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 Verletzungen und mangelnde Anerkennung 
Nala Geschrieben von Nala Rubischon (Link) am Montag, 1. Februar 2010, 21:18
aus dem immer-und-immer-wieder dept.

Ein schweres Thema, das ich da aufgreife. Es passierte erst vor kurzem, dass mir das ganze Schlamassel wieder bewusst wurde. Ich erkannte die alten Verletzungen, die aufgerissen wurden. Die Person meinte es sicher nicht böse. Das meinten die Menschen es nie.

Mit meinem neuen Namen stosse ich natürlich nicht nur auf Begeisterung. Direkte, starke Abneigung und Abwehr aber zum Glück nur selten. So kommt es vereinzelt vor, dass ich in die Esoterikecke abgeschoben werde - wenn das mein Psychiater wüsste ;-). Und es kommt vor, dass Personen ganz verweigern, mich Nala zu nennen. Sie wollen es nicht mal versuchen. Schade.

Diesen Artikel ausgelöst hat eine Mail von einer Verwandten. Ich hatte sie wegen was angemailt - selbstverständlich als Nala, ich bin nun mal Nala. Ihre Antwort war "Hoi Pixka". Es ist mir klar, dass sie es vermutlich witzig meinen wollte. Vielleicht wollte sie auch einfach an alten Dingen festhalten? Oder dann tatsächlich böswillig mir in dieser Wunde rumstochern. Als kleines Kind konnte ich meinen Namen wegen einem Sprachfehler nicht wirklich aussprechen und hab mich wohl Pixka oder Piska genannt.

Was für Leser jetzt vielleicht lustig klingt, war es damals überhaupt nicht. Heute ist mir klar, dass dies eine sehr grosse Verletzung auf der Seele hinterliess. Ich fühlte mich ausgelacht. Fehlende Anerkennung liess mich in ein Schneckenhaus zurückziehen. Nach aussen nix anmerken lassen und innerlich verkümmern.

Ich bin mir bewusst, dass in meiner Stammfamilie die Anerkennung fehlte - allen. Dies ist kein Vorwurf an meine Eltern. Absolut nicht. Es war ein Fehler den sie begangen haben, den sie aber nicht anders machen konnten, da sie es gar nicht anders kannten. Und so wird mir heute schmerzlich bewusst, dass in der Kindheit häufig ein Mangel herrschte, den ich nicht auszugleichen wusste. Aus Gesprächen mit meiner Mutter erkannte ich, dass dies auch in ihrem Kinderrucksack ein Stolperstein war. Wie sollte sie den ausmerzen? In einer Zeit, in der man erstmal überhaupt überleben musste und sich nicht die Zeit nehmen konnte, über sich und seinen Rucksack zu sinieren.

Ich hab heute diese Zeit. Ich darf und muss mir diese Zeit nehmen. Damit in Zukunft die nächsten Generationen vielleicht weniger an diesem Stein schleppen. Auch bei meinen Kindern habe ich denselben Fehler gemacht. Zuwenig Anerkennung, eher noch verletzend sein. Auslachen, nicht ernstnehmen. So sehe ich zwar den Fehler, aber keine Schuld bei den jeweiligen Personen. Wir alle versuchten nur unser bestes.

Dass die Angriffe damals auf meine Persönlichkeit wohl aus der Not heraus entstanden, mir nicht zeigen zu können, dass ich geliebt werde, dass es schön ist, dass ich auf der Welt bin, muss so hingenommen werden. Es lässt sich nicht ändern. Es ist meine Vergangenheit. Aber die Zukunft lässt sich gestalten. Erkennen solcher Mängel ist ein erster Schritt. Erkennen, wenn die alte Verletzung getriggert wird ebenso. So habe ich mich bei obenerwähnter Mail nicht ins Schneckenhaus zurückgezogen, sondern entschied mich diesen Blogartikel zu tippen. Ich weiss, dass hier Eltern mitlesen. Und Menschen die mal noch Eltern werden wollen. Diese sollen wissen, wie sehr mangelnde Anerkennung und Verletzungen (Sarkasmus und Ironie kann von Kleinkindern nicht verstanden werden!) belastend wirkt oder wirken kann. Versucht es besser zu machen. Ich will es im Zusammenleben mit meiner Familie auch verbessern. Jetzt. Sofort. Nicht erst morgen!

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • christof@buergi.lugs.ch Re: Verletzungen und mangelnde Anerkennung
    Geschrieben von P2501 (Link) am Dienstag, 2. Februar 2010, 14:39

    Nur so nebenbei: Nicht nur Kleinkinder verstehen weder Sarkasmus noch Ironie, manche Kulturen tun dies generell nicht. Vor allem Ostasiaten haben da oft keinerlei Verständnis. Bei dieser Form von Humor ist also generell Vorsicht angebracht, nicht "nur" den Kindern gegenüber.

    (Und das von jemandem, der Sarkasmus und Ironie liebt. ;-) )