Geiles Stück Plastik

Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Montag, 3. Dezember 2007, 22:39 aus dem *flat-rate* dept. Heute Morgen um neun stand ich in Manno für einen Workshop. Von vornherein war mir klar, dass meine Augen derzeit viel zu klein sind, um Morgens um Sechs über den San Bernadino loszufahren und Abends wieder mich heimzukämpfen. Also nahm ich gestern Nachmittag den Zug. Nicht in die Innerschweiz, sondern Richtung Chur. Das letzte Mal, als ich im Zug nach Chur fuhr, war meine RS-Vollendung. Also mit etwa 21. Der Bahnhof da ist ziemlich neu: Ein grosses Dach überzieht die Geleise, darauf ist der Busbahnhof. Ueberzogen von einem Dach, das entfernt an den Bahnhof Dresden erinnert. Irgendwie sieht das Ganze richtig gut aus - HB Südwest im Kleinformat. Interessant, dass sich die Churer innovativer als die Zürcher zeigen... Mit dem Ruckelzug der RHB ging es weiter nach Thusis. Vis-a-vis von einem frischverliebten Pärchen. Herzig, auch wenn beide wohl die 50 schon überschritten haben ;-) In Thusis ab in das Postauto. Bellinzona stand vorne drauf. Auf mich warteten zweieinhalb Stunden Busfahrt durch eine einzigartige Landschaft. Logischerweise muss der Bus mitten in die engen Bündner Dörfer und durch die Rheinschlucht. Ich sass in der ersten Reihe und genoss die Tatsache, nicht selbst nach dem Weg gucken zu müssen. Der Ostarm der Neat, der nie gebaut wird, fühlt sich noch immer wie zur Postkutschenzeit an. Ab Bellinzona geht es dann weiter mit einem Triebwagen der Tilo. Freundlicherweise nur mit vier Sitzen pro Reihe - ein massive Komfortsteigerung gegenüber dem in der Deutschschweiz bekannten Thurbo. Wenn ich mir das richtig überlege, so muss das gar ein Zweistromfahrzeug sein. Und das alles mit einem Kärtchen, so gross wie eine Kreditkarte. Quasi Flatrate für OeV. Ja selbst die nette Dame bei der Standseilbahn ins Zentrum von Lugano schenkte mir ein Lächeln auf die vorsichtige Frage, ob ich mit dem Plastik fahren dürfe. Die Heimfahrt heute war dann doch eher konventionell. Erst etwas Ruckelzug, nach Lugano, zu einem Espresso für sagenhafte zwei Franken. Weiter mit einem Cisalpino (nein, nicht der Pendolino, normale Wagen) nach Goldau und dann mit dem Voralpen Express nach Pfäffikon und dem Sprinter nach Hause. Ueber den Gotthard noch mit Aussicht, danach hat jemand das Licht draussen ausgeknipst. Dafür eine überaus interessante Frau gegenüber. Tessinerin, kein Wort Deutsch, sehr serös angezogen. Irgendwann müssen wir beide ab dem Kondukteur lachen und aus Ihrem Mund blitzt ein Zungenpiericing. Vielleicht doch nicht so seriös, wie der erste Eindruck vermittelte? Wirklich Probleme hatte nur Frau SBB heute Abend im Sprinter. Von Molinazzo nach Näfels zu fahren scheint doch eher unüblich zu sein 8-) Einmal mehr hat ein simpler Consultingeinsatz zu einer wunderbaren Rundfahrt geführt. Ich sollte solches öfters tun, vielleicht auch ohne Adrenalinschub dazwischen. Reisen entspannt enorm, man lernt Land und Leute kennen. Ich fühle mich wie nach einem langen Wochenende! Permalink

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