Schule und Medienkompetenz
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Donnerstag, 2. Juli 2009, 15:26
aus dem *hurra-die-schule-brennt* dept.
Ein schöner Artikel
heute in Swissinfo: Der Umgang mit
dem Internet will gelernt sein. Fazit: Die Schule sollte Dinge wie
Medienkompetenz vermitteln, hat aber schlicht keine Zeit dazu.
Ich glaube kaum, dass jemand das in der Schule erworbene Wissen vollumfänglich weiterverwenden konnte. Jeder von uns hat mehr oder minder viel Stoff sinnlos gelernt, sich darüber geärgert und es so schnell wie möglich wieder vergessen.
Warum musste ich Französisch lernen? OK, ich brauche es alle Schaltjahre für ein Bonjour, um danach mit Englisch weiterzufahren. Und warum mussten alle meine Mitschüler Mengenlehre begreifen, obwohl ich der einzige war, der das je brauchte? Und das auch nur um die Datenbanktheorien nach Zehnder zu begreifen. Oder Algebra, Physik, Chemie? Ja selbst die Geographie war für die Füchse. Warum lernten wir Flüsse und Berge, wo doch Städte, Strassen und Bahnschienen dasjenige welches sind?
Ein paar wenige Stunden haben mir wirklich etwas gebracht. Einige haben schlicht Spass gemacht und die Allgemeinbildung gefördert - nur waren das im Normalfall diejenigen, die unsere Lehrer dem Lehrplan vorbeigequetscht haben...
Doch genug gelästert. Sonst kommen wieder böse Kommentare :-)
Ich sehe einen primären Bedarf nach Kommunikation. Wir haben die Schulbehörden in den Gemeinden, Kantonen und auf Bundesebene. Wir haben Eltern. Wir haben Lehrer. Zukünftige Arbeitgeber. Hochschulen. Und nicht zu vergessen auch die Kids, die zur Schule gehen. Die Ideen von was soll die Schule vermitteln unterscheiden sich grundlegend - ohne dass je ein Dialog unter eben diesen Gruppen stattgefunden hätte. Vielleicht noch zwischen Schulbehörden und Lehrern, wie das glücklicherweise im Glarnerland stattgefunden hat. Aber Eltern, zukünftige Arbeitgeber und die Schüler selbst sind mit ihren Vorstellungen ganz alleine.
Der Dialog findet auch in der Gegenrichtung nicht statt. Meine Lieblingsfrage an die Lehrerschaft bei Elterngesprächen: Was erwartest Du von uns? Sie setzt jeden Lehrer in helle Panik. Und so bleibt uns Eltern nichts anderes übrig, als selbst herauszufinden, in welchen Bereichen wir unseren Kids welche Hilfe geben dürfen, sollen oder müssen.
Meiner ganz persönlichen Meinung nach sollte die Schule primär Wissen mitgeben, das uns im Leben zu selbstständigen und überlebensfähigen Individuen macht. Lesen, Schreiben, Rechnen, eine möglichst universelle Fremdsprache. Umgang mit Geld, Menschen, Essen, Krankheiten und Informationen. Dabei darf durchaus eine Redundanz zu dem existieren, was die Eltern erzählen. Besser zwei Mal dasselbe als nie.
Selbstverständlich dürfen auch heikle Themen Platz finden. Ein Zitat aus dem Artikel: Ein weiteres Problem ist der Zugang zu einer normalen Sexualität. Warum soll gerade Sexualität in der Schule ein Tabu sein?
Doch zurück zu der Medienkompetenz. Vor noch nicht allzu langer Zeit existierte in den Staaten um uns herum eine aktive Zensur. Der Staat hat ganz bewusst Informationen verfälscht oder unterlassen, um seine Schafe im Dunkeln zu lassen. Die Schulen hatten damit auch nicht die Aufgabe, Medienkompetenz zu vermitteln. Kein Schüler musste in der Lage sein, Informationen zu filtern - schliesslich haben das schon die Zensoren im Voraus erledigt.
Was aber, wenn die Medienkompetenz schon damals ein Thema gewesen wäre? Die Bürger, nicht nur die mit einer Hochschulbildung, begriffen hätte, welch manipulativen Aussagen vom Staat her kamen? Sie wären kaum mit dem Elan der Jungs anno 1914 an die Front gezogen. Und sie hätten kaum bis 1929 derartig viele Aktien gekauft. Und vielleicht hätten sie 1933 auch nicht mit einer derartigen Einigkeit rechts gewählt.
Nach dem Aufbruch der Zensur, welche zuletzt in einem weltumspannenden Informationsauschtausch mit Namen Internet endete, ist die Situation heute doch grundlegend eine andere.
Oder vielleicht doch nicht? Stecken die Politiker, die früher eine Zensur unterstützt hätten, heute nicht auch in den Schulgremien? Ein Mangel an Medienkompetenz sorgt zumindest dafür, dass Plakate mit schwarzen und weissen Schäfchen durchaus nicht ihre Wirkung verfehlen. Und er sorgt letztendlich auch für einen guten, die Wirtschaft ankurbelnden Konsum. Egal ob sinnvoll oder -frei, umweltbelastend oder grün - hauptsache die Werbung wirkt und die Produkte werden erworben.
Ich bin froh, nicht mehr in die Schule zu müssen. Das ist besser für mich - und ganz besonders auch für meine potentiellen Lehrer. Sie würden mich hassen :-)
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