Nur Vierter...

Geschrieben von Nala Rubischon (Link) am Freitag, 19. Februar 2010, 12:51 aus dem gut-besser-am-Besten dept. Heute am Radio "Stéphane Lambiel wurde an der Olympiade nur 4.ter". Hallo? dachte ich mir. Was heisst da nur? Wieso sind immer nur die Besten die Besten? Lambiel hat angeblich die beste Kür seit langem gezeigt. Er hat sich also selber verbessert. Ist das nichts wert? Ist man dann "nur" Vierter? Verlierer? Und auch 4.ter ist ja nicht letzter. Im Gegenteil, 4.ter zu werden ist doch auch eine Leistung. Ich ärger mich je länger je häufiger darüber, dass immer nur mit den Besten verglichen wird. Wehe man hat mal keinen guten Tag und verliert. Selbst bei einem Federer wird grad schief geschaut. Was soll das? Was soll dieses ständige Schwanzlängenvergleichen? Es ist in meinen Augen absolut sinnlos. Ja im Gegenteil, für die Persönlichkeit ist es gar schädlich, wenn man immer nur mit anderen verglichen wird. Auch die Lehrer meiner Kids fahren auf dieser Schiene. Die anderen sind besser, streng Dich an. Bla. Was interessieren mich die anderen? Ich bin stolz auf mein Kind, wenn es sein bestes gab und soviel schaffte, wie es halt konnte. Ob das nun eine 4 oder eine 5-6 ist. Und selbst wenn alle anderen besser oder schlechter waren. Es interessiert nicht. Sie sollen sich lediglich mit sich selber vergleichen. Wo ist der Sinn wenn ich Maja die Mathenoten von Beni vorhalte - Mathe eine Stärke von Beni. Umgekehrt dann aber Beni die Deutschnoten von Maja - eine Stärke von Maja. Das Kind fühlt sich doch nur zurückgesetzt und für dumm erklärt. Obwohl es das gar nicht ist. Es ist nur im einen Fach nicht so stark wie im anderen. Aber solange es sein Bestes gibt, find ich das alles gut. Auch im Sport wird immer nur Leistung gefordert. Noch besser sein als der Kollege. Wo bleibt das Teamwork? Die Freude am gemeinsamen tun? Das mitfreuen mit dem anderen? Immer nur schneller, besser, weiter. Wer nicht Erster ist, ist ein Verlierer. Nein, Stéphane Lambiel wurde nicht "nur" 4.ter. Er wurde superguter 4.ter! Wie traurig machte es mich, dass er selber enttäuscht darüber war. Enttäuscht, dass er für die Schweiz keine Medaille holen konnte. Anstatt dass er sich über den 4.ten Platz freute. Eine sehr gute Leistung zeigte und persönliche Bestleistung in der Kür. Die Menschen werden nie glücklich, wenn sie immer nur nach dem Besten-sein streben. Es gibt immer irgendwen irgendwo, der besser ist. Der etwas besser kann. Wir sollten lernen danach zu streben, uns für eigene Bestleistungen zu loben. Uns selber zu verbessern und nicht nach nebenan zu schielen, wie gut der andere etwas kann. Permalink

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