Stille Oertchen
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Mittwoch, 18. März 2009, 09:13
aus dem *toilet-engineering* dept.
Heute Morgen musste ich erst einmal das Klo in unserem Büro entstopfen. Mein Vorgänger - ich weiss dass es ein ER ist, wir haben keine SIEs im Büro - hinterliess richtig Scheisse.
Nun, wer so viel auf Reisen ist wie ich, lernt die interessantesten Klos kennen. Gewohnt an die Schweizerische Konstruktion, welche durchaus eine gewisse Zweckmässigkeit besitzt, erlebe ich oft schauerliche Geschichten.
Eine besondere Konstruktion stellt der Klosomat dar. Anstatt mit trockenem Papier über die Rosette zu kratzen, wird der Hintern erst warm geduscht und anschliessend mit einem Föhn getrocknet. Ein interessantes Gefühl, das jedoch beinahe unbezahlbar ist und daher nur bei eher gutsituierten Bekannten genossen werden kann.
Das klassische Plumpsklo, welches noch immer in den alten Bahnwagen zu finden ist, vermittelt doch ein erfrischendes Gefühl. Der Wind weht einem an den Hintern, im Winter klemmt es alles zu und die Erleichterung wartet auf den nächsten Bahnhof. Edlere Varianten bringen einen Deckel mit sich, der die Luft aber seit sicher 20 Jahren nicht mehr davon abhalten kann, sich um den Hintern zu bewegen.
Modernere Züge brauchen eine Vakuumtoilette. Ab Tempo 160, so sagt man, widersteht die Kacke der Schwerkraft und kommt nach oben. Scheusslicher Gedanke. Die menschlichen Ueberreste werden zusammen mit dem Toilettenpapier und ein wenig Wasser mit viel Getöse eingeschlürft. Durchaus interessant, dem Mechanismus zuzugucken, während man am Händewaschen ist. Dummerweise ist das System recht anfällig auf harte Gegenstände und entsprechend lohnt es sich, den Zustand des stillen Oertchens erst einmal zu begutachten und bei Bedarf ein anderes aufzusuchen.
Doch zurück zum Plumpsklo. Das netteste erlebte ich in der Mönchsjochhütte. Ein langes Plastikrohr führte senkrecht auf den Aletschgletscher. Ich glaubte den Aufschlag nach mehreren hundert Metern freiem Fall zu hören.
Ist man angekommen, erlebt man oft komplett anders konstruierte Klos. Die Deutschen haben eine interessante Konstruktion bei sich zu Hause, die die Untersuchung der Hinterlassenschaft massiv vereinfacht - auf Kosten der Einfachheit bei der Reinigung. Entsprechende Kommentare füllen das Web.
Die Italiener und Franzosen haben gerne Stehklos. Ich konnte es mir bisher verklemmen, ein solches zu benutzen - meist sieht auch die Umgebung nicht sonderlich einladend aus.
Und zuletzt das amerikanische Klo. Aehnlich einer Vakuumtoilette hat es einen überaus dünnen Abfluss. Die amerikanische Kost erzeugt einen relativ dünnen Stuhlgang, welcher den Weg problemlos durch dieses Loch findet. Ernährt man sich jedoch europäisch mit viel Ballaststoffen, so kann dieses kleine Loch durchaus eine unüberwindbare Hürde bereiten. Eine Klobürste? Nada. Entsprechend lohnt es sich, mit den Feststoffen zu warten, bis ein Klo in der Nähe ist, das man nach einmaliger Verwendung für immer verlassen kann. Wehe dem, der im Hotel sein eigenes Badezimmer unter Wasser setzt.
Und wenn kein Klo zur Verfügung steht? Bäume tun es auch. Oder Leitplanken an der Autobahn. Du Papi, ich muss mal ist der Schreckenssatz, den ich allzugerne nach der Ausfahrt Wangen Siebnen Richtung Chur hörte. Endlos lange zieht sich die Strasse ohne Ausfahrt durch die Linthebene, einzig die Leitplanke beim Reichenburger Kreuz verschafft Linderung. Gut, wenn Mami einen gutgefüllten Vorrat von Servietten aus dem letzten McDo Drive-in besitzt.
Doch zurück zu unserem Büroklo. So unterschiedlich die Klos weltweit konstruiert sind, so ähnlich sind die Benutzer. Es gibt welche, die geben sich Mühe, andere eher weniger. Ein Check im Voraus lohnt sich immer. Tut der Schliessmechanismus? Ist die Schüssel nicht verstopft? Hat es Papier? Manch unangenehme Erfahrung blieb mir erspart, indem ich diese Fragen trotz Druck gewissenhaft prüfte.
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Re: Stille Oertchen
Geschrieben von Usul am
Mittwoch, 18. März 2009, 10:53
Leckeres Thema. Wobei man klar sagen muss, dass die "deutsche" Toilette auch in Deutschland auf dem Rückzug ist, ich habe den Eindruck, wo saniert wird, wird in der Regel die andere Variante (alles direkt ins Wasser) eingebaut. Ist halt einfacher sauberzuhalten. Aber noch ein Nachteil: Diese Wasserbombe sorgt halt für ein nasses Gesäß, nass mit Klowasser, wenn die "Bombe" hinreichend Masse mitbringt. Auch nicht jederman(n)s Sache.
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