SuSE 11.94
|
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Samstag, 22. November 2014, 11:06
aus dem *deutsche-slackware* dept.
Reisen wir zurück in den November 1994. Klein Beat hatte eben im Frühjahr das erste Mal TCP/IP auf einer AS/400 benutzt und sich zum Ziel gesetzt, das mal da kennenzulernen, wo es herkam. So blies er alle Vorsätze, sich nicht mehr mit dem komischen UNIX auseinander zu setzen, in den Wind und plauderte mit seinem UNIX Guru, dem damaligen Pfarrer aus Regensdorf.
Ob er mir UNIX beschaffen könnte? Er meinte, ich solle das gleich vergessen. Und mir Linux angucken. "Was ist Linux?" meine naive Frage, "Linux is not Unix" seine erfahrene Antwort.
So hielt ich vor 20 Jahren eine Schachtel in den Händen. Eine CD, ein dickes Buch. Mangels CD Laufwerk las ich erst mal das Buch - bald hatte ich ein Dual Speed ATAPI Drive in den Händen, tauschte dieses schnell gegen ein single Speed Mitsumi von meinem Vater ein, weil es dafür einen Treiber gab. Schon damals galt, was auch heute gilt - manchmal ist es einfacher, die Hardware dem OS anzupassen, als das OS der Hardware :-)
Mit dem Wissen aus dem Buch gelang mir auch bald die Installation (YaST kam erst ein paar Monate später) - gleich zu Beginn tripple Boot nebst DOS mit DESQview und Windows 3.11 und einem OS/2 2.0. Kurz darauf schleppte ich meine seance ins Büro und schloss sie ans "Big Iron" an - erst mal traditionelles Telnet in der Konsole, später schrieb ich eine passende Keybord Map für x3270.
Die Stationen danach im Schnelldurchlauf: Beitritt in der LUGS, baldige Umstellung meines Arbeitsplatzrechners auf Linux und Aufbau eines Fileservers in der damaligen Minolta, ein erster Auftritt im Internet, erste Erfahrungen mit Bildbearbeitung aus DSLRs, etwas Irix für unseren 3D Scanner. Dann einen Abstecher ins Oracle Consulting inklusive Weiterbildung unter Solaris, etwas HP/UX, Tru64 und Ultrix. Wechsel ins Systems Management bei der ETH mit Linux Workstations und Servern, FreeBSD Servern, MacOS X und AIX Desktops. Zuletzt Wechsel ins High Performance Computing, einer Linux Monokultur, in der ich heute zuhause bin.
Würde das Linux vor 20 Jahren heute noch booten? Freundlicherweise liegt das Image meiner CD, die ich zu meinem 10-Jahre-Linux-Jubiläum auf einen Server der ETH gepackt habe, noch immer da. VmWare anwerfen, Inhalt der CD per Live Linux auf eine virtuelle ext2 Partition kopieren, Disketten Image anhängen und booten. Der Installer ist noch immer vertraut, das System bootet nach einer knappen Stunde, wenig später habe ich sogar X11 - wenn auch in nur in 640x480, 16 Farben. Genauso wie die Netzwerkkarte ist heutige Grafikhardware zu modern, Linux 1.1.62 wusste noch nichts von PCI.
So stürmisch die ersten Jahre, so gelassen ist heute die Entwicklung. "Wir" haben die Weltmacht an uns gerissen, im Serverumfeld ist Linux heutzutage etabliert, der Desktop zwar verloren, dieser aber durch Handies und Tablets unter Linux Android und Darwin iOS stark unter Bedrängnis. Ich habe gute Chancen, weitere 20 Jahre mit Linux zu arbeiten - wer hätte das in den wilden 90ern von diesem "Spielzeug" gedacht?
suse1194.jpeg
98KB (100913 bytes)
Permalink
|
|
|