Handy einst und heute
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Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Dienstag, 26. Juni 2007, 10:45
aus dem früher-war-alles-schlechter dept.
Gemäss Forschungsinstitut haben heute 86% aller Schweizer/innen über 16 ein Handy. Eine stattliche Anzahl, wenn wir uns zurückerinnern...
...Es war wohl im Jahre 1995, als wir für Beat das erste Natel - damals noch C, weil D viel teurer - kauften. Es war ein Motorola, Aktion im Interdiscount und zufälligerweise im kleinen, vollgestopften Interdiscount in Glarus noch erhältlich. In der Umgebung Zürich war es bereits ausverkauft gewesen.
Was mussten wir uns damals für Sprüche anhören? Handy wird sich nie durchsetzen. Ist nur für Snobs. Wer will schon ständig erreichbar sein? Usw. usf. Viele verstanden den Sinn des Handies nicht und befanden es als "blöd, schlecht, iditotisch". Vermutlich haben die jetzt alle auch eines ;-)
Für uns war es damals schon sinnvoll. Ich mit Säugling zuhause, Beat im Militärdienst. Nie war sicher, ob er am Wochenende heim darf. So hatte man wenigstens sonst noch Kontakt.
Nicht viel später kaufte ich mir auch ein Natel C - auch ein Motorola. Ein Totschläger im Vergleich zu den heutigen kleinen Handies. Schon damals hatte ich eine "Easykarte", denn ich nutzte das Ding so gut wie nie. Vergass es auch regelmässig einzuschalten und hielt es sowieso nur für ein Notfalltelefon. Als es zum Thema wurde, dass die Natel C ausgeschaltet werden und man nur noch mit D telefonieren könne, überlegte ich lange ob ich das wirklich will. Eigentlich nicht. Brauchte es ja sowieso nie. Und dann kam der ominöse Samstag.
Ich war mit Beni und Maja auf einer Rundfahrt ins Tessin unterwegs gewesen und auf dem Heimweg im Sihltal Richtung Zürich um dort Beat bei seinen Eltern zu treffen. Kurz bevor wir an die Stelle kamen, musste der Unfall passiert sein. Ein Auto lag auf dem Dach. Weit und breit natürlich keine SOS-Säule. Ich schnappte mein Natel und rief die 117 an, meldete den Unfall zwischen Sihlbrugg und Langnau mit Auto auf dem Kopf. Obs denn Verletzte hätte? Keine Ahnung, ich bin ja noch im Auto. Moment ich renne nach vorne. Aus dem Auto und mit Natel am Ohr zum Unfallort etwa 4 Autos vor mir. Anscheinend nur eine Person verletzt, aber keine Ahnugn wie stark, da der noch in den Gurten im Auto hing. Nachdem die Polizei eintraf durfte ich dann weiterfahren, da ich den Unfall selber nicht gesehen hatte und nur die Polizei alarmierte.
Aber nach diesem Abend war mir klar, dass ich ein Natel D will. Nach wie vor nur als Notfalltelefon, aber genau für diese Situation. Heute hab ich nach wie vor ein Handy - immernoch ein Motorola, aber wesentlich kleiner ;-) Und ich nutze es nach wie vor eher für Notfälle. Oder hin und wieder SMS - aber ich bin viel zu langsam mit tippen ;-)
Scheinbar sind 86% der Schweizer mit mir einer Meinung. Ein Handy hat sein gutes. Die Vorteile überwiegen die Nachteile. Ob Handyantennen wirklich gesundheitsgefährdend sind ist nach wie vor nicht wirklich 100% nachweisbar. Und wenn sie es sind, wie ist das mit der dicken Stromleitung vielleicht 100m von unserem Haus entfernt?
Kinder erhalten durchschnittlich schon mit 13 ein Handy. Kann ich bei meinen Kindern durchaus nachvollziehen. Es wäre das Alter wo sie nach Mollis in die Schule müssen. Da ist ein Handy praktisch, weil sie sich melden könnten, wenn es länger dauert oder sonst etwas ist. Bisher müssen meine noch ohne auskommen. Es war einfach nicht nötig. Und auch wenn sie mal eines bekommen, werden sie damit nicht diese hohen Rechnungen fabrizieren dürfen, wie das zum Teil geschieht. 500 SMS pro Monat? Da kann man auch E-Mail schreiben oder die Person direkt besuchen. Stundenlanges telefonieren muss auch nicht sein. Dafür gibts Festnetz oder wiederum der Direktbesuch der Freundin.
Früher oder später werden aber wohl auch meine Kinder ein Handy haben. Mir graut davor.
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Re: Handy einst und heute
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Dienstag, 26. Juni 2007, 13:10
Vermutlich haben die jetzt alle auch eines und sind die Leute, die einen gewissen Stil vermissen lassen. Ich ging schon vor 12 Jahren nach draussen, wenn das Telefon geklingelt hat und kam nie auf die Idee, mein Gespräch inmitten einer Runde von Leuten zu führen. Und ich habe den Klingelton abgeschaltet, seit ein Vibrator eingebaut ist - das sind sicher schon 10 Jahre her. Niemand wird gestört und ich spare einen Haufen Geld durch das Nichterwerben von Klingeltönen.
Es war ein Motorola MicroTac Classic. Ein herrliches Telefon. Gross, schwer, die Nummer im Telefon und nicht auf so etwas neumodischem wie eine Simkarte. Es hat mich lange begleitet, die Minute telefonieren war mit -.60 bedeutend billiger als auf dem D-Netz mit -.70 Dazu kamen selbstverständlich noch Abogebühren. ComBox war extra, eine allfällige Signalisation über einen verpassten Anruf hätte einen separaten Pager gebraucht.
Ein D gab es knapp zwei Jahre später, als ich einen Auslandeinsatz hatte und Roaming ein Thema wurde. Da hat auch mein Arbeitgeber das Abo übernommen.
Nicht viel später kaufte ich mir auch ein Natel C Da muss ich widersprechen :-) Du hattest schon damals ein D. Ein Motorola, das mit einer Easy Karte gebundelt war. Entsprechend billig war das Telefon. Und erinnerst Du Dich an den grossen, grünen Knopf, der nicht hinter der Klappe war und mich ein paar Mal anrief? ;-)
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Re: Handy einst und heute
Geschrieben von gnoemli am
Mittwoch, 27. Juni 2007, 18:48
"Ich ging schon vor 12 Jahren nach draussen, wenn das Telefon geklingelt hat und kam nie auf die Idee, mein Gespräch inmitten einer Runde von Leuten zu führen."
Wie sieht es denn bei folgender Situation aus:
Du sitzt im Zug und dein Mobile Phone klingelt. Nimmst du das Telefonat entgegen und rennst aus der "eigentlichen Kabine" oder telefonierst du sitzend in deinem 4er Abteil.?
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Re: Handy einst und heute
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Samstag, 30. Juni 2007, 20:58
Ich verlasse das Abteil und gehe auf die Plattform hinaus. Oder ich lasse den Anrufer gleich auf die Combox auflaufen :-)
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Re: Handy einst und heute
Geschrieben von Schleicher am
Dienstag, 26. Juni 2007, 13:48
"Stundenlanges telefonieren muss auch nicht sein. Dafür gibts Festnetz"
Warum? Inzwischen ist das Mobil-Telefonieren billiger als das Festnetz..
Einzelne Provider haben Flatrates, oder Lieblingsnummern oder so. Auch wenn das meistens nur innerhalb eines Providers geht, kann man ja wenn man viel telefoniert den auch wechseln. Es gibt mittlerweile mehr als nur Swisscom ;)
Das Festnetztelefon ist ein Auslaufmodell..
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Re: Handy einst und heute
Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Dienstag, 26. Juni 2007, 13:52
Telefon gehoert eh abgeschafft bzw. nur fuer Notfalle einsetzbar ;-)
Ich bin der totale Telefonhasser. Meine Gespraechsgebuehren auf Festnetz sind pro Monat nicht hoeher als rund 5.-. Auf Handy eben noch tiefer ;)
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Re: Handy einst und heute
Geschrieben von Der Liebeskasper (Link) am
Donnerstag, 28. Juni 2007, 10:00
Ich habe damals bei Vodafone oder damals noch Mannesmann Mobilfunk gearbeitet. Motorola 1014 hieß bei uns Knochen. So schwer und groß wie eine Wasserflasche! :-) Hier in Deutschland tippe ich die Handyakzeptan auch mal eben auf 90 %. Hier sollen eigentlich 70 Mio. Handy´s im Umlauf sein. Bei 83 Mio Einwohnern können das nur Kinder sein die keines haben. Ich hoffe ich kann meinem Sohn das Handy bis zu seinem 14ten oder 15ten Lebensjahr ausreden. Danach lässt es sich wirklich nicht verhindern. Außerdem wie du schon sagst, für solche Notfälle wie mit dem Unfall ist das Ideal geschaffen.
Lg Jörg
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Re: Handy einst und heute
Geschrieben von Jung-Ewig-Sucht (Link) am
Donnerstag, 28. Juni 2007, 10:03
Handy´s haben das Leben einerseits sicherer gemacht andererseits ist es aber wirklich so, das man nicht immer erreichbar sein möchte. Man kann das Handy zwar ausschalten, bekommt aber von Freunden oder Angehörigen die sich Sorgen machen direkt nen Spruch weil man nicht erreichbar war. Aber diesen Feldzug der Technik wird man nicht mehr aufhalten können:-)
Liebe Grüße J-E-S
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