ich packen muss. Den schwarzen, der sich glibbrig anfühlt, komisch riecht und keine Gasrückführung hat. Sonst hätte ich sicherlich schon mehrfach das Falsche eingefüllt ;-)
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Re: Bond, James Bond
Geschrieben von papo am
Mittwoch, 13. Dezember 2006, 00:51
Hey, neben dem Bondgirl ist die Pokerszene das einzig coole an dem Film IMO. Zum Glueck hatte ich meinen Taschenrechner dabei und konnte die Wahrscheinlichkeiten nachrechnen. Ansonsten verstehe ich nicht ganz, was alle so toll an diesem Film finden. Bond fliegt dauernd auf die Fresse, wird nicht persoenlich von Q ausgeruestet, hat mehr Tools als er einsetzt (und der Defibrillator... naja also hab auch schon kreativere Spielzeuge gesehen), sein Auto besteht den Elchtest nicht und hat obendrein nicht mal nen Airbag und das Wort mit den Buchstaben NOSY kommt ueberdurchschnittlich oft vor. Und die ganze Liebessache hat irgendwie nicht so recht hineingepasst.
Zum Glueck bin ich nicht alleine hingegangen, sonst waer mir wohl langweilig geworden.
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Re: Bond, James Bond
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Mittwoch, 13. Dezember 2006, 21:01
Und die ganze Liebessache hat irgendwie nicht so recht hineingepasst.
Im Film kommen die Gedankengänge von Bond vielleicht etwas zu wenig rüber. Selbst Comics kennen Denkblasen .oO ( oje... ) und in geschriebenem Text können die Gedanken einer Person gut eingepackt werden. In einem Film siehst Du nur die Reaktionen davon.
Im Buch ist Bond extrem selbstkritisch. Und aus dem anfänglichen Spiel mit Vesper wird eine tiefe Zuneigung - bis zu dem Augenblick, in dem er ihren Abschiedbrief liest. Diesen Wandel von der tiefen Liebe zum abgrundtiefen Hass ist filmisch vielleicht nicht so gut rübergekommen und ensprechend unpassend kommt das bei Dir an. Dabei ist es letztendlich der Grund, warum Bond das wurde, was er in den anderen 20 Filmen verkörpert - ein skrupelloser Killer im Auftrage des Staates.
Ich hoffe einfach, dass Deine $BEGLEITUNG den Film auch nicht spannend fand und sich von Dir gestört fühlte ;-)
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