La Traviata

Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Dienstag, 30. September 2008, 22:03 aus dem *ooups* dept. Edward flog von langer Hand geplant und gut gekleidet seine Pretty Woman Vivian in die Oper, um La Traviata zu gucken. Beat fuhr spontan in Jeans und Wolfskinjacke mit der S8 von der Enge in den Hauptbahnhof. Vorher hatte er zum definitiv letzten Mal das Limmatschiff genommen und die Sauna am See entdeckt. Nächstes Wochenende wird er sich wohl zwei grosse Badetücher packen und sich einen gemütlichen Abend planen. Irgendwie die Erinnerung, dass da etwas Grosses los ist. Tatsächlich ist der Bahnhof platschvoll Leute, aber das ist sicher wie die Mainstation oder der Ball in der ausgeräumten Bahnhofshalle. Ich schlängle mich zur grossen Treppe neben dem Treffpunkt und bin plötzlich eingekeilt zwischen den Leuten. Kaum eine Armlänge von mir weg besingt ein Paar seine italienische Liebe zueinander. Auf mich sind alle Kameras gerichtet, mir ist die Situation überaus peinlich - andererseits ist es ein Wahnsinnserlebnis gleich neben den Sängern "auf der Bühne" zu stehen. Ich bin eingeklemmt zwischen Sängern und Zuschauern und kann nicht anders als einfach dazustehen und geniessen. Nach einem tosenden Beifall verlagert sich das Geschehen nach vorn, Richtung Geleise. Ich nutze die Chance und kämpfe mich zum Bankomaten der ZKB. Einen Hunni reicher komme ich die grosse Treppe wieder hoch und bin schon wieder blockiert - der Chor singt seine letzten Strophen direkt vor meinen Füssen um anschliessend mit der Rolltreppe nach unten zu verschwinden. Mein grösster Kritikpunkt an Zürich war die mangelnde Kreativität der Leute und die fehlenden innovativen Ideen. Ich flüchtete '91 aus der Stadt, fand nach einem kurzen Irrweg in Obstalden offene und freundliche Leute. Wenn ich gucke, was die Leute in Zürich heute Abend zustandebrachten, dann muss ich meine Meinung revidieren - in einem Bahnhof, in dem täglich 300'000 - 500'000 Menschen unterwegs sind, eine Oper aufzuführen, das mitten im Publikum und in allen Winkeln des grossen Gebäudes, das ist einfach nur grossartig. Mag es daran liegen, dass auch im Operhaus nur wenige alteingesessene Zürcher arbeiten? Alle Teile unter WG-Zimmer. Permalink

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