Von Polys, Rockträgern und Linuxern
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Dienstag, 17. April 2007, 20:11
aus dem *szene* dept.
Monogame Menschen, Hosenträger und Windows Benutzer müssen keine Angst haben. So wie sich die Polys, Rockträger und Linuxer zerfleischen, wird nie etwas bewegt. Provokative Aussage. Vielleicht sogar richtig?
Bei den Linuxern sind es schon lange die Distributionskriege, die mittlerweile zu unterschiedlichen Weltansichten geworden sind. Zwischen einem Debianer und einem SuSE Benutzer kann kein Gespräch mehr stattfinden - zu stark sind ihre Systeme auseinandergedriftet und mit ihnen auch die Benutzerschaft. Die einen bärtig und in Sandalen, die anderen in Anzug und Krawatte.
Bei den hiesigen "Rockern" ganz ähnlich. Was darf mann, was ist zu viel? Immerhin haben die Amerikaner hier uns etwas voraus und zwei Begriffe für men in skirt geschaffen: Bravehearts und Freestyler. Allerdings ist mein Stil weder bei den einen noch bei den andern zu finden - für die "richigen" Kiltträger bin ich zu abgefahren, für einen richtigen Freestyler aber wiederum viel zu stark auf die klare Erkennbarkeit als Männchen ausgerichtet.
Bei den Polys erlebe ich täglich Spannungen. Die Tatsache, dass man sich zugesteht mehrere Menschen lieb haben zu können, heisst noch lange nicht, dass man in einer Gruppe einer Meinung ist. Ich wurde erst vor kurzem dazu aufgefordert mich trennen zu müssen, um einen "richtigen" Poly zu werden...
Ich erlaube mir mittlerweile, die Polys in zwei Töpfe zu schmeissen. Schubladen will ich dem nicht sagen, schliesslich ist Schubladendenken bei Polys verpönt :-)
Die einen sind irgendwie Singles. Haben ein starkes soziales Netz, viele mehr oder minder intensive Beziehungen. Darunter können auch erotische, sexuelle Kontakte sein - müssen aber selbstverständlich nicht. Sie gehen ihren Weg, wohnen oft alleine.
Dann haben wir die, die in einer Beziehung leben. Oft in einer starken und intensiven Beziehung, vielleicht gar verheiratet. Freundschaften sind vielleicht seltener und der Primary ist und bleibt Hauptperson.
Für mich sind beide Ansätze richtig. Doch erlebe ich immer wieder Leute aus der einen oder anderen Richtung, die nicht so tolerant sind. Sei es der Single, der meint, alle sollen sich scheiden - oder der Verheiratete, der die Singles beschuldigt, keine richtige Beziehung zu haben.
Ist das wirklich nötig? Vermutlich schon, ein gemeinsames Interessengebiet heisst noch lange nicht, dass Menschen miteinander kompatibel sind. Als Linux noch jung war, da waren seine Benutzer in vielen Dingen sehr ähnlich. Doch ist heute die Durchmischung viel grösser und selbst in den grundsätzlichsten Fragen herrscht keine Einigkeit mehr. Bei anderen special interrest groups ist die Durchmischung sicherlich nicht kleiner. Schade ist bloss der Mangel an Toleranz - statt einander zu bekämpfen einfach einmal zuhören? Nicht alles, was das Gegenüber sagt, muss stimmen. Aber müssen wir uns deswegen gleich in die Haare kriegen?
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Re: Von Polys, Rockträgern und Linuxern
Geschrieben von Thilde (Link) am
Mittwoch, 18. April 2007, 08:51
Monogame Menschen, Hosenträger und Windows Benutzer müssen keine Angst haben. So wie sich die Polys, Rockträger und Linuxer zerfleischen, wird nie etwas bewegt. Provokative Aussage. Vielleicht sogar richtig?
Nee, falsch - auch wenn sich Polys, Rockträger, Linuxer einig wären, bräuchten Monogame, Hosenträger und Windows-User keine Angst zu haben. Wovor auch? Ich hoffe nicht, dass gilt: je eher man sich als Gruppe einig ist, desto missionarisch-intoleranter wird man auch nach außen.
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Re: Von Polys, Rockträgern und Linuxern
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Mittwoch, 18. April 2007, 11:16
Ich hoffe nicht, dass gilt: je eher man sich als Gruppe einig ist, desto missionarisch-intoleranter wird man auch nach außen.
Ich auch nicht - dennoch erkenne ich solche Tendenzen. Ist gut für mich, sollen die anderen doch auch machen / nehmen. Oder noch viel häufiger: Wenn das mehr machen, muss ich keine Angst mehr haben.
Irgendwie ist der Mensch ein Rudeltier. Die einen sehen sich als Vorreiter, wollen andere im Schlepptau. Die anderen - und oft eben auch die meisten - wollen einfach jemandem nachlaufen und sich nicht allzuviel dabei überlegen.
Auch wenn unsere aktuelle Gesellschaft den Individualismus extrem hoch stellt, sind echte Individualisten, die ihren eigenen Weg gehen egal ob jemand mitkommt, selten.
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