0x1b - ESCAPE
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 Erwartungen 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Samstag, 27. Oktober 2007, 21:01
aus dem *zug-am-abend* dept.

Freitagabend, unterwegs von Köln nach Hause. Die letzte Etappe von Zürich nach Ziegelbrücke, spät am Abend. Irgendwann nach Thalwil tauchen die beiden auf und setzen sich in das Viererabteil neben meinem.

Beide vielleicht zwanzig, vielleicht auch noch nicht ganz. Er südländischer Macho, sie blondes Mädchen mit einer Nummer zu kleiner Hüfthose.

Eigentlich mochten sich die beiden durchaus. Ein Küsschen da, eine Berührung dort, enges Zusammensitzen. Und doch waren die beiden die ganze Zeit unterschwellig am Streiten miteinander.

Sie nimmt ihm die Zeitung, die er zwischen sein Knie und das Tischchen geklemmt hat. Er beschwert sich, dass sein Knie jetzt weh tut. Sie will ihm die Zeitung wieder geben. Er will sie nicht mehr.

Sie schnuppert an seiner Jacke: Du häsch hüt namitag kifft! Er lächelt überlegen: Vilicht han ich kifft.

Beide haben je einen Ohrwurm seines MP3 Players im Ohr. Sie steht auf sentimentale Stücke, findet Candle in the wind das Schönste überhaupt und übersetzt ihm den englischen Text. Er steht auf Rockiges und versucht immer wieder weiterzuschalten, wenn es ihr zu gefallen beginnt.

Eigentlich mochten sich die beiden durchaus. Und doch klappt das irgendwie nicht. Nicht den Partner anzunehmen, mit ihm zusammen einen Weg suchen der für beide passt. Der Partner soll eine Stütze sein, das eigene Sein stärken. Er soll sich so verhalten, wie man das will. Und wenn sich die beiden nicht finden? Sie werden auseinander gehen. Und sich gegenseitig für die grössten Idioten halten, die auf der Welt unterwegs sind.

Je mehr ich mich mit mir und mit meinem eigenen Sein beschäftige, desto mehr fallen mir solche Abhängigkeitsverhältnisse auf. Menschen, die ihre Stärke nicht in sich selbst suchen und finden, sondern sich auf einen Partner abzustützen versuchen. Und wehe dem, wenn dieser Partner ein Eigenleben entwickelt. Dann ist er plötzlich keine Stütze mehr, sondern eine Last.

Priska liest gerade ein dickes Buch mit dem provokativen Titel Liebe Dich selbst und es ist egal mit wem Du verheiratet bist. Ich glaube das trifft. Und ich hoffe, dass sie bald durch ist und ich mich auch durchlesen kann :-)

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • diana@schaper.org Re: Erwartungen
    Geschrieben von Diana am Montag, 29. Oktober 2007, 13:15

    ...und wenn es Dir zu lange dauert, sag Bescheid, dann leih ich Dir meins.

    Ich habe es übrigens nach ca. der Hälfte weggelegt, weil ich der Meinung war, ich hätte es jetzt verstanden und könne mir den Rest schenken.

    Liebe Grüße an Euch alle
    Diana

    • beat@0x1b.ch Re: Erwartungen
      Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Mittwoch, 31. Oktober 2007, 08:29

      Ich glaube, ich muss nicht mehr lange warten. Auch Priska zeigt sich nicht sonderlich begeistert über den zweiten Teil :-)

      • diana@schaper.org Re: Erwartungen
        Geschrieben von Diana am Mittwoch, 31. Oktober 2007, 09:08

        :-) ...dann bin ich gespannt auf Eure Berichte. Auch zu empfehlen ist das Buch, das zur Zeit auf meinem Nachttisch liegt, mit ebenso provokantem Titel: "ich lieb dich nicht, wenn du mich liebst", es geht um Macht-Ungleichgewichte in Liebesbeziehungen...
        :-)
        Diana