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 100 Tage 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Dienstag, 10. Juni 2014, 14:57
aus dem *zweitwohnsitz* dept.

Bundesräte haben 100 Tage Karenzzeit, bis sie sich den Journalisten stellen müssen - ich nahm mir 100 Tage, bis ich über meine Wohnung in Zürich blogge :-)

Seit meinem Experiment Wohnung war mir klar, dass ich über kurz oder lange ein permanentes Bett in Zürich haben möchte. 20 Jahre gependelt, zu Beginn in einer knappen Stunde in Dietikon, zum Schluss vier bis fünf Stunden täglich unterwegs. Die Umstellung vom Auto auf den Zug kam nach dem erfolgreichen Testdrive und ich genoss den Luxus, mir wenigstens auf dem Weg keine Sorgen mehr um mein und das Leben anderer zu machen. Ich habs mir eingebrockt, darf nicht jammern.

So suchte ich ein knappes Jahr lang. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember musste ich neu 5x umsteigen, damit ging mir die Pendelei endgültig auf den Sack. Ich investierte viel Zeit, opferte Schlaf, lernte unbekannte Ecken von Zürich kennen und staunte über meine Mühen - ich heisse nicht -ic, bin nicht rassistisch, habe ein geregeltes Einkommen, mache keine Parties oder horizontales Gewerbe... Dann ging es plötzlich schnell, Wohnung 19 von 21 war innert einer Woche die Meine.

Zürich Der Start war harzig. Ich steckte mitten in einer Zeit von 60-Stunden-Wochen, musste mich um Bett, Schrank und andere Einrichtung kümmern. Mich ins Leben zu stürzen fiel mir schwer, ganz anders als bei den befristeten Abstechern.

Erst im Verlaufe des Aprils komme ich langsam an, verfolgt vom schlechten Gewissen. Darf ich das? Darf ich mir diesen Luxus nehmen? Nala war eine grossartige Stütze und hat mich über diese Zeit wunderbar motiviert.

Im Mai dann ein paar gute Abende, Treffen mit Menschen, lange Spaziergänge. Prompt kommt mit der Entspannung die Migräne und ich leide zwei Wochen unter mehr oder minder heftigen Kopfschmerzen. Einerseits Scheisse, mit kaputtem Kopf durch die Welt zu gehen - andererseits ein gutes Gefühl, so langsam runter zu kommen.

Wo bist Du zuhause? ist die meistgehörte Frage. Die Kinder, Bekannte, das Steueramt, die Einwohnerkontrolle - alle fragen mich das als erstes. Ich stelle sie mir sogar selbst :-) Noch ist mein Zuhause da, wo ich gerade bin. Sei es mitten in Zürich, sei es bei meiner Familie in den Bergen, sei es unterwegs mit Rucksack und Kamera auf einer meiner Reisen. Es ist jeweils ein Heimkommen. Vielleicht habe ich es geschafft, mein Zuhause in mir zu haben?

Auf jeden Fall allen Beteiligten einen grossen Dank, dass Ihr mir diesen Schritt ermöglicht habt!


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