Gestern - heute - morgen! Italiener - Kosovo-Albaner - ?!

Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Dienstag, 26. September 2006, 15:42 aus dem früher-war-es-gleich dept. Heute las ich im Blick (leider kein Artikel online findbar, dass es 1969 eine Umfrage gab, ob Eltern einverstanden wären, wenn ihre Töchter Italiener heiraten würden. 80% der Antworten waren "Nein". Heute wär das absolut keine Frage mehr. Die Italiener sind inzwischen voll integriert. Dieselbe Umfrage wurde allerdings erst kürzlich gemacht, allerdings mit der Frage ob die Töchter Kosovo-Albaner heiraten dürfen. Wiederum 80% "Nein". Ob in 40 Jahren auch niemand mehr danach fragt, ob jemand aus dem Kosovo kommt und man diese Menschen genauso integriert hat? Oder anders gefragt, bei wem würden die Eltern in 40 Jahren eine Ehe verbieten? Asiaten? Afrikaner? Russen? Ich erinner mich noch gut an meine Schulzeit (irgendwann in den 70er/80er ;-). Es gab in der Nähe ein "Italiener-Viertel" und in unserer Schule gingen viele Italiener zur Schule. Tschingge, Salami-Frässer und sonstige Bosheiten wurden denen nachgerufen. Unverständlich für sie - und für mich. Ich machte weder mit, noch hielt ich meine Schulkameraden davon ab. Heute würd ich ja vielleicht eingreifen, aber damals? Nach den Italiener kamen bereits die ersten Jugoslawen - ich erinner mich an ein Mädchen bei uns in der 4.-6. Klasse, die aus Jugoslawien kam. Sehr schüchtern, zurückhalten, sprach kaum deutsch. Heute bin ich mir bewusst, dass die Arme wohl einiges durchgemacht hatte. Ich wäre nicht verwundert, wenn sie aus einem Kriegsgebiet kam und viele schreckliche Dinge miterlebt hatte. Später, ich war wohl schon in der Lehre kamen die Tamilen. Wer erinnert sich nicht daran. Es gab dasselbe Geschrei wie seinerzeit bei den Italienern und heute bei den Jugoslawen. Raus mit ihnen, nehmen uns die Arbeit weg (welcher Schweizer würd schon diese Arbeit tun?) usw. Inzwischen sind auch die Tamilen integriert. Man weiss, dass sie als Küchenhelfer nicht zu ersetzen sind. Fleissig, korrekt usw. Aber erstmal aufschreien. Und so warte ich jetzt auf den Tag wo die Jugoslawen integriert sind. Wo kein Hahn mehr danach kräht und man sich auf die nächsten "Ausländer" stürzt. Dabei sollten wir froh sein, dass wir diesen Menschen unsere Hilfe anbieten können, dass es uns sogut geht, dass sie zu uns flüchten, im Wissen, dass ihnen bei uns nichts passiert. Keine Bomben die ihre Heimat zerstören. Sind wir doch einfach mal etwas toleranter und hören diesen Menschen auch mal zu wenn sie von zuhause erzählen. Sie haben sicher auch viel interessantes zu berichten und können so den Schmerz des Krieges überwinden. Permalink

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