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 Was ist Facebook? 
Computer Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Dienstag, 10. März 2009, 20:50
aus dem *web20* dept.

Diese Frage stellte sich in einer friedlichen Runde am Wochenende. Eigentlich wollte ich noch kurz eine Demo machen, die hat sich dann aber im Sande verlaufen. Warum also nicht einen Blogartikel schreiben?

Facebook ist eine gelungene Kombination aus einem persönlichen Profil, der Möglichkeit sich mit Freunden zu verbinden, eigene Kurznachrichten wie in Twitter zu schreiben, sowie Fotos, Filme und Links zu hinterlegen.

Der Beginn ist das eigene Profil. Je nach persönlichem Gutdünken schreibt man mehr oder weniger Infos über sich. Die meisten meiner Bekannten benutzen tatsächlich ihren eigenen Namen, eine einzelne Ausnahme befindet sich in meiner Liste.

Dann geht es los mit der Suche nach Bekannten. Facebook hat eine enorme Beliebtheit, entsprechend finden sich viele Menschen über diesen Weg. Ich fand auf Anhieb einen guten Drittel meiner Bekannten aus meinem Adressbuch auf Facebook wieder.

Dann schreibt man vielleicht noch sein Befinden, seine Gedanken oder Tätigkeiten in seinem Status. Beat ist müde. Priska trinkt Kaffee. Man merkt gleich, dass die Belanglosigkeiten unseres Lebens eine grosse Rolle spielen :-)

Vielleicht noch ein paar Fotos? Oder einen Film? Alles findet Platz.

Die Nachrichten meiner Freunde erscheinen in einer Auswahl auf meiner Facebook Einsteigsseite. Ich kann andere Nachrichten, Bilder etc.kommentieren - manchmal entstehen so lebhafte Diskussionen.

Nebst Personen gibt es auch Gruppen. Sie handeln um irgend ein Thema, es kann diskutiert oder Fotos hinterlegt werden. Gruppen gibt es für alle möglichen und unmöglichen Themen: Boteillons in Zürich, Unterschriftssammlungen, Organisation von Treffen oder die Simpsons.

Das Ganze ist in einer derart einfachen und intuitiven Oberfläche verpackt, dass nicht nur Geeks und Nerds damit klarkommen. Sondern beinahe alle Computerbenutzer. Facebook ist so einfach wie ein iPod. Und dieser ist natürlich gleich eingebunden: Ueber die Facebook.app lassen sich auch von unterwegs Kommentare und Fotos hinterlegen.

Viele Programmierer haben die Möglichkeit genutzt, Erweiterungen zu Facebook zu schreiben. So kann man sich mit Umarmungen, Schneebällen und Küssen bewerfen. Die Erweiterungen sollen vom Facebook Team geprüft werden, dennoch finden sich viele ziemlich dubiose Dinge darunter. Ich halte es einfach damit und ignoriere jegliche Anfragen. Mit einer Ausnahme: IPv6 over Facebook musste einfach sein.

Das Ueble an Facebook ist sicherlich die Tatsache, dass es sich um eine amerikanische Risikokapitalfirma handelt. Niemand weiss, wie lange es noch kostenlos sein wird. Und die Tatsache, dass jeglicher Inhalt der Profile den Betreibern von Facebook gehört, vermindert noch mehr das Vertrauen.

Ich halte es so, dass ich nur Dinge über mich veröffentlicht habe, die sowieso schon im Netz stehen. Ist in meinem Fall eher viel - ich bin einfach zu grosszügig. Aber hey, ich will gefunden werden, wenn jemand mich sucht. Als Computerfritze bin ich darauf angewisen, dass die Leute, die mir Arbeit geben wollen, mich auch finden. Persönliches, das ich in meinem Besitz halten will, kommt auf meine eigene Webseite bzw. in meinen eigenen Blog. Die Titel werden in Facebook eingesaugt, der Text bleibt jedoch in meinen Fingern.

Facebook hat es als wohl einzige webbasierende Applikation geschafft, in unserer Presse mehrfach die Frontseite zu besetzen. Ja selbst im Parlament wird darüber diskutiert, ob die Anzahl Unterschriften für eine Initiative oder ein Referendum erhöht werden muss, da das Sammeln mittels einer Facebookgruppe äusserst effektiv ist. Ein Schritt zu einer freieren Welt? Vermutlich nur so lange, wie der Kommerz im Hintergrund bleibt.

Will ich Facebook? Ein klares Jein. Es ist aktuell der effektivste Weg, alte und über die Welt verstreute Bekannte wieder auszugraben und etwas über andere Menschen und ihr Leben zu erfahren. Weder Xing noch Linkedin haben annähernd so viele Benutzer. Ich finde vor allem Menschen, die keine typischen Hacker sind. Wer jedoch nicht so extrovertiert mit seiner Identität umgeht und nicht täglich 5, 10 Minuten übrig hat, sollte wohl eher die Finger davon lassen.

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