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WG-Zimmer Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Sonntag, 24. August 2008, 16:19
aus dem *am-see* dept.

Noch immer spüre ich die leichte Zerrung im grossen Brustmuskel vom Inlinen am Donnerstagabend. War vielleicht doch eine schlechte Idee, mich am Gartenzaun in Herrliberg festzuhalten. Wobei ich mir nicht ganz im Klaren darüber bin, was mir jetzt Schmerzen bereiten würde, wenn ich auf dem Teer aufgeschlagen wäre.

Google meint, ich wäre knapp 15 Kilometer unterwegs gewesen - dafür brauchte ich inklusive an- und abziehen der Inlines runde zwei Stunden. Da ist noch Optimierungspotential ;-) Aber wenn ich ehrlich bin: Inlinen ist etwas, was ich überhaupt nicht kann, mir aber viel Spass macht.

Nach der Heimfahrt mit der S6 und einem leichten, eiweissreichen Nachtessen zog es mich noch an den See. Kurz vor zehn sassen noch einige Leute auf der Liegewiese beim Bahnhof Tiefenbrunnen, einem der letzten öffentlichen Plätze seeaufwärts.

Ich suchte mir einen grossen Stein, etwas abseits von den anderen Leuten, direkt am Wasser. Erstaunt darüber, wie warm dieser noch von der Sonne am Nachmittag war setzte ich mich hin. Genoss die Aussicht auf das andere Ufer, das leise Plätschern des Wassers, das ferne Gemurmel der anderen Leute. Die Venus stand schon hell am Himmel und überstrahlte all die Flieger, welche sich für einen Südanflug auf den Flughafen Zürich einfädelten.

In mir drinn ein ganz spezielles Gefühl. Die Worte Ruhe, Gelassenheit und Stärke passen irgendwie dazu, auch wenn sie das Gefühl nicht wirklich beschreiben vermögen. Fühlt sich Selbstvertrauen so an? Ich sass einfach da und es ging mir grossartig.

Nach einer guten Stunde zog es mich zurück, unter die warme Decke. Ich schlief tief und fest - das erste Mal seit ich in Zürich übernachte. Für einmal erwachte ich nicht vor dem Wecker, sondern wurde von ihm wachgeklingelt.

Es ist Jahre her, dass ich dieses Gefühl derart bewusst erlebt habe. Vielleicht als Sekschüler, bei meinen samstäglichen Touren auf dem Uetliberg. Oder bei den ausgedehnten Spaziergängen, die nach einem zu langen Besuch im Lädi fällig waren - zu einer Zeit, wo ich noch kein Autobillet besass und die S-Bahn mit ihrem Nachtfahrplan noch Jahre weg war.

Seither war immer irgend etwas im Wege. Das ungute Gefühl vor morgen, vor dem Versagen als Mitarbeiter, als Ehemann oder als Vater. Die von mir übernommene Verantwortung machte mir immer wieder zu schaffen, stand einem vollständigen Entspannen im Wege. Ich konnte nie wirklich loslassen, einfach den Moment, das Jetzt geniessen.

Und genau an diesem Donnerstagabend ist es mir wieder gelungen. Das gute Gefühl blieb erhalten, wenn auch lange nicht so intensiv. Trotz Aerger in der Bude, einem viel zu langen Treffen mit Geeks und einem späten Abendessen am Freitag. Mir ist es sogar gelungen, das gute Gefühl mit nach Hause zu bringen und ich hoffe, auch Priska und die Kids konnten davon profitieren.

Morgen Abend geht es nach Frankfurt, zu einem Kunden. Ich weiss schon jetzt, dass da verdammt viel schiefgehen kann, vor allem weiss ich, dass mein Kunde kein Backup hat. Aber mit der Stärke in mir kann mir nichts passieren. Es wird gehen, egal was passiert!

Alle Teile unter WG-Zimmer.

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