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 Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Donnerstag, 19. November 2009, 11:01
aus dem *das-buch-zum-film* dept.

Ab und zu lenke ich meine Schritte über Mittag zum Briefmarken Hächler in Volketswil. Er hat ein grosses Gestell draussen mit Taschenbüchern zu einem Franken und ich habe schon manche Perle darunter gefunden. Mitte letzter Woche war ich wieder einmal da und mir stach Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins in die Augen.

Den Film hatten wir schon vor längerer Zeit gesehen und ich rechnete mit einer hübschen Geschichte - gerade richtig für späte Abende an denen ich im Zug mein Noteboook nicht mehr öffnen mag.

Das Buch hat mich überrascht. Es ist so dünn, dass Maja das isch viel zwenig für mich meinte :-) Die Geschichte ist jedoch sehr dicht geschrieben, kein Kapitel plätschert einfach so dahin. Milan Kundera hat mit seinen wenigen Seiten mehr ausgesagt als Simone de Beauvoir in ihrem dicken Die Mandarins von Paris. Ich musste mich einige Male zurücklehnen um etwas Zeit zum Nachdenken zu bekommen.

Die Geschichte portraitiert Menschen, ihre Gefühle, Aengste und ihre Beziehungen zueinander. Im Gegensatz zu Hollywood ist nicht nur das Kennenlernen und die erste Verliebtheit das grosse Thema, sondern das ganze Leben von Tomas, Teresa, Sabina und Franz. Ihr Sein als Folge der Erlebnisse in ihrer Kindheit, ihre Lebensgrundsätze, ihre Grenzen, ja selbst ihr Tod findet Platz im Buch.

Zwischen der Geschichte dieser Menschen finden auch persönliche Gedanken von Kundera ihren Platz. Stalinismus, "Freiheit", ja selbst Fragen um Gott und Religion kommen zum Zug. Er bringt seine Akteure immer wieder ins Spiel, verknüpft sie mit seinen eben geäusserten Gedanken. Die Beschreibung der Gefühle von Tomas während seinem Polizeiverhör wurden für mich noch deutlicher fühlbar als in Alexander Solschenizyns's Archipel Gulag.

Einige Male erkannte ich mich wieder in den Gedanken und Aengsten der Menschen im Buch. Handlungen und Gefühle, über die ich selbst oftmals stolpere und die mir mein Leben unnötig schwer machen. Ich fand es überaus tröstlich, nicht alleine zu sein. Etwas, was Hollywood definitiv nicht schafft, da es viel mehr ein Bild der Wünsche und nicht ein Bild des wirklichen Lebens zeichnet.

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