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 Das Rosentatoo 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Montag, 3. August 2009, 08:08
aus dem *bobo-bobo-bobo* dept.

Am Samstag lud DJ Bobo zum Open Air DJ Bobo and Friends nach Engelberg. Aus Erfahrung klug geworden reiste ich dieses Mal mit Zelt und Schlafsack in die Innerschweiz.

Nach einer realtiv kurzen Nacht, ich hatte am Freitagabend noch bis 22:30 bei einem Kunden gearbeitet, packte ich und nahm den Zug über Thalwil und Luzern. Der Tunnel nach Engelberg ist noch weit von der Vollendung entfernt, entsprechend hat die ehemalige LSE ihr Wagenmaterial noch nicht ersetzt. Reisen im Ruckelzug, mit offenen Fenstern und den charakteristischen *knarz*, *quitsch* und *ruckel* in der Zahnstangenstrecke sind ein besonderes Erlebnis. Bald wird man es nur noch auf Museumsbahnen erleben.

Die meisten Mitfahrer im roten Oberteil. Eine der Ausnahme eine jüngere Deutsche, welche ein grünes, ärmelloses Top trug. Eine wunderschöne, leuchtende Rose guckte unter dem Träger hervor. Seit bald 20 Jahren habe ich die Idee, mit ein Tatoo stechen zu lassen, wenn ich das nächste Mal von einer Frau verlassen werde - das letzte Mal war es ein Ohrstecker, den ich noch immer mit Freude trage :-)

Zelt

Das Zelt war schnell aufgebaut und ich stand pünktlich um 14:00 auf dem Gelände. Die erste Enttäuschung: Die Bühne klassisch, kein Kreuz wie vor drei Jahren. Wohl ein Kompromiss, um die Gäste nicht vom drohenden Regen nasswerden zu lassen? Dreieinviertel Stunde lang Eurodance aus den 90ern, unter strahlender Sonne. I know what I want and I want it now, I want you, 'cause I'm mister vain. Oder der Schwarze von Captain Hollywood Project. Der hat schon in den 80ern Musik gemacht, muss also um die fünfzig sein. Aber die Show, die er hingelegt hat, war einfach grossartig.

Die obligate Pause für den Gottesdienst in Engelberg füllte ich mit einer feinen Portion Mah Meh und viel Flüssigkeit. Die ersten Sonnenbrände guckten mich neckisch an - gut habe ich mich am Morgen gut eingeschmiert.

Da stand sie wieder, in ihrem grünen Top. Ich nahm meinen Mut zusammen und sprach sie an. Vielleicht darf ich ja einen Blick auf den vom Top verdeckten Teil der Rose werfen? Die kalte Dusche, die da folgte, war niederschmetternd: Ja, mir gefällt es auch. Danach Funkstille. Keine Freude, keine Reaktion, ich mit einer grossen Zwei am Rücken. Sie war nicht alleine mit ihrer Einstellung: Die meisten Besucher eher kühl und reserviert, unzugänglich. Vielleicht einer von hundert hat mitgetanzt, sich von der Musik tragen lassen. Die anderen standen da, liessen sich berieseln und wartet auf ein clap your hands. Wundert mich nicht, findet das nächste grosse Konzert in bestuhlten Hallen statt. Ohne mich.

Sandras Liveauftritt mit Band war lautstärkemässig ziemlich übel. Wohl beim Soundcheck gespart, eigentlich schade für die vielen wunderbaren Songs. Ihr nimmt man die Stimme nicht mehr ganz ab, das leise Fistelstimmchen passt nicht zur alternden Mama, die da auf der Bühne steht. Aber auch der neue Song, den sie später mit Bobo brachte, klingt wie die Alten. Die Stimme scheint sie behalten zu haben, auch wenn ihre Figur eine Wohltat für alle Mütter sein muss, die bei ihren Geburten etwas aus der Form geraten sind :-)

Noch einmal eine Pause, dann kommt der Gastgeber persönlich. Eine glatte Show, keine Löcher, viele alte und bekannte Stücke. Pirates of Dance das Neueste, wird wohl Zeit, dass Bobo sich wieder einmal ins Studio bequemt und eine neue CD aufnimmt. Seine Crew hat ein paar Anpassungen erlebt, die Engländerin und der Schwarze sind nicht mehr mit dabei, auch fehlt der auffällige Irokesenschnitt. Ihre Nachfolger klingen anders, aber durchaus passend. Die Acapella Version von What a Feeling, gesungen vom neuen schwarzen Sänger, hat durchaus Potential zu Tränen. Die blonde Tänzerin fasziniert mich: Noch nie habe ich einen Menschen derart kontrolliert und beweglich gesehen. Sie stellt die restliche Gruppe in den Schatten.

Kurz nach elf noch ein Feuerwerk, dann tummelten sich die Meisten nach Hause. Bis um 02:00 lief noch Musik, ich zog es aber vor, mich im Zelt zu verkriechen. Die 42 Schritte nach vorn und 23 nach links passten nicht mehr, einige neue Zelte standen mir im Wege. Ich fand es dank Feuerwerk nach ein paar Minuten und kroch müde und mit gemischten Gefühlen in meinen Schlafsack.


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