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 Public Viewing 
Fussball Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Dienstag, 1. Juli 2014, 22:17
aus dem *filosofisches* dept.

Das Spiel ist aus, traurige Gesichter in roten Shirts begleiten mich auf dem Weg in die Sihlpost. Ein paar Testosteronjunkies haben genug Alkohol intus um die Stimmung leicht aggressiv daherkommen zu lassen, die grosse Masse sitzt in den Bars und Gärten und lässt ihren Frust in einem Glas Bier ertrinken.

Auf dem Rückweg einen Blick in den Hof. Zum ersten mal sehe ich das eiserne Gitter geschlossen, selbst am 1. Mai war es offen. Dahinter ein paar Autos mit Argentinischen Flaggen, wohl Gäste des Reisebüros. Die Besitzer schleichen herum und suchen einen günstigen Augenblick, um den Platz unbeschadet zu räumen.

Momente, die mich in meiner Abneigung gegen derartige Events bestätigen. (Mit-)Gewinnen kann jeder, Niederlagen einstecken fällt den meisten schwer, die Euphorie schwingt in Aggression um und kleine Minderheiten müssen den Kopf hinhalten.

Lange war ich selbst Teil einer Minderheit, musste den Kopf hinhalten - vor allem dann, wenn ich etwas gut gemacht habe. Etwas, was die grosse Masse nicht erreichte. Eine gute Note, ein Lob vom Lehrer und mein Leben war für einige Tage die Hölle.

Da lag kürzlich ein Buch auf unserem Klo in Obstalden. Ich las mich erst etwas ein, ein paar Tage später durch. Viele verschüttete Erlebnisse kamen hoch. Ich brauchte lange, um sie zu verdauen und die damit verbundene dunkle Stimmung loszuwerden.

Ein faszinierendes Buch. Nicht nur der enorme Wettbewerb an Schulen, auch die Hilflosigkeit von Eltern, deren Kinder "auf den Deckel bekommen". Oder das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, das genausowenig den gängigen Klischees entspricht wie die perfekte Beziehung bis zum Lebensende. Aber auch dieses Buch weiss keine Antworten, immerhin traut es sich die Fragen zu stellen.

Ab morgen ist wieder "Normal". Irgendwie bin ich froh darum, die letzten Tage waren doch eher ungemütlich für einen nicht-Fan im Langstrassenquartier.

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