Der Sommer, der keiner war
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Sonntag, 23. September 2007, 17:48
aus dem *an-der-sonne-lieg* dept.
Heute Nachmittag bin ich, vermutlich das letzte Mal in diesem Jahr, draussen an der Sonne gelegen. Die Sonne steht schon wieder tief, im Prinzip am selben Ort wie Ende März. Irgendwie ist dieser Sommer keiner gewesen.
Nach einem wunderbaren Frühling hatten alle Angst, dass es dieses Jahr zu einer ausserordentlichen Trockenheit kommt. Ja selbst im Hotel in Brighton warnte die südenglische Wasserversorgung davon, zu viel zu duschen und zu waschen. Wenige Wochen später hatten die Engländer die schlimmsten Ueberschwemmungen seit Jahren...
Nach dem Frühling, etwa Anfangs Mai, kam das Aprilwetter. Ein ewiges Auf und ab, mehrmals Regen und Sonne jede Woche. Und das hat bis jetzt angehalten. Nie hat sich eine stabile Hochdruckzelle über Mitteleuropa eingestellt - entsprechend war es auch nie "richtig Sommer".
Was lernen wir daraus? Wir selbst sind gegenüber dem Wetter absolut machtlos. Auch wenn wir Schweizer morgen alle das Auto zuhause lassen und nur noch mit erneuerbaren Energien heizen - unser Einfluss auf das Klima wird minimal sein. Der Regen kommt nicht aus dem Genfer- oder Bodensee, sondern aus dem weiten Atlantik.
Und wir sehen auch, dass unsere Meteorologen mit solchem Wetter total überfordert sind. Ich lese mehr oder minder regelmässig den Wetterbericht der NZZ und der 20 Minuten - kaum ein Tag waren sich die beiden einig und noch seltener stimmte das Wetter mit der Voraussage überein. Vielleicht mag der neue Rechner am CSCS etwas bringen, andererseits ist seine Leistung nach wie vor viel zu klein, um ein vernünftiges Höhenprofil mit den weltweiten Luftströmungen und der Temperaturverteilung zu verknüpfen. Was sind schon 4.5 TFlops für das Wetter, wenn andere Leute gut 9 TFlops für ein einzelnes Auto investieren?
Dabei müsste es eigentlich möglich sein, mit den entsprechenden Modellen und der nötigen Rechenleistung eine Prognose über die nächsten Monate zu erstellen. Die einzige Unbekannte sind Sonneneruptionen und Vulkanausbrüche - doch kommen die genug selten vor, dass man im Prinzip schon jetzt voraussagen könnte, ob es weisse Weihnachten gibt.
Was natürlich auch die Frage aufwirft, wie weit wir Klimamodellen trauen sollen, die die nächsten Jahrzehnte beschreiben. Und wie weit ein UNO Papier zu Klimafragen etwas wert ist, wo es genaue Angaben macht, wie lange wir uns den aktuellen CO2 Ausstoss noch leisten dürfen.
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