Software Freedom Day
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Mittwoch, 20. September 2006, 05:22
aus dem freiheit? dept.
Ich sitze im ICE nach Frankfurt, lasse mich vom deutschen Zöllner filzen und bereite mich auf meinen Einsatz vor: einer Hand voll wissenschaftlich tätiger Leute den Umgang mit ihrem Linux Cluster näherzubringen.
Liegt heute nicht hier die eigentlich Aufgabe für die Linuxler, die früher mit Aktionen in der Art eines Software Freedom Days durchzogen? Es gab eine Zeit, in der ich im Namen der LUGS Computerbörsen besuchte, ja gar eine Woche Ausstellung an der Orbit durchzog. Doch scheint mir, dass das heute nicht mehr der richtige Weg ist, Leute zu erreichen, ihnen "OpenSource" bzw. "Feie Software" oder ganz umgangssprachlich "Linux" näherzubringen.
Velleicht mag das CD-Verteilen vor oder im Orell Füssli einen Erfolg gewesen sein. Vielleicht fanden die Jungs da eine Hand voll Leute, die sich nun trauen, einen Versuch mit Ubuntu zu starten. Aber so wirklich durchschlagend war das wohl nicht mehr - für alle Seiten.
Wieviel mehr Erfolg verspricht die Arbeit mit Linux: Seit dem Beginn meines Jobs an der ETH sorge ich dafür, dass Leute Computer unter Linux einsetzen können. Sie einen Weg zum System finden. Auf die andere Seite aber auch die Linux Entwickler und Distributoren nicht mit den blödesten 100 Fragen bombardiert werden. Und ich habe gleichzeitig auch das Glück, mit dieser Dienstleistung meine Familie zu ernähren.
Zusammen mit mir sind viele andere ehemaligen Aktive in der Linux Szene in die Business Welt abgerutscht und der Wille, an Aktionen teilzunehmen, ist massiv zurückgegangen. Ich denke mir aber nicht, dass das grundsätzlich schlecht ist, auch wenn ich diese Aufbruchstimmung aus der Zeit der Jahrtausendwende noch lange vermissen werde.
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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer
immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie
verantwortlich.
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von Venty (Link) am
Mittwoch, 20. September 2006, 11:53
Die Aktion im Orell Fuessli von letztem Samstag war ein Erfolg. Das Wetter war gut, wir alle hatten grossen Spass und allein dadurch wars die Zeit wert.
Weiters haben wir natuerlich den verschiedensten Leuten "Linux" zeigen und sie darueber beraten koennen. Ich sehe nicht, was daran schlecht sein soll. Wie soll der Patentwahn aufgehalten werden, wenn 95 % aller Desktoeppe immer noch auf Windows laufen?
Die Leute, welche sich selber informieren und keine dummen Fragen stellen haben sich bereits ueber Linux informiert und setzen es ein (oder auch nicht). Daran laesst sich nicht mehr viel aendern. Wenn freie Software sich weiter verbreiten will, dann muss sie sich an die DAUs wenden.
Schoen waere, wenn die Aktivisten nicht mit engstirnigen Kommentaren auf der LUGS Mailingliste abgeblockt werden. Ehrlich gesagt hab ich langsam das Gefuehl, dass die LUGS keine grosse Zukunft mehr hat. Niemand macht mehr gross etwas, und selbst wenn jemand was machen will wird er erst einmal kraeftig von allen Seiten demotiviert.
Oh, und was ist eigentlich mit dem LUG-Camp? Zig Leute reden davon, aber bis jetzt gibts nicht mal einen Austragungsort. Ein Glueck, bin ich da nicht im OK.
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von resmo am
Mittwoch, 20. September 2006, 23:45
Betreffend deinem Gefühl, das teile ich vollkommen. Ich finde es schade, dass jeder Ideenvorschlag prompt mit "aber..." gekonntert wird. Ist das wirklich der "Open" Source Gedanke? Viele Member halten sich an Sachen fest und bleiben stehen, weil Sie vielleicht ziemlich lange dabei sind oder meinen ihre Meinung (dekonstruktive Kritik) sei angebracht. Ideen sollten erweitert und verbessert werden und nicht im Keim erstickt! Aber scheinbar sagt das niemand ausser du und ich und zahlt feierlich seinen Jahresbeitrag im Gedanken, man habe ja was für Open Source beigetragen mit der Einzahlung. Und was passiert? Nix. Schade...
Es gibt so viel Potenzial in der Lugs, es sollte nur mal einer vom Vorstand aufstehen und sagen: Hey, wie wärs mit dem Camp, neuer Lugs Website, Anlass, Demo, Kundgebung, Hausbesuche..., viele würden mitmachen...
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von Mathias Weyland am
Donnerstag, 21. September 2006, 00:39
Hallo
Damit, dass gar nichts passiert, bin ich nicht ganz einverstanden. Wenn du etwas zu OpenSource beitragen willst, dann schreibe Code, Doku, fixe Bugs, uebersetze was oder Spende einen Betrag deiner Wahl an dein Lieblingsprojekt. Wenn du Freude an der Community hast und angebotene Plattformen regelmaessig nutzt, trete einem Verein bei.
Fuer das Erweitern von Ideen ist nicht nur Venty und du. In diesem Fall war es so, dass jemand die Idee nicht gut gefunden hat. Es wurden Gruende angefuehrt und der sachliche Ton wurde gewahrt. Ich finde, Ideen im Keim zu ersticken genauso falsch wie unterschiedliche Meinungen nicht zu erlauben.
Uebrigens: Wir haben Jahresbeitraege fuer den SFD eingesetzt.
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von resmo (Link) am
Donnerstag, 21. September 2006, 08:40
Scheinbar habe meinen letzten Satz etwas zu persönlich verfasst und einige Leute haben sich sicherlich persönlich angegriffen gefühlt, was ich verstehen kann, wenn ich meinen Satz nochmals lese. Ich möchte mich dafür in aller Form entschuldigen.
Ich bin ein konstruktiver und lösungsorientierter Mensch, haltlose Kritik bringt keinem was.
Meine Absicht war wieder etwas Leben in die Lugs zu bringen, da sie momentan am Einschlafen ist und nur von einigen Wenigen, vorallem Dir Matthias getragen wird.
Ich schlage vor, die Last etwas zu verteilen und Member aktiv einzubinden. Deshalb sollte die Lugs die Member direkter ansprechen, vielleicht mit einem grösseren Anlass als an der ETH, um wieder eine Aufbruchstimmung hinzubekommen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein Prozentsatz der Mitgliederbeiträge an Schweizer Open Source projekte gespendet werden. Man könnte eine Online-Abstimmung einrichten und die Member könnte abstimmen, welches Projekt sie wie unterstützen wollen, etc. Ich hab noch eine ganze Menge anderer Vorschläge.
Es gibt viel zu tun, siehe z.B. Kommentar zu einem Zeitungsartikel.
In diesem Sinne, Gruss René
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Donnerstag, 21. September 2006, 08:57
Schoen waere, wenn die Aktivisten nicht mit engstirnigen Kommentaren auf der LUGS Mailingliste abgeblockt werden.
Du sprichst mich persönlich an - ich zähle mich mittlerweile wohl zu den stärksten Gegnern solcher Aktionen. Warum eigentlich?
Nun, ich habe täglich mit Kunden und Lieferanten zu tun, die Linux kaufen bzw. verkaufen. Ich sehe, wie sich die .com Seite von Linux entwicklelt.
Ich habe auf die andere Seite Entwickler erlebt, die mich während meiner Präsidialzeit, aber auch danach angefickt haben. Newbies, ohne die Motivation in die Tiefe zu gehen, sind etwas, was man in einem OpenSource Entwicklungsmodell zuletzt braucht. Sie stören nur. Das ist die .org Seite von Linux.
Und dann haben wir die Communities. Egal ob LUGS, Symlink, Linux Users in Köln, Polyamoristen, Rockträger oder Züchter der roten schwedischen Waldameise - alle haben das Problem, dass die grosse Zeit des freiwilligen Einsatzes in einer Gruppe irgendwie vorbei ist und mehr der Kampf ums eigene Ueberleben zählt.
Das alles gibt den Ausschlag, dass ich bei neuen Ideen oft einfach die Handbremse ziehe und den Leuten, die finden man sollte einmal ein paar Argumente um die Ohren werfe. Vermutlich ist es falsch und ich sollte meinen Latz halten..
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von Mathias Weyland am
Mittwoch, 20. September 2006, 15:00
Linux war lange Zeit ein bisschen unser Spielplatz. Das scheint sich jetzt zu aendern, viele Leute haben Angst dass die 'Kommerziellen' ihnen das Spielzeug wegnehmen.
Vorteile zu verstehen, weil man von ihnen profitiert, ist etwas ganz anderes als dies Vorteile anderen Leuten aufdruecken zu wollen. Ich jedenfalls hab meine Mutter noch nie bei der Fehlersuche in den Sourcen ertappt.
Ziel der Orell-Fuessli-Aktion war nicht nur, zu zeigen, was Linux kann, sondern auch was es nicht kann. Auch ich hatte an diesem Tag viel Spass, und mir ist aufgefallen, dass den Interessierten nicht die Ubuntu-CD wichtig war, sondern das Gespraech mit Leuten mit Erfahrung.
Wichtig ist, dass man einen solchen Event nicht mit der Einstellung 'Wir bekehren moeglichst viele Windows-User' angeht, sondern eher mit 'Schaus dir an, ueberleg dir was die Gedanken dahinter sind und frag dich ob es dir gefaellt und ob du etwas damit anfangen kannst.'
Liebe Gruesse
Mathias
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Donnerstag, 21. September 2006, 08:50
Ziel der Orell-Fuessli-Aktion war nicht nur, zu zeigen, was Linux kann, sondern auch was es nicht kann. Auch ich hatte an diesem Tag viel Spass, und mir ist aufgefallen, dass den Interessierten nicht die Ubuntu-CD wichtig war, sondern das Gespraech mit Leuten mit Erfahrung.
Das unterscheidet sich etwas von den ersten Ideen, die ich von den Chaos-Leuten ursprünglich mitbekommen habe. Gespräche mit Leuten über Linux, OpenSource und - wie in meinem Fall gestern - Security sind durchaus fruchtbar und lohnen sich eigentlich immer.
CDs zu verteilen wie das die Heute... und 20Min Leute am Bahnhof tun, hingegen ein kompletter Blödsinn. Das hätte vor 10 Jahren noch funktioniert, heute ist es aber ziemlich sinnlos. Neue Linuxler anfixen liegt nicht mehr drinn. Nicht in den Mengen, dass sich Events nur zu diesem Zweck lohnen.
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Donnerstag, 21. September 2006, 08:54
'Schaus dir an, ueberleg dir was die Gedanken dahinter sind und frag dich ob es dir gefaellt und ob du etwas damit anfangen kannst.'
Eine sehr gute Einstellung, nur wirst Du am Problem scheitern, dass 90% aller Menschen gar nicht Denken wollen. Sie sind wie Lemminge und rennen einfach dem Vorderen hinterher. Wenn dies ein Windowsler ist, ist es Windows, wenn dies ein Linuxer ist, ist es Linux.
Sich Gedanken machen, ob man damit etwas anfangen kann, bedeutet, dass der/diejenige bereit sein muss, sich intensiv(er) mit dem Computer zu befassen, als nur einschalten, E-Mail/Browser/Schreibprogramm zu klicken und zu tippen. Und da haben wieder weder Zeit noch Lust, sich intensiv mit dem Thema zu beschaeftigen. Darum ist es in den meisten Faellen Windows. Kennt man, benutzt man. Ob es besseres/anderes gibt, ist egal.
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von resmo (Link) am
Donnerstag, 21. September 2006, 09:00
Aber _wir_ sollten doch, denen die Denken wollen die Möglichkeit geben, etwas anderes kennen zu lernen, wenn sie möchten. Und sie nicht schon im vornherein in eine Ecke stellen. Nicht?
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Donnerstag, 21. September 2006, 09:38
Die die Denken wollen, finden so oder so zu Linux. Mit oder ohne solche Events. Internet hat Infos genug :) Und selbst ich habe zu Polyamory-Seiten gefunden, ohne dass ich deswegen irgendwo an der Bahnhofstrasse angespamt wurde ;-)
Ich bin ja auch nicht grundsätzlich gegen solche Events. Solange sie jemand organisiert und Freude daran hat, soll er tun! Bin ich sogar dafür, dass die LUGS Unkosten übernimmt (dazu wär doch eigentlich der Verein da). Aber bitte nicht mich dazu zwingen wollen - mal davon abgesehen, dass ich an einem solchen Event wohl völlig fehl am Platz wär.
Viele Lugser waren mal aktiv, aber irgendwann kommt eben der Moment wo man nicht mehr mag. Wo man zu häufig angemotzt wurde, *weil* man was machte. Jetzt wäre es an den "Jungen", diese Events zu organisieren. Schwer ist das ja nicht. Ein "ich mache, wer kommt auch?" reichte zumindest früher :) Motzer kann man doch einfach ignorieren, solange man sich selber sicher ist das richtige zu tun. Aber scheinbar sind das heute eben viele nicht mehr, sonst würden sie nicht gekränkt reagieren, wenn Kontra kommt.
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Re: Software Freedom Day
Geschrieben von merline (Link) am
Sonntag, 24. September 2006, 10:33
Die die Denken wollen, finden so oder so zu Linux.
Also ich hab über einen Freund zu Linux gefunden. Versucht *g* es zu installieren habe ich es selber, aber ohne ihn wäre ich kaum oder viel später auf die Idee gekommen. Ob das etwas über meine Motivation zu denken sagt, lass ich mal offen. ;-)
Viele Lugser waren mal aktiv, aber irgendwann kommt eben der Moment wo man nicht mehr mag. Wo man zu häufig angemotzt wurde, *weil* man was machte. Jetzt wäre es an den "Jungen", diese Events zu organisieren.
Was heisst denn "wäre"? Genau das ist doch passiert.
Schwer ist das ja nicht. Ein "ich mache, wer kommt auch?" reichte zumindest früher :) Motzer kann man doch einfach ignorieren, solange man sich selber sicher ist das richtige zu tun. Aber scheinbar sind das heute eben viele nicht mehr, sonst würden sie nicht gekränkt reagieren, wenn Kontra kommt.
Hallo? Ich geb ja zu, dass ich nicht mitbekomme was in der lugs läuft, aber diese "Kränkung" ging an mir vorbei. Mir ist es wirklich nicht so wichtig, ob lugser Aktionen wo ich mich beteilige gut finden oder nicht. Und die Stimmung am Tag war locker, freundlich und angenehm. yeppa. Ich versteh diese "Diskussion" hier irgendwie nicht...
Grüsse, merline
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