Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
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Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Sonntag, 27. Mai 2007, 17:25
aus dem dicke-gegen-dünne dept.
Im 20 Minuten las ich eine Story über die CVP-Politikerin Ruth Humbel Näf, die mit ihren Aussagen in Teufels Küche kam. Beim Surfen stolperte ich dann noch auf ihre Webseite wo das ganze Sonntagsblick-Interview online zu finden ist.
Ihre Forderung ist, dass Uebergewichtige einen höheren Krankenkassen-Selbstbehalt bezahlen, Krankenkassen das Bonus-Malus-System einführen, Schulen und Eltern in die Pflicht genommen werden und Dicke durch Sport und Ernährung ihren Pharmakonsum reduzieren.
Alles Forderungen, die ich durchaus nachvollziehen kann. Andere anscheinend nicht, denn die Politikerin und ihre Familie wurden massiv mit Telefonaten und Briefen bedroht, bis hin zu Morddrohungen. Etwas was ich absolut nicht nachvollziehen kann und was meiner Meinung nach geahndet werden muss. Es kann nicht sein, dass man seine Meinung nicht äussern darf und Forderungen stellen. Es wär letztendlich Sache des Volkes zu einem Antrag ja oder nein zu sagen. Aber Morddrohung ist auf jeden Fall unterstes Niveau.
Dass Uebergewichtige die nichts für ihre Gesundheit tun mehr Krankenkassenselbstbehalt zahlen sollen, finde ich durchaus eine sinnvolle Idee. In den absolut wenigsten Fällen ist es wirklich erblich bzw. genetisch bedingt, dass jemand dick ist. In den Mehrheit liegt es ganz einfach an einer falschen Ernährung. Man muss ja nicht gleich spindeldürr werden, aber Uebergewicht ist gesundheitlich sehr schädlich und sollte daher möglichst vermieden werden. Und es sind auch nicht die Erdbeertörtchen die einem schon zunehmen lassen, wenn man sie nur anschaut. Diese Ausrede benutz ich auch sehr gerne. Aber die meisten Dicken essen diese Dinger dann eben auch, was macht, dass man zuviele Kalorien zu sich genommen hat. Und mehr Kalorien zu sich nehmen bedeutet schlicht, dass man zunimmt. So einfache Chemie versteh sogar ich.
Und dass Schulen und vorallem Eltern in die Pflicht genommen werden, dass sie ihren Kindern gesunde oder wenigstens gesündere Ernährung beibringen finde ich absolut unterstützungswürdig. Woher sollen Kinder lernen, welche Nahrungsmittel ihrem Körper gut tun, wenn nicht zuhause beim Essen? Dass Kinder sich von Süssem und McDonalds ernähren würden ist klar. Aber da ist man als Eltern halt gefordert, dass man seinem Kind auch erklärt was das bewirkt. Kein Kind ist gerne dick, es fühlt sich auch unwohl. Und man kann Gemüse durchaus auch mal so zurechtschneiden, dass es Kindern Spass macht, das zu essen. Und ausgewogen ernähren heisst ja auch, dass auch mal was Süsses Platz hat. Sogar McDonaldsbesuch ist in einer ausgewogenen Ernährung machbar.
Und wenn Dicke durch Sport und bessere Ernährung ihre Herz- und Kreislaufmedikamente verringern können, ist das doch was gutes und sollte überdenkt werden.
Wenn ein BMI über 30 ist (was er allerdings auch bei sehr muskulösen Sportlern ist!), dann sollte ein Gang zum Ernährungsberater durchaus vertretbar sein. Das wird bereits jetzt von der Krankenkasse bezahlt. Allerdings sollte man dem dann auch glauben und sich halt mal bewusst machen, was man in der Ernährung falsch macht. Neben denen, die eben zuviel essen, gibt es inzwischen extrem viele, die viel zuwenig essen. Die haben den Stoffwechsel dann so zur Sau gemacht, dass sie selbst von einem Brötchen pro Tag zunehmen. Da heisst es dann erstmal mehr essen und vielleicht anfangs sogar noch etwas zunehmen, bis der Stoffwechsel überhaupt wieder arbeiten kann. Und dann ist es halt Sport, Sport, Sport. Wobei das durchaus auch in Alltag integriert werden kann. Extrem übergewichtige Menschen können sowieso nicht von Anfang an mit viel Sport beginnen, da fehlt Puste und Muskeln. Aber sowas lässt sich aufbauen.
Ich kann der Frau Humbel Näf von daher nur zustimmen, dass Dicke etwas tun sollen. Ob es wirklich via Selbstbehalt bei der Krankenkasse passieren muss ist eine andere Frage. Da müsste man auch Raucher, Alkoholtrinker usw. mit Selbstbehalt "büssen".
Uebergewichtigen Menschen kann ich aber nur empfehlen endlich etwas dagegen zu unternehmen und sich nicht länger selber zu belügen. Und jedes Kilo das weg ist, lässt einem aufatmen. Ich bin inzwischen mit hartem Durchhaltewille kurz vor meinem Zielgewicht. Ich bin noch keineswegs schlank oder dünn. Aber gesundheitlich in einem Rahmen, der eben übergewichtsbedingte Krankheiten einschränkt. Und ich fühl mich viel wohler! Es geht also nicht darum, dass Dicke nun alle zu Claudia Schiffers werden (Gott bewahre!), sondern dass sie in einen Rahmen kommen, der die gesundheitliche Probleme senkt.
Beni kam von der Schulreise heim und erzählte mir, dass ein Schulkollege im Bus extrem von einem fremden Mann angefahren und angeraunzt wurde. Einzig und alleine weil der Junge Uebergewicht hat. Ich kann diesen älteren Herrn nicht verstehen, sowas tut man doch einfach nicht. Der Junge kann auch nicht sehr viel dafür, dass er Uebergewicht hat. Aber ich hoffe immernoch, dass die Mutter mit ihm zusammen dieses Problem angeht und der Knabe dann in einigen Jahren Normalgewicht hat. Von einem Schulkollegen in meiner damaligen Klasse weiss ich, dass der heute rank und schlank ist, obwohl er seit dem Kindergarten immer Uebergewicht hatte. Es geht also!
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von mijenix am
Sonntag, 27. Mai 2007, 19:42
Ich finde das keine schlechte Idee, aber dann müssten untergewichtige auch mehr zahlen!
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von blindcoder (Link) am
Sonntag, 27. Mai 2007, 19:50
Dazu natuerlich auch Raucher, Schwangere, Fahrer schneller Autos, Motorradfahrer, Inlineskater, Fahrradfahrer und Vollkontaktsportler.
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von Bloggerin am
Sonntag, 27. Mai 2007, 21:24
Nicht nur Übergewichtige sind "selbst schuld" an ihrem "Leiden".
Was ist mit allen,die ungewollt schwanger werden? Wie will man da kontrollieren, ob wirklich der Gummi geplatzt, die Pille unwirskam uä war..oder ob man einfach zu bequem, zu faul war, zu verhüten? Die KK bezahlt ja die Abtreibung.
Dasselbe bei AIDS!
Was ist mit den Leuten, die nie Sonnencreme oder Sonnenbrille benützen und dann Hautkrebs oder Augenprobleme bekommen? Soll da auch die KK mehr Geld verlangen?
Bei mir als Frau im gebärfähigen Alter ist die "Schwangerschaft und Geburt" noch imer mitversichert (dh ich zahle für andere, die trächtig sind) obwohl mein Mann sterilisiert ist.
Oh ja klar, ich könnte ja von einem andern schwanger werden... ich habe aber in diesem Land keinerlei Möglichkeit, die Schwangerschaft aus meiner Verischerung aus zu schliessen.
Wir bezahlen Methadon für Drogenabhängige und den Psychiater für Spielsüchtige.
Wir finanzieren Aufenthalte für Magersüchtige genauso mit wie die Verletzungen (zT lebenslange Behinderungen), die aus Ehedramen hervorgehen.
Wir bezahlen Lungenkrebsoperationen von Leuten, die ein Leben lang geraucht und Lebertransplantationen von Menschen, die sich fast zu Tode gesoffen haben.
Wir bezahlen Entzug an Entzug, x Ulterschallbilder pro Schwangerschaft und Weissnichtwassonstnoch alles.
Wir bezahlen Wunschkaiserschnitte, Zahnbehandlungen (oft auch selbstverschuldete), wir bezahlen unnötige Röntgenbilder und Kuraufenthalte.... Physiotherapien und noch viel mehr......
Es gibt Dünne, die weitaus ungesunder leben als Menschen, die ein paar Kilos zuviel drauf haben.
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Sonntag, 27. Mai 2007, 23:38
Was ist mit allen,die ungewollt schwanger werden? Wie will man da kontrollieren, ob wirklich der Gummi geplatzt, die Pille unwirskam uä war..oder ob man einfach zu bequem, zu faul war, zu verhüten? Die KK bezahlt ja die Abtreibung.
Ich wusste gar nicht, dass das Pflichtleistung der KK ist. Ich staune. Andererseits wird kaum jemand mehr als einmal abtreiben lassen wollen. Soll ziemlich unangenehm sein...
Was ist mit den Leuten, die nie Sonnencreme oder Sonnenbrille benützen und dann Hautkrebs oder Augenprobleme bekommen? Soll da auch die KK mehr Geld verlangen?
Es geht ja nicht darum, dass die KK mehr Geld verlangt, sondern nur den Selbstbehalt erhöhen. Momentan ist der ja 10% bis (glaub) 800.-. Da ist jetzt natürlich nur schon die Frage, würden andere Risiken dann halt 15% bis 1000.- oder irgendie 50% bis 10'000.- verlangt werden.
trächtig sind) obwohl mein Mann sterilisiert ist.
Oh ja klar, ich könnte ja von einem andern schwanger werden... ich habe aber in diesem Land keinerlei Möglichkeit, die Schwangerschaft aus meiner Verischerung aus zu schliessen.
Darüber hab ich mich auch schon geärgert. Kannst es auch nicht ausschliessen, wenn Du als Frau sterilisiert bist...
x Ulterschallbilder pro Schwangerschaft
Zu meiner Zeit waren es 3 Bilder - ausser es war eine Risikoschwangerschaft.
Es gibt Dünne, die weitaus ungesunder leben als Menschen, die ein paar Kilos zuviel drauf haben.
Natürlich. Aber es geht wohl auch nicht nur um ein paar Kilos Uebergewicht, sondern um ein paar viele Kilos. So dass auf Dauer eben gesundheitliche Schäden unvermeidbar sind. Und ich weiss, dass es schwer ist abzunehmen, aber es ist durchaus machbar. Und Hilfe wird ja von der KK bezahlt. Warum nicht annehmen? Und gegen Raucher wird momentan ja auch schon ziemlich stark vorgegangen. Ist halt so. Sobald die Raucher "weg" sind, sind die Dicken dran. Von mir aus könnten es vorher noch die Alkoholiker sein...
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von mkr am
Montag, 28. Mai 2007, 10:39
Konsequenterweise müsste die Krankenkasse nur diejenigen Heilungskosten zahlen, an denen man nicht selbst Schuld hat.
Beim Kettenraucher wäre die kaputte Lunge ein klarer Fall. Aber wie sieht es mit der Bedienung in der verrauchten Bar aus, die nach 20 Jahren Arbeit Lungenprobleme hat? Selbst Schuld, weil sie hätte ja woanders arbeiten können?
Das ist sehr schwierig und am Ende immer unfair.
Schlussendlich bezahlen in unserer Gesellschaft immer die Anständigen drauf, sie finanzieren Übergewichtige, Raucher, aber auch Gefängniszellen für Verbrecher, Alimentsvorschüsse für untergetauchte Väter etc. Irgendwie geht es halt nicht anders.
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Sonntag, 27. Mai 2007, 23:29
Dazu natuerlich auch Raucher, Schwangere, Fahrer schneller Autos, Motorradfahrer, Inlineskater, Fahrradfahrer und Vollkontaktsportler.
Also Schwangere zahlen bereits mehr Praemie. Bzw. als Frau zahlt man bereits mehr Praemie. Schwangerschaft lässt sich leider nicht ausschliessen. Auch nicht, wenn 100%ig ist, dass man keine Kinder mehr bekommen wird.
Allerdings geht es ja bei Frau Humbel nicht darum mehr Prämie zu zahlen, sondern "nur" mehr Selbstbehalt. Und ja, da konnte man durchaus auch obige Risiken reinnehmen. Das Bonus-Malus System, das man z.B. bei der Autoversicherung kennt wär u.U. gar nicht so übel. Wer nie zum Arzt geht, bringt die Prämie irgendwie auf 35% runter. Wer halt ständig beim Arzt rumhängt kommt dann halt auf 100% (glaub höher geht die Autoversicherung nicht oder?). Wobei dann eben noch abklärt werden müsste, ob es Arztbesuche gibt, die nicht die Prämie erhöhen - Vorsorgeuntersuchungen z.B.
Aber ich geh eh nicht davon aus, dass das jemals durchkommt.
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von blindcoder (Link) am
Montag, 28. Mai 2007, 08:35
Hier in .de geht die KFZ-Versicherung durchaus hoeher. Ich kauf mir z.B. jetzt n Motorrad, hab 8 Jahre den Autofuehrerschein, bin 25 und jetzt meine erste eigene Versicherung. Ich steig mit 130% ein.
Ich kann mich aber immer noch nicht mit einem hoeheren Selbstbehalt anfreunden. Eine Versicherung ist eine Sozialleistung. Als solche sollte sie allen zu gleichen Konditionen zustehen. Einzelne wegen ihrem Lebensstil schlechter zu behandeln und andere besser passt da nicht dazu.
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von Beat (Link) am
Mittwoch, 30. Mai 2007, 21:19
Wie ich schon in meinem Blog sagte: Ich bin dafür das wir dagegen sind!
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Re: Dicke sollen mehr Selbstbehalt bezahlen
Geschrieben von iprigger (Link) am
Donnerstag, 2. August 2007, 14:06
ach... erst hängt man die Raucher, dann die Dicken, danach die Fussgänger (weil die so viel Russ einatmen), dann die Autofahrer (weil die so viel Russ absondern), dann die Alkoholiker weil Leberschäden Geld kosten, dann die Anti-Alkis, weil ein Glas Wein am Tag das Leben verlängert.
Alle, die an ein ewiges Leben glauben seien versichert: Sterben ist einfach. Bisher hat's noch jeder geschafft (Mark Twain). Und sooo schlecht kanns da drüben auch nicht sein - ist schliesslich noch niemals (ok, eine Ausnahme bestätigt die Regel) wieder jemand zurück gekommen....
... ich frag' mich nur kopfschüttelnd, was das soll.
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TrackBack Pings:
- Risikoabhängige Krankenkassenprämien: Kopf hoch, Ruth Humbel!
Submittet auf
Ordnungspolitischer Blog
am 2007/06/06 08:28:39.069 GMT+2
Der Sturm im Wasserglas (auch in der Blogosphäre:1, 2, 3, 4, 5, 6 ) ist mittlerweile vorbei - wir bleiben dran. CVP-Nationalrätin Ruth Humbel hatte mit ihrem Vorschlag vollkommen recht: Wer wissentlich gesundheitliche Risiken eingeht, soll deren Kos...
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