Herbstwanderung
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Montag, 6. Juli 2009, 09:33
aus dem *i'm-walking-schubidi* dept.
Heute Morgen fehlte mir etwas Essentielles: Der Bus nach Mühlehorn. Wie ich später erfuhr, ist dieser in Filzbach stehengeblieben.
Priska wohl in süssen Träumen, der nächste Bus eine gute halbe Stunde weg. Home Office nicht möglich, da ich heute noch einen Kundenbesuch vor mir habe. Warum also nicht die Chance packen und einen Spaziergang nach Mühlehorn machen?
Der Regen am Morgen hatte mich dazu bewegt, Hosen und ein paar gute Schuhe anzuziehen. Die warmen Tage der vergangenen Woche sind gestern Abend mit einem gewaltigen Gewitter vorbeigegangen und wir haben wieder das typische Schweizer Sommerwetter. Nass, kühl und ohne Hoffnung auf warme Sonne.
Ich wählte dabei nicht die schnelle Route über den Weg unter der Kirche, sondern die längere und ungemein reizvollere über den alten Walsaweg.
Vorbei am Schulhaus und der Trafostation Walenguflen zum ehemaligen Schöpfwerk. Ein kleines Häuschen, das auf den ersten Blick nichts anderes enthält als die Meldungen der Gemeinde. Doch dahinter ist das grosse Loch, in dem früher eine Quelle angezapft und das Dorf mit Wasser versorgt wurde.
Durch den Wald, über den alten Holzsteg und die Höhle mit der Feuerstelle. Im Winter hat man Aussicht, im Sommer sind die Bäume davor im Wege und man hört nur das Leben draussen. Ein wunderbarer Platz im Trockenen, der zu philosophischen Gedanken anregt. Irgendwann will ich da ein kleines Feuer machen und eine Wurst braten :-)
Ueberall Blätter am Boden, Nebelschwaden und Nieselregen. Der Herbst meldet sich bereits und verbreitet melancholische Stimmung. Noch sind die Bäue grün, vieles ist jedoch schon verblüht oder vom Regen zerschlagen. Der Böög im Frühjahr hatte durchaus recht mit einem durchschnittlichen Sommer. Es ist kein Jahrhundertsommer wie 2003, aber auch keine derartige Schwemme wie 1994. Entsprechend gut wuchert das Grün und ich hoffe schwer, dass sich die Meerschwinchen dem Gras im Garten annehmen und ich mich nicht mit der Machete durchkämpfen muss.
Weiter durch einen kleinen Tunnel. Ob der damals von den Römern geschlagen wurde oder einfach per Zufall da war und sich als Durchgang bot? Schliesslich ist das Gelände sehr unwegsam und es brauchte wohl eine grosse Anstrengung, einen Weg zu bahnen. Wie beschwerlich muss da wohl die Ueberfahrt über den See gewesen sein, dass sich die Menschen einen derartigen Pfad schlugen. Kurz darauf kommt man wieder in den "richtigen" Walsaweg, welcher wenig später über die Sagenbrücke führt.
Drei mal überschritt ich eine Abschrankung. Gut, sie waren nicht mehr richtig gespannt. Ob das Absicht oder eine Folge des Gewitters war, konnte ich nicht sagen. Aber wie bei uns so schön geschrieben steht: Uebernimm Verantwortung für Dich. Also gut auf den Weg und allfälligen Holzschlag aufpassen und durchgehen.
Etwas später scharf nach rechts, Richtung Mühlehorn. Ein steiles Stück runter, erst zwischen Häusern, dann mitten durch eine grosse Wiese. Das letzte Stück vorbei an der Hammerschmiede, bei der ich immer an meine Ahnen denken muss, die in solchen ihr Brot verdient haben. Figuren im Garten zeugen vom grossen Geschick des hiesigen Schmiedes.
Direkt am Bahnhof stehen die grossen Silos des Schotterwerkes. Eine rege Tätigkeit schon am frühen Morgen. Ein Ledischiff vom Steinbruch an der anderen Seeseite wird entladen, gleich drei Lastwagen warten auf eine Fuhre Steine. Mit grossem Getöse wird der Schotter vom einen in das andere Transportmittel verladen.
Der Weg braucht eine runde Stunde, ich war dann doch noch etwas zu früh für den Zug. Ein Busschauffeur tauchte noch auf und plauderte mit mir. Ich solle doch dem Niederer schreiben, es könnte einen Gutschein für einen Kaffee geben. Soll ich das wirklich tun? Mit Bus wäre ich zwar eine Stunde früher im Büro gewesen, hätte aber kaum einen so netten Spazerigang machen können.
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