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 Am Puls der Zeit 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Dienstag, 16. Juni 2009, 15:06
aus dem *sprint* dept.

Seit gestern Morgen fahren die ersten beiden rundumerneuerten NPZ als Glarnersprinter von Zürich nach Schwanden.

Der erste Eindruck gestern am Bahnhof Zürich: Ui, quitschsauber! Da, wo ich einsteigen wollte, erste Klasse. Also in einen Zwischenwagen - der Steuerwagen ist den finanzkräftigeren Bahnfahrern vorbehalten.

Aehnlich einer neuen Doppelstock S-Bahn in der Mitte abgesenkt, über den Drehgestellen erhöht. Viele Treppen im Zug, ein Wägeli wird es nun definitiv nie mehr geben. Höchstens noch einen Bauchladen. Aber der wäre schon nach der ersten Klasse ratzeputz leergefressen.

Ich setze mich auf einen Platz über dem Drehgestell und wünsche mir mein 12" PowerBook zurück. Das 15" MacBook Pro hat kaum Platz auf meinen Schenkeln, ohne die Beifahrerin neben mir zu stören. Dafür einen viel zu breiten Mittelgang. OK, unten mag das Sinn machen. Wie sollen sonst Rollstuhlfahrer durchkommen? Aber über den Drehgestellen ist es schlicht vergeudeter Platz, der den Hintern der Passagieren durchaus zuguten kommen würde.

Und eben dieser Hintern wird weiter strapaziert. Die Federung ist toll, ganz im Gegensatz zum Sitzpolster: Nach 20 Minuten weiss ich nicht mehr wie sitzen. Ich kenne das sonst eigentlich nur aus Deutschen Zügen, die "unsrigen" sind üblicherweise bequemer.

Gefroren habe ich auch. Aber eben, Klimaanlagen sind hip. Lieber kalt als frische Luft. Und weil sie nicht viel kosten dürfen, sind sie auch nicht von der angenehmen Qualität derjenigen aus den grauen Wagen.

Alles in allem eine enttäuschende Fahrt. Mit dem 19:12 nach Hause zu fahren bringt mich 17 Minuten später nach Hause - dafür aber mit bedeutend mehr Komfort. Und ich glaube, das wird es mir auch wert sein.

Noch viel mehr wird mich in Zukunft der Anblick des Venice-Orient-Expresses in Mühlehorn betrüben. DAS war noch Bahnfahren! Pullmann Wagen, Fenster zum runterschieben, Miss Marple und eine Portion Arsen im Abteil. Wie können die Konstruktöre und Marketingleute nur auf die Idee kommen, das heutige Wagenmaterial als bequem zu bezeichnen.

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