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 Phänomen Liebe 
Nala Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Donnerstag, 19. Juni 2008, 14:39
aus dem eins-zwei-drei-vier-fünf-sechs dept.

Liebe kann ja sehr rätselhaft sein. Man wird einfach von ihr überfallen, oder man lernt sie langsam kennen, oder manchmal weiss man gar nicht was Liebe ist. In meinem momentanen Lesebuch Keine Angst vor der Angst hat es einen Abschnitt über verschiedene Liebesarten.

Das heisst jetzt nicht, dass ich Euch verschiedene Liebesstellungen erkläre, das wär ein anderes Thema - vermutlich nicht minder interessant. Nein ich will Euch die sechs Modelle der Liebe vorstellen, die Sears und Mitarbeiter 1988 aufzeigten.

1) Eros
die romantische Liebe mit den Merkmalen körperlicher Anziehung, sexueller Erregung, Leidenschaft, Ekstase und Verschmelzungswünsche

2) Pragma
die pragmatische Liebe, das Sich-an-einen-Partner-Binden und der Bindung Verpflichten

3) Mania
die besitzergreifende Liebe, die durch Eifersucht, Exklusivität, Faszination und Idealisierung gekennzeichnet ist

4) Agape
die aufopfernde, altruistische Liebe, die das Glück des Partners in den Vordergrund rückt

5) Storge
die freundschaftliche Liebe, die sich auf Toleranz und Vertrauen gründet

6) Ludus
die spielerische Liebe, für die nicht Bindung, sondern das sexuelle Abenteuer im Vordergrund steht

Was Mann und Frau in Untersuchungen vorwiegend lebten lass ich mal aussenvor und geh direkt auf mich persönlich ein. Ihr könnt Euch das auch selber fragen. Welche Liebe lebt Ihr? Welche würdet Ihr gerne leben?

Eros-Liebe hab ich zum ersten Mal so richtig intensiv bei Marius erlebt. Vorangehende "Verliebtheiten" waren eher eine abgeflachte Version von Eros. Vielleicht auch, weil ich Eros gar nicht zuliess. Für mich stelle ich fest, dass sich meine Eros-Liebe sehr häufig mit der Zeit wandelt. Eigentlich immer in 2), 3) oder 5).

In der Pragma-Liebe finde ich mich durchaus wieder. Meine Verbindung zu Beat hat sicher viel Pragma drin. Letztendlich haben wir uns in verschiedenen Bereichen aneinander gebunden und verpflichtet. Und die Eheschliessung ist da noch die kleinste Verpflichtung.

Auch Mania kommt mir bekannt vor. Eine immer wiede schmerzende Liebe, die ich gar nicht so direkt als Liebe empfinde. Und doch scheint das irgendwo mit Liebe zu tun zu haben. Was mich wiederum beruhigt, dass ich demzufolge meine Partner durchaus Liebe - auch wenns die Mania-Liebe ist. Daran kann man ja arbeiten und versuchen eher zur 1), 5) oder gar 4) Liebe zu gelangen.

Agape kenn ich von mir her eigentlich nicht. Nicht mal unbedingt so direkt den Kindern gegenüber, auch wenn es da wohl am ehesten unter Agape geht. Beats Liebe zu mir empfinde ich allerdings häufig als Agape.

Auf Storge-Liebe dürfte momentan vorallem die Liebe zu Beat basieren. Und Storge ist auch die Liebe, die ich im Vordergrund sehe und als Weg für uns. Ob man je wieder zu Eros zurückkehren kann - wer weiss. Aber zu Storge sollte immer möglich sein.

Und dann noch Ludus. Eine Liebe die ich bisher noch nicht so direkt erlebt habe. Auch wenn es ein- oder zweimal durchaus eher um das sexuelle Abenteuer ging, empfand ich meine Zuneigung für die Person nicht direkt als Ludus-Liebe. Wobei ich damals den Ausdruck auch noch nicht kannte. Diese Liebe kann durchaus ihren Reiz haben. Für mich müsste allerdings mindestens irgendwo noch Storge, Pragma oder gar eine Eros-Liebe vorhanden sein, bevor ich mich auf eine Ludus-Liebe einlassen kann.

Ich werde diese sechs Lieben mal noch etwas in mir setzen lassen müssen. Reinspüren was für mich stimmt, wo ich mich sehe und wo ich eigentlich hinmöchte. Aber diese sechs Arten sind schon interessant. Und mir zeigen sie, dass ich keineswegs nichtliebe, sondern vielleicht eine andere Art liebe als Eros lebe.

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • albert@nacktkultur.org Re: Phänomen Liebe
    Geschrieben von Albert (Link) am Freitag, 20. Juni 2008, 08:01

    Die sechs Modelle der Liebe wurden erstmals von John Lee im Jahre 1973 beschrieben. Im einem interessanten Artikel Current Research in Social Psychology kann man mehr darüber finden.


    Danke für den Lesetipp, Priska!

    Gruß Albert