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 Weltreise - Teil 4 
Nala Geschrieben von Nala Rubischon (Link) am Montag, 2. Januar 2017, 14:31
aus dem wir-waren-dann-mal-unterwegs dept.

Neues Jahr, altes aufarbeiten. Schon lange sollte ich Euch noch von unserer Weiterreise erzählen. Im letzen Artikel ging unsere Reise ums Kap Horn bis nach Sydney. Da war unsere Reise noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil, Sydney war grad etwa die Mitte.

Nun, nachdem wir frühmorgens die Einfahrt nach Sydney erlebten, entschieden wir uns beim Einparken des Captains zwischen Opernhaus und Brücke, dass wir noch etwas Schlaf benötigen. Bei Tageslicht war es dann auch wesentlich schöner aufzustehen und das Frühstück mit Sicht aufs Opernhaus zu geniessen.



Zuerst spazierten wir mal vom Schiff zum Opernhaus, auch um zu wissen, wie lange wir dann am Abend überhaupt benötigen, wenn unser geplante Opernbesuch stattfinden sollte. Das Opernhaus liegt in Gehdistanz ca. 7 Minuten vom Schiff weg. Das war also geklärt und so gings weiter in den Botanischen Garten, der gleich daneben liegt. Da ich stark erkältet war, wollten wir den Tag eher gemächlich angehen und spazierten nur so durch die Anlage, schauten uns Vögel, Vögel und noch mehr Vögel an um dann noch kurz durch die Häuserschluchten zu spazieren, in einem Store frische Taschentücher zu besorgen und wieder zurück zum Schiff. Erholen bis wir am Abend los mussten.

Hier war das Schiff eingeparkt:



In der Planung der Reise wussten wir, dass wir an dem Tag in Sydney sein werden und meine Recherche beim Sydney Opera House ergaben, dass an dem Abend "The Barbier of Seville" gespielt wird. Wir kannten beide die Vorführung nicht und waren natürlich gespannt, wie das wird. Da ich die Tickets selber online organisierte wusste ich auch, wo gute Plätze sind und hatte dank Vorvorverkauf Zugang zu unserer Meinung nach perfekten Plätzen. Galerie, zweite Reihe, exakt in der Mitte. Hammer!

Bisher dachte ich ja immer, Opern seien eher schwere Kost. Anstrengend zu schauen, schwer zu verstehen. Der Barbier von Sevilla hat mich eines besseren belehrt. Wir haben viel gelacht. Die Vorführung war einfach nur supergenial. Der Ambrosio erinnerte mich stets an unseren Fredi Hinz. Ganz ohne Worte hat er seine Rolle perfekt hinkgekriegt. Die Oper kann ich also auf jeden Fall empfehlen, wenn jemand noch nie in einer Oper war.

Den zweiten Tag - meine Erkältung war noch nicht wesentlich besser - verbrachten wir dann im Zoo. Australische Zoos haben natürlich durchaus gleiche Tiere wie unsere Zoos, aber dennoch auch einiges an Tieren, die wir hier nicht zu sehen bekommen. Allem voran natürlich den Koala. Aber auch Känguruhs in allen Grössen und Formen.

Nach zwei Tagen Sydney ging die Reise bereits weiter nordwärts, erst nach Brisbane, das sich wettermässig an Tahiti hielt und in Strömen runtergoss was an Regen zu finden war. Was unsererseits einen sehr kurzen Ausflug in die Fussgängerzone bedeutete und einen raschen Rückzug aufs Schiff. Anders dann der nächste Halt. Yorkey's Knob - in der Nähe von Cairns. Wir liessen Cairns allerdings links liegen und fuhren mit dem Taxi zum Zoo. Da hatten wir eine Führung gebucht, die uns ganz nahe an viele der Einheimischen Tiere führen sollte. Dazu gehörte selbstverständlich das Känguruh füttern

Seht Ihr das Baby im Sack?


absolutes Highlight natürlich das Koala knuddeln


Aber es gehörte auch Schlangen umarmen dazu. Z.B. die Schlange Teddy. Süsser Name, aber ob der noch so passend ist, für eine Schlange von 3 Metern länge? Dann auch das halten eines kleinen Aligators (dessen Mund allerdings zugetapt war). Füttern eines Krokodils und füttern von Vögeln und Lemuren. Letztere waren sehr scheu und da es regnerisch war, waren sie auch nicht ganz so gewillt, das Futter zu holen.

Darf ich vorstellen. Teddy.


Krokodilfütterung und Aligator"kuscheln":
Nach Australien ging es in den asiatischen Raum. Zuerst mal einige Tage auf See, die natürlich gefüllt waren mit Vorträgen, Afternoon tea, Bücher lesen und vielem mehr. Das allabendliche Tanzen nicht zu vergessen ;-)

Der nächste Halt war dann Kota Kinabalu auf Malaysia. Dafür gibt es nur ein Wort. Heiss. Heiss, heiss, heiss. Gefühlte 100°C. Es waren wohl so um die 35°C, allerdings auch sehr feucht. Hitzeschockwetter. Nach Malaysia gings weiter nach China. Zuerst Shanghai und dann Hongkong. Beides sehr interessante Städte, die aber wohl das urchige China wenig widerspiegeln. Beides sehr lebhafte Städte und während man in Hongkong mit Englisch durchaus sich verständigen kann, war es in Shanghai doch einiges schwieriger. Auf unserer Tour war das Mittagessen zur freien Gestaltung und während einige Mitreisende sich sehr unwohl fühlten und beschlossen sich bei Starbucks zu verköstigen (nein, kein Kommentar dazu), waren Marius und ich natürlich der Meinung, dass wir unbedingt was chinesisches wollen und diese Strassenstände doch ganz witzig ausehen. Und da alle Chinesen sich von dort verköstigen, muss das Zeug ja wohl essbar sein. Wir haben dann mit Händen und Füssen mit der Verkäuferin kommuniziert. Denn sie sprach nur chinesisch und wir alles andere ausser chinesisch... Aber es gab für beide irgendwelche Teigtaschen mit einer Fleischfüllung. Schmeckte sehr, sehr lecker, und bis heute ist unklar was drin war. Hund, Katze, Rind? Vermutlich Rind. Als Dessert war für mich nach erblicken des Standes klar was es gibt. Zuckerwatte. Ja nein, nicht sehr chinesisch, aber sowas von toll gedreht. Es gab Blumen in 1, 2 oder 3 Farben.



Auch in Hongkong waren wir in einem Einheimischen Restaurant, das uns von einem Arbeitskollegen von Marius empfohlen wurde, der länger in Hongkong gelebt hat. Auch dort nur chinesisch gesprochen, glücklicherweise wurden wir aber an einen Tisch gesetzt, an dem schon zwei Herren sassen, wovon einer sehr gut englisch sprach und der uns weiterhalf. Eine bereicherende Erfahrung im chinesischen Essen.

In Hongkong war nochmals ein sehr grosser Passagierwechsel angesagt. Auch der Ort an dem man von der Mary auf die Victoria wechseln konnte und die Weltreise auf dem anderen Schiff weiterführen. Victorias Reise ging unten an Südafrika durch nach Southampton, während unsere Reise gegen Ende dann durch den Suezkanal führen sollte. Aber soweit waren wir noch lange nicht. Erst waren weitere asiatische Staaten angesagt.

Während China doch sehr "fortschrittlich" erschien, waren nun Staaten auf dem Plan, die eher rückständig waren. Wir besuchten Vietnam und Kambodscha, was ein ziemlicher Kulturschock darstellen sollte. Es war unglaublich, was wir dort zu sehen bekamen, und wir waren wohl eher in den "besseren" Gegenden. Es wären wunderschöne Länder, leider ist es sehr schwierig, mit nur Englischkenntnissen die Orte zu besichtigen. Viel Armut, noch viel mehr Tuktuk-Fahrer die einem gerne überall hinfahren (und vermutlich nicht mehr zurück) wollen. Bettler wo immer die Passagiere ausgeladen wurden. Was aber auch nicht verwundert, dürften doch auf dem Schiff vorwiegend hyperreiche - zumindest aus der Sicht der Einwohner - Snobs mitfahren.

Nach diesen eher tristen Staaten war Bangkok an der Reihe. Da blieben wir allerdings in Pattaya, das keineswegs so schlimm aussieht, wie man sich das so vorstellt. Oder die Touristen waren grad nicht vorhanden. Das kann auch sein. Auch dort verbrachten wir nur einen Tag und fuhren dann nach Singapur. Da war der Halt in Singapur reinste Erholung. Nicht umsonst wird Singapur als eines der sichersten und saubersten Orte der Welt gehandelt. Ein wirklich schöner Ort in dem man gemütlich Stunde umd Stunde spazieren kann.

Weiter gings wieder nach Malaysia. Anders als Kota Kinabalu war Kuala Lumpur nicht ganz so heiss und wir genossen einen selbstgestalteten Ausflug zu einer riesigen Voliere. Man nehme die Masoalahalle im Zürcher Zoo, vergrössere sie um etwa das doppelte, spanne nur ein Netz über die Fläche und schon hat man das Kuala Lumpurische Vogelhaus. Mit vielen Pfauen, Störchen und weiteren Vögeln die man sonst gar nicht so sieht. Der letzte Halt auf Malaysischem Boden war die Insel Langkawi, bei der ich dank einer erneuten Erkältung auch nicht allzuweit ging und wir uns nur das Sealife vor Ort anschauten.

So langsam ging unsere Reise bereits Heimwärts, die Gedanken aber waren immernoch auf viele faszinierende neue Plätze fokusiert. Zuerst war da Colombo in Sri Lanka und dann Cochin in Indien. Allerdings fand ich beide Orte eher schwierig. Die Einheimischen waren sehr aufdringlich. In Cochin hätten wir gerne eine Tuktukfahrt gemacht, aber der Fahrer wollte auf keinen Fall mit dem Preis runter, sondern verlange für eine stündige Fahrt denselben Preis wie für die dreistündige Shoppingfahrt. Und selbst die waren total überteuert. Also blieben wir schlicht und einfach am Pier. Schade, Indien wäre sicher auch im Land sehr schön. Wer weiss, vielleicht haben wir ein andermal mehr Glück. Freunde von uns hatten ein Tuktuk erwischt und konnten für wenig Geld viel sehen...

Auf der Uebefahrt von Indien Richtung Dubai war dann noch Piratendrill angesagt. Es wurden diverse Piratenabwehrsysteme auf den Decks installiert, nachts dürfte man gewisse Decks nicht mehr betreten, es musste alles eher dunkel sein. Dafür "besuchte" uns die HMS Defender und zeigte uns was die Royal Navy so kann. Wir hatten auch einen Offizier der Royal Navy an Bord, der einige Vorträge hielt. Bisschen Werbung für die "Firma", aber sehr spannend.

Der Helikopter landet wieder auf der HMS Defender:


Nun ging es in Endspurt. Start war Dubai. Eine faszinierende Stadt, in der die Einwohner eindeutig zuviel Geld und zuwenig Stil haben. Dennoch hat uns natürlich vorallem der Ausflug auf den Burj Kalifha sehr gefallen. Wir haben das teure Ticket genommen und durften auf die höchste Platform hoch mitfahren. Der Ausblick von dort ist einfach nur WOW. Die anderen Hochhäuser sahen aus, wie Kinderspielzeug, das rundum aufgestellt wurde.



Am Abend war dann das grosse Weltreisende-Diner. Aber ganz ehrlich, weder der Saal noch das Essen hat uns extrem gefallen. Der Saal war einfach nur hässlich und das Essen - naja auf dem Schiff fanden wir das Essen viel besser. Da nützt es auch nichts, wenn das Essen im Armani Hotel stattgefunden hat. Wir waren jedenfalls bei den ersten, die wieder aufs Schiff zurückfuhren und genossen dort noch eine lange Runde im Queens Room mit guter Musik.

Von Dubai aus, ging es durch weitere Piratengewässer in Oman. Zuerst Muskat, eine hübsche Kleinstadt in dem wir uns den Suk anschauten. Uiuiui, alle wollen einem etwas andrehen, dabei wollten wir doch gar nichts. Dennoch faszinierend was es da so zu kaufen gibt.

Danach wäre Salalah angesagt gewesen. Da wir aber in Dubai Passagiere an Bord bekamen, die den Norovirus mitbrachten, und der sich auch noch ausbreitete, wurden wir in Salalah nicht an Land gelassen. Einzig ein medical emergency konnte dann nach langem Verhandeln von Bord gebracht werden. Für uns ging damit die Reise weiter und die Bordunterhaltung musste kurzerhand ein Tagesprogramm zusammenstellen, das so gar nicht vorgesehen war. Red level wurde aufs ganze Schiff ausgebreitet und so war alles etwas komplizierter. Die Crew arbeitete auf Hochtouren und nicht nur ihre Schicht, sondern wohl auch diverse Putzschichten mussten übernommen werden. Es war für die wohl eine sehr anstrengende Zeit. Und so langsam sank dann auch die Neuinfektionen. Das Problem ist einfach, dass viele Passagiere eher Schweine sind. Hände waschen wird überbewertet. Und die Infiszierten glauben auch, dass sie einfach weiter auf dem Schiff rumschwirren können. Dabei müssten die in ihrem Zimmer bleiben...

Dass wir Salalah verpassten war noch einigermassen nachvollziehbar. Nun war es aber auch so, dass uns Jordanien den Zugang zu Petra verweigerte. Das war dann sehr, sehr schade. Auch wir hätten gerne die Stätte von Petra besichtigt und nun wurde da nichts draus. Das ging dann bei einigen Passagieren doch auf den moralischen und die Crew wurde "beschimpft". Dabei gaben die wirlich alles und versuchten uns den Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten.

Als "Leckerli" gab es dann die Suez-Kanal Durchfahrt einen Tag früher und im Konvoi mit der Queen Elizabeth die hinter uns her fuhr. Das war auch mal schön. Am Ende des Suezkanals holte uns dann das Schwesterschiff ein (wobei die Mary extra ganz, ganz langsam fuhr *G*) und so konnten wir uns gegenseitig zuwinken und die Mannschaft auf der Brücke hatte Spass am sich gegenseitig anzuhornen. Das eine Schiff hornt, das andere antwortet. Das eine schiff hornt weiter, das andere antwortet. Haha, war wirlich amüsant zu sehen wie die miteinander spielten.



Für uns ging es dann nach Limassol, wo sich Marius ein Meze gönnte und ich ihn dann zum Schiff kugeln musste. Pappsatt würd ich dem mal sagen :-D Limassol war auch der Ort, an dem wir zum ersten Mal unsere Füsse ins Meer hielten. So lange unterwegs im Meer und nie im Meer schwimmen gewesen. Wir sollten uns schämen. Von Limassol ging es nach Haifa.



Haifa sagt den wenigsten etwas. Ist aber der Hafen für Jerusalem, was wohl wieder mehr Leuten etwas sagt. Das blöde war so bisschen, dass an dem Freitag wo wir in Haifa ankamen Pass over war. Also ein sehr hoher Feiertag. Wir blieben zwar overnight in Haifa, da wir ja wegen Petra einen Tag voraus waren, aber der zweite Tag war demzufolge ja Samstag - ein weiterer "Feiertag" in dem Land. Für uns war das nicht weiter schlimm, wir genossen die Spaziergänge durch Haifa, da wir ja keinerlei Shoppinginteresse hatten. Haifa ist übrigens eine sehr schöne Stadt, die man durchaus auf seine Reisepläne nehmen sollte.

Nun waren wir also im Mittelmeer. Merkten das nur schon an den Temperaturen, die doch einige Grade kühler waren, als vorher. Was aber auch angenehm war, da man sich bei der Hitze eh nicht bewegen mag. Unsere Reise ging noch nach Kusadasi (Hafen von Epheseus), wobei wir uns die alten kaputten Steine nicht anschauen gingen. Was sich als weise erwies, denn die anderen Passagiere die da waren, fanden es nun wirklich nicht sehr spannend. Eben halt kaputte Steine die so rumliegen ;-)

Nun ging es schnellen Schrittes dem Ende unserer Reise zu. Wir besuchten noch Neapel (bester Espresso und leckeres italienisches Essen) und Cadiz als Hafen zu Sevilla. Wobei auch da blieben wir in Cadiz, eine hübsche Kleinstadt bei der man den Einheimischen folgen sollte um zu den besten Restaurants zu kommen.

Und dann war unsere Reise auch schon fast vorbei. Von Cadiz ging es in wenigen Tagen zurück nach Southampton wo es Abschied nehmen hiess. All die Crewmitglieder die man lieb gewonnen hat. All die Passagiere, die mit einem um die Welt fuhren. Es war sehr, sehr schwer. Nach 4 Monaten ist man eine eingeschworene Gesellschaft, die sich nur ungern trennt. Man hatte so seine Lieblingsorte, war gewohnt, dass alles für einem erledigt wird und nun sollte das alles vorbei sein. Koffer packen und tschüss.

Fazit der Ferien. Es war einmalig, super, genial, lehrreich, faszinierend, erschreckend und wiederholungswürdig. Wie gerne würden wir doch am 10.1.17 einfach wieder mitfahren. 4 Monate durch die Weltmeere schippern. Leider steht uns da die Arbeit im Wege. Es war so schon sehr, sehr nett von den Arbeitgebern, die Zeit frei zu geben. Sozusagen ein Sabbatical. Und es hat gut getan.

Auf Facebook hab ich das ganze in Kurzfassung so gehalten: 120 Tage, 41318 Seemeilen, 1mal um die Erde, 37 von 39 Ports angelaufen, 25 von 26 Länder besucht, 45 Formal Diner, 12 Abendkleider, 2 Kapitäne, 5 Paar Tanzschuhe vertanzt, 64G Photos geschossen, ca 240 Schöggeli im Handgepäck, 1 Bild gekauft, -4kg Körpergewicht, +2 Queen Mary Shirts, 24 Bücher gelesen und tausende neue Eindrücke der Welt mitbekommen.

Irgendwann hoffentlich eine zweite Weltreise. Irgendwann. Hoffentlich.

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