0x1b - ESCAPE
HTML PDF Postscript
 West Side Story und meine Gedanken 
Nala Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Dienstag, 10. April 2007, 12:50
aus dem DVD-Musical-schau dept.

Da hab ich doch glatt die Arschkarte gezogen und muss Euch über den Film "West Side Story" berichten, den wir schauten. Nun es wurde da ein Musical filmisch dargestellt. Keine schlechte Idee, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig.

Die Story ist schnell erzählt. Moderne Art von Romeo und Julia. In den Strassen von Manhatten herrscht ein Bandenkrieg und der ehemalige Chef der Jets verliebt sich in Maria - deren Bruder der Anführer der Sharks (puertoricanische Einwanderer) ist. Wie bei Romeo und Julia glaubt Toni, dass Maria tot ist und geht auf die Strasse um von Chino (der angeblich Maria erschossen haben soll) auch erschossen zu werden. Er sieht dann aber wieder Maria, geht auf sie zu und wird da von Chino erschossen. Maria heult und die beiden Gruppen trennen sich "in Frieden".

Soweit der Film. Natürlich schaue ich ja inzwischen ein Film nicht mehr nur als Film, sondern versuche ihn im übertragenen Sinne zu sehen. Zu erkennen, was will uns der Film mitteilen. Und da sind mir einige Dinge aufgefallen.

Der Bandenkrieg. In meinen Augen eine typisch männliche Angelegenheit. Man prügelt sich, man will der Stärkere sein. Grösser, besser, stärker. Immer wieder. Ausser Toni, der hatte eigentlich begriffen, dass es kein Sinn macht, solche Strassenkämpfe zu liefern und der meinte in der Liebe das Glück gefunden zu haben. Aber auch er drehte dann doch durch, als sein bester Freund Riff "versehentliche" von Bernardo (Marias Bruder) erstochen wurde. Er fiel zurück in seine alte Art zu kämpfen und erstach Bernardo. Zwei Morde, beide sinnlos. Nur weil Männer meinten, sich gegenseitig bekämpfen zu müssen. Warum? Das wissen wohl nur Männer. In meinen Augen schlicht und einfach, weil sie bescheuert sind.

Aber dieses männliche Verhalten ist nicht nur alleine ein Problem der Männer. Die Frauen im Film waren nicht wesentlich schlauer. Sie "förderten" diese Art doch eigentlich. Sie umschwärmten die "Sieger". Die Besten/Grössten/Stärksten. Was die natürlich wiederum dazu animierte, sich solchen Scheisskämpfen zu stellen. Würden die Frauen endlich mal klarstellen, dass sie solche Männer nicht wollen, sondern welche die auch sozial sind und gewisse Intelligenz anwenden, dann würden die Stärksten plötzlich zu den Schwachen gehören, weil sie keine Frauen mehr haben, die sie umschwärmen. Sie würden sich eher überlegen, ob es sich lohnt zu kämpfen, wenn nicht der Sieger die Braut bekommt.

Vielleicht hab ich deshalb keine "Alpha-Männchen" als Partner ausgesucht, sondern welche die eigentlich in solchen Bandenkriegen untergingen oder gar nicht mitgingen. Sie sind zu schwach. Aber genau diese Schwäche finde ich gut. Sie prügeln sich nicht mit anderen. Genausowenig müssen sie mit Raserei beweisen, was für geile Typen sie sind (und dann ihre Bolide und sich selber um den nächsten Baum wickeln). Beide verzichten weitgehend auf Schwanzlängenvergleiche, weil sie wissen, dass das sinnlos ist. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen.

Der Film hilft mir bewusster mit solchen Mitteln umzugehen. Wenn einer Bandenkriege anfangen will, ihn eben nicht noch dafür loben, sondern ihm den Kopf waschen, wie sinnlos das ist. Die Welt ist gross genug für uns alle. Und es hat für jeden Mann und Frau genügend Partner. Man braucht da nicht miteinander kämpfen um das beste Weibchen abzukriegen. Immer wieder überlegen, ob mein Gegenüber grad wiedermal eines dieser bescheurten Spielchen treibt und ihn (oder sie) darauf ansprechen. Frieden auf Erden dürfte Illusion sein. Aber warum nicht in der eigenen Umgebung darauf achten, dass achtsamer miteinander umgegangen wird.

Permalink

Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • marius.rieder@durchmesser.ch Re: West Side Story und meine Gedanken
    Geschrieben von Jiuka (Link) am Dienstag, 10. April 2007, 18:40

    Die direkte Transformierung von der Musicalbühne auf die Strasse hat mir zwar gefallen, aber hat mir die Inszenierung die ich im Musical Theater Basel gesehen haben mehr entsprochen.
    Der Film zeigt die Gewalt sehr direkt, bei der Inszenierung in Basel waren (fast) alle Kämpfe in Tanz ausgetragen.
    p.s.: Schwanzlängenvergleiche sind doch immer wieder lustig. Mein neuer Server kommt grad mal auf 29.7cm ;)