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 Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders 
Nala Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Montag, 26. März 2007, 13:20
aus dem Me-goes-a-light-open dept.

Dass Sprache lebendig ist, ist gut. Und dass man aus anderen Sprachen Wörter oder gar Sätze übernimmt, hat durchaus auch was gutes. Nur manchmal frag ich mich auch, warum wir immer mehr englische Wörter übernehmen und ob die wirklich alle verstehen. Die Bundeskanzlei hat eine Webseite dazu, welche Wörter die Behörden besser durch deutsch/französisch/italienische Wörter ersetzen sollen.

Die Liste ist extrem lang, aber ein paar Highlights (ups - Glanzpunkte) wollte ich rausnehmen und hier reinstellen. Uebrigens gab es im heutigen Tages Anzeiger ein ganz kurze Liste und ein Artikel dazu. Leider hab ich ihn einmal mehr nicht online gefunden.

agreement
Nach Bundeskanzlei das richtige Wort in der deutschen Sprache. Aber warum nicht Abkommen?

approach - Ansatz, Denkansatz, Vorgehensweise
Approach ist ein sehr häufiger Begriff, den ich auch immer wieder schlecht finde, weil ich ihn nicht wirklich verstehe. Die deutschen Wörter dazu sind doch wesentlich angenehmer.

at - at-Zeichen, Alpha(-zeichen), Klammeraffe
Hmm, als wenn jemand "Klammeraffe" schreibt, ich glaub ich krieg ein Lachanfall. Entweder at oder @ ist doch nur logisch?

background
back-office
backup
- Sicherungskopie, Datensicherung
Während background und back-office ok sein soll, wär backup besser zu ersetzen. Komisch. Ich hätte jetzt eher back-office ersetzt. Liegt das eventuelle daran, dass ich eher mit der Informatikbranche als mit der PR (ups - Werbeabteilung) zu tun habe?

benchmark - Sollwert, Eckwert, Richtwert
Beat soll jetzt Sollwerte erreichen und keine benchmarks mehr. Nur gut arbeitet er nicht beim Bund.

briefing
Das Wort wo ich so hasse, wird nicht übersetzt :-(

call center - Auskunftsstelle, Beratungsstelle, Call Center, Anrufstelle, Kontaktstelle, Meldezentrale
Gibt doch so viele Wörter dafür, warum muss es immer Call Center heissen?

chat, chatting - Plauderei, Geplauder
Hmm aber wenn ich in Chat gehe, geh ich nicht in die Plauderei - auch wenn ich das im Chat mache :-)

chief executive officer (CEO) - Generaldirektor/in
Ja da kann man gleich alle diese verenglischten Berufsaudrücke mit reinnehmen. Die nerven einfach nur.

cockpit - Pilotenkabine, Pilotenkanzel
Wer kommt denn auf sowas? In der Pilotenkanzel sitzt Herr Blafasel. *g*. Wobei Pilot ja bestimmt auch schon wieder nicht deutsch ist.

dispatch - verteilen
Dispatch mal die Backups... Ja wahrlich. Verteil mal die Backups tönt doch wesentlich sinnvoller.

domain name system (DNS) - System der Domänennamen
Hmm. Da schlägt sicher mein Zuviel an Informatikinformationen durch. Aber DNS auf deutsch? Wär das dann das SdD?

family business - Familienbetrieb
Ein absolut schlimmer Anglizismus.

firewall - Schutzrechner, Sicherheitsrechner
Oehm ich weiss ja nicht. Aber eine Firewall muss ja nicht ein ganzer Rechner sein.

governance - Regierungsführung, Regierungsweise, Führungsverhalten, Führungsstil
So die typischen englischen Wörter, die man als modern betrachtet. Dabei würd das deutsche Wort klarer ausdrucken, was gesagt werden will.

help desk - Auskunftsstelle, Störungsstelle, Notrufzentrale
Helldesk... Warum nicht einfach Hilfszentrale?

joystick
Hehe, schade wird das nicht übersetzt. Luststengel. Wobei Joystick im öffentlichen Dienst wohl eh selten benutzt wird. Oder spielen die Beamten jetzt Games (ups - Spiele)?

key account manager
kick off meeting

Und warum übersetzt man die beiden Wörter nicht? Ich find die eben auch so unverständlich. Key account manager - Schlüsselkontoführer? oder was soll das sein? Was macht ein Key account manager?

Rail City ® - Bahnhof
Ehrlich. Das ist nun wirklich zuviel des guten englisch. Bahnhof tut es doch alleweil. Was ist an dem Wort so schlimm?

spam - E-Mail-Massenwerbung, unverlangt zugesandte kommerzielle E-Mails
Naja also Spam sollte inzwischen bekannt genug sein. Und Spam ist auch so schön kurz :-)

webmaster - Webmaster, Fem. Webmistress und nicht Webmasterin!
Hey das ist ja mal was. Eine Webmistress. Das tönt aber arg nach Stress.

Wie gesagt, es hat noch ganz viele andere Wörter auf der Liste. Und bei vielen frag ich mich auch, warum englisch, wenn es deutsch auch geht. Vorallem merk ich es gut, wieviele Fremdwörter wir in unserem Sprachgebrauch schon eingebaut haben, wenn die Kinder mal was schreiben müssen. Da sind nicht nur englische Wörter schwierig, gerade auch französische haben wir viele, die wir einfach im Sprachgebrauch haben und schreiben ohne zu merken, wie kompliziert sie wirklich sind.

Ich hoffe einfach, dass nicht nur noch Anglizismen bei uns in die Sprache einfliessen. Warum nicht auch türkische oder jugoslawische Wörter? Sprache soll ja leben. Und da sind verschiedene Einflüsse unvermeidbar. Im Gegenteil, sie machen die Sprache lebendig.

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  • Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
    Geschrieben von Cmdr_Zod am Montag, 26. März 2007, 14:56

    Also bei dispatch dachte ich jetzt eher ans Verteilen von Arbeitsaufträgen oder Jobs und weniger an das physikalische Verteilen von Gegenständen.
    Ich habe selber kaum Probleme mit Anglizismen, stören tun mich dann aber vor allem missglückte Anwendungen. So was wie "Miet and Drive" auf einem Mietwagen klingt dann wirklich blöde. Wenn man das ausspricht denken die meisten Leute vermutlich an "meet and drive" und wundern sich was das soll.
    Ok, "to meet" kann auch abholen heissen, dann hätten die schlichtwegs nicht gewusst wie man das englisch schreibt. Trotzdem, ich habe mich recht gewundert ab solch einer komischen Vermischung.

  • christof@buergi.lugs.ch Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
    Geschrieben von P2501 (Link) am Montag, 26. März 2007, 16:50

    Nun denn, was die fehlenden Betriffe angeht:

    "Briefing" ist eigentlich ein militärischer Begriff, und bezeichnet einen kurzen Missionsbeschrieb vor der eigentlichen Mission (von "brief": kurz). Ausserhalb des militärischen Bereichs wird es manchmal verwendet, um eine Liste der an diesem Tag zu erledigenden Arbeiten oder ähnliches zu bezeichnen. Klingt besser als "To Do List".

    Ein "Kick Off Meeting" ist die erste Projektsitzung, an dem die ganze Sache in Gang gebracht werden soll (von "kick off": Anstoss im Fussball).

    Ein "Key Account Manager" ist ein Chefkundenvertreter (kein Scherz). Das sind Kaderleute, die Ansprechpartner für ein Kundensegment oder einen besonders wichtigen Kunden sind. "Account" ist in diesem Fall nicht als Bankkonto, sondern als Geschäftsbeziehung gemeint, und "Key" bedeutet, dass es eben nicht ein normaler Kundenvertreter ist, sondern dass er/sie eine Schlüsselposition inne hat.

    • priska@0x1b.ch Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
      Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Montag, 26. März 2007, 17:15

      "Briefing" ist eigentlich ein militärischer Begriff,
      Ein Grund mehr briefing nicht im normalen Leben zu benutzen ;-)

      Klingt besser als "To Do List".
      Ich mag die todo-Liste. Allerdings ist todo ja auch englisch. Bringt also auch nichts. Wie würde man das denn in nettem Deutsch sagen? Vorallem, wie hat man dem gesagt, bevor man briefing kannte?

      Ein "Kick Off Meeting" ist die erste Projektsitzung, an dem die ganze Sache in Gang gebracht werden soll (von "kick off": Anstoss im Fussball).
      Ersttreff ging doch auch. Anstosstreff. Hmm tönt alles doof. Was waren denn die Kick off's als man noch gutes altes Deutsch sprach?

      Ein "Key Account Manager" ist ein Chefkundenvertreter (kein Scherz). Das sind Kaderleute, die Ansprechpartner für ein Kundensegment oder einen besonders wichtigen Kunden sind.
      Hiessen die schon immer so? Ich überleg grad, wie die Stelleninserate denn früher geschrieben waren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass vor 10-20 Jahren ein "Key Account Manager" gesucht hat. Danke für die Aufklärung.

      • christof@buergi.lugs.ch Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
        Geschrieben von P2501 (Link) am Montag, 26. März 2007, 20:14

        Die direkte Übersetzung von "Todo Liste" ist "Aufgabenliste". Klingt allerdings etwas bieder.

        Die erste Projektsitzung war früher eigentlich genau das. Wieso braucht die einen eigenen Namen? Übrigens ist es eine Binsenweisheit, dass eine Häufung von (nicht nur englischen) Schlagworten in der Projektvorstellung auf ein mieses Projekt hin deutet. ;-)

        Key Account Manager kenne ich auch erst seit relativ kurzer Zeit. Ich glaube, früher hat man die gar nicht explizit (ups... ausdrücklich) gesucht, sondern einfach ausgewählte Kaderleute hin gestellt.

  • info@blogbox.ch Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
    Geschrieben von Beat (Link) am Montag, 26. März 2007, 18:03

    Also wenn ich das alles lese habe ich vom "Feeling her ein gutes Gefühl" :-))

    • aolcix Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
      Geschrieben von Ich am Dienstag, 9. Oktober 2007, 14:08

      Also ich denke das in der Deutschen sprache wenn man sie denn noch so nennen kann,es mehr Italianismen einschliesslich Latein gibt,das ja auch aus Italien kommt,alls andere zb. Anglizismen.

      • lutzhuth@lutzhuth.de Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
        Geschrieben von Lutz Huth am Mittwoch, 19. Dezember 2007, 21:21

        Die “Ermordung“ der deutschen Muttersprache mit und durch Anglizismen, ist der lebendige Beweis dafür, daß der 8.Mai 1945 nicht das Ende des 2. Weltkrieges war.

        Lutz Huth
        Hannover


  • Ph.Hurni@web.de Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
    Geschrieben von Ph.Hurni am Sonntag, 23. Dezember 2007, 11:50

    Mich nervt nicht nur dass unsere Sprache durch's Englische so verhunzt wird. Auch mit welcher Selbstverständlichkeit und unermesslichen Arroganz Engländer aber vor allem Amerikaner meinen alle müssen die Englisch Sprache können. Die kommen zu uns um zum arbeiten und finden es überhaupt nicht nötig eine unsere Landessprachen zu lernen, nein es wird erwartet dass wir ihre Sprache lernen damit sie bei uns möglichst bequem leben können. Auf die Reaktion wäre ich gespannt wenn ich in England oder in die USA auswandern würde und von den Einheimischen verlangen würde dass sie z.B. Deutsch oder Französisch lernen müssten damit ich es möglichst bequem im Einwanderungsland habe! Vor allem wir Schweizer sind in dieser Beziehung die grössten Dummköpfe, wir würden uns bis zur Selbstverleugnung diesem Diktat beugen.

  • Re: Anglizismen - Deutsche Sprache mal anders
    Geschrieben von AML am Sonntag, 10. Februar 2008, 11:09

    Ich hab aufgrund eines Artikels in der Sonntagszeitung nach ähnlichen Artikeln im Internet gesucht und bin auf diesen hier gestossen. Er war sehr informativ. Aber die Antworten haben mich nicht sehr überzeugt. Nun füge ich auch meinen Senf dazu:

    Es ist absolut richtig, dass die deutsche Sprache mit sehr vielen lateinischen Ausdrücken versehen ist - und zwar mehr als mit Ausdrücken aus jeder anderen Sprache. Aber französisch, spanisch und italienisch sind das noch viel mehr, denn sie sind aus dieser Sprache entstanden.

    Bei Englisch verhält sich das ein bisschen anders: Die Engländer entstanden aus den Angeln und den Sachsen, wobei die Sachsen - wie man weiss - deutsch sprachen und immer noch sprechen. Jetzt geben sie der deutschen Sprache einen Teil zurück und vermutlich nicht den besten.

    So viel zur Geschichte: Wir Schweizer sind aber nicht nur so blöd, dass wir englische Ausdrücke immer besser finden als die entsprechenden deutschen, wir verbannen auch das "Schweizerdeutsche" aus Schulen und Kindergärten. Darum geschieht es uns Recht, wenn das "Hochdeutsche" noch ein bisschen mehr verhunzt wird, damit am Schluss die Kommunikation unter uns ganz zum Erliegen kommt.
    Wir sollten uns ein Beispiel an den Franzosen nehmen, wobei die Reinhaltung der französischen Sprache ab und zu doch übers Ziel hinausschiesst.

    Aber besser so als das : Als ich das letzte Mal über den Escher-Wyss-Platz in Zürich gefahren bin, waren alle Reklame-Plakate in reinem Amerikanisch. Wenn es die verstehen, die es angeht, na ja. Ich selbst würde nie ein solches Produkt kaufen.

    So nun habe ich meinem Ärger Luft gemacht. Es ist nämlich sehr, sehr selten, dass ich mich in einem Forum zu einer Antwort hinreissen lasse.