Todesurteil
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Sonntag, 5. November 2006, 19:27
aus dem auge-um-auge dept.
Saddam wurde verurteilt. Zum Tode durch Hängen. Alle Radiosender berichten davon, morgen werden die Zeitungen damit gefüllt sein. Die Aussenminister der Staatengemeinschaft zeigen sich postitiv eingestellt. Aber ist es wirklich der richtige Weg?
Ganz am Rande bin ich ja der Meinung, dass ein Staat, welcher Morden verbietet, zu allerletzt das Recht zum Töten in Anspruch nehmen darf. Aber in diesem Fall wird sich wohl auch Amnesty International kaum für den Deliquenten einsetzen.
Das Hängen von unterlegenen militärischen Heeresführern hat lange Tradition. Meist wurde die ganze fassbare Offiziersspitze diesem Schicksal zugeführt. Zurückgehend auf die mittelalterliche Unterscheidung zwischen dem Schwert - welches den Adeligen vorbehalten war - und dem Strick - welcher für gemeine Verbrecher vorgesehen war, wird auch heute noch der Strick als angemessene Hinrichtungsart angesehen. Tod durch Feuer war nur bei Hexen ein Thema und derart grausam, dass er selbst bei Diktatoren nicht mehr zum Zuge kommt.
Nach alter englischer Tradition wird das Gewicht des Deliquenten einberechnet und die Länge des Strickes so gewählt, dass das Genick bricht, aber der Kopf noch nicht abgerissen wird. Als beim Attentat auf Hitler einen Galgen fehlte, kam eine neue Methode zum Zug - die Leute werden langsam aufgehängt und erleiden dadurch einen überaus qualvollen Erstickungstod. Doch das nur am Rande.
Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges stieg Winston Churchill aus seinem Amt als Prime Minister in England aus. Unter anderem, weil er wusste was mit seinen Feinden passieren würde. Er achtete die römische Tradition, unterlegenen Feinden Achtung entgegenzubringen und sie nicht zu beseitigen. Die Römer errichteten damit ein riesiges Reich, damals ein Weltreich, das sie mit ihren eigenen Leuten nicht zu leiten im Stande gewesen wären.
Die fassbare Nazispitze wurde im Rahmen der Nürnberger Prozesse verurteilt. In einem aus der Sicht der damaligen Siegermächte gerechten Prozess, über den jedoch in der heutigen deutschen Verfassung ein Verbot zur Wiederaufnahme besteht. Die Verurteilten wurden gehängt, die Bilder gingen um die Welt.
Was waren die Folgen? Keine Diktaturen mehr? Nein. Im Gegenteil. Jeder Diktator, General oder selbst gewählte Präsidenten schicken ihre Soldaten heute kompromisslos in den Tod. Wenn ich sowieso sterbe, sollen meine Leute das auch tun. Weder die eigenen, noch die fremden Menschen werden geschont, jegliche Konventionen in den Wind geblasen. Selbst "saubere" Armeen töten Zivilisten und missachten jegliche kulturellen oder religiösen Regeln.
Mit dem Tod Saddams wird nicht ein Kapitel abgeschlossen, sondern viele neue eröffnet. Neue Kriege werden kommen, Generäle ihre Soldaten in den Tod schicken, unschuldige Zivilisten sterben. Schade, dass die Leute an der Spitze unserer Zeit es nicht besser wissen...
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