Saturday Night Fever
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Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Sonntag, 13. August 2006, 14:56
aus dem dvd dept.
Wikipedia schreibt zum Discofox und seinem Verwandten New York und Three Count Hustle, sie orientieren sich stark am Urstil des Hustle, wie er 1977 durch den Film Saturday Night Fever bekannt wurde. So stand der Film schon lange auf meiner Wunschliste - gestern Abend gelang es mir endlich, ihn zu sehen.
29 Jahre ist es her, dass der Film in die Kinos kam. Entsprechend fremd kommt einem die Stimmung daher, die Kleider, die beiden WTC Türme in New York und natürlich auch die Tanzschritte.
In der Disco herrschen andere Regeln als draussen. Eigentlich ganz ähnliche, wie man sie auch heute in den entsprechenden Lokalen erlebt. Draussen aber ist die amerikanische Prüderie grossgeschrieben: Schwängert Mann eine Frau, so wird geheiratet - ein Zwang, der zum Selbstmord von Bobby C. führt. Entscheidet sich zwei Menschen füreinander, so ist es eine Beziehung fürs Leben. Als Tony am Schluss Stephanie verspricht, nur Freunde zu sein, fällt sie ihm um den Hals. Eine sexuelle Beziehung ist viel mehr "wert" und "bedeutend", etwas was man nur mit dem "Richtigen" machen darf.
Heute wird dieses Verhalten vielleicht nicht mehr von allen so grossgeschrieben. Aber auch ich erlebte diese Situation, dass ich "nur ein Freund" sein darf - seit ich das aber akzeptiert habe, liegt bei einem Treffen eine enorm erotische Stimmung in der Luft. In meinen Augen ist das ein Selbstbetrug zugunsten der Usanzen der Gesellschaft, zu dem gelebte Polyamorie durchaus einen Ausweg bieten kann.
Aber lassen wir das Soziale einmal beseite - schliesslich ist es ein Tanzfilm ;-) Auf der Grenze zwischen dem Solotanz in der Disco und dem Paartanz, den wir vom Disco Swing her kennen, haben sich die Tänzer noch viel mehr im Repertoire anderer Tänze bedient als das heute der Fall ist. Disco Swing wird heute normalerweise ausschliesslich auf 3 Takte getanzt, wobei ein Zwischentakt mitbenutzt wird. Im Film finden sich aber auch viele auf 4 Takte getanzte Figuren, beispielsweise aus Latintänzen oder dem Tango.
Der Stil hat mir enorm gefallen. Dieses Mischmasch zwischen Solos und Paartanz, Figuren auf drei und vier Schritte kommt grossartig daher. Vieles ist nur dann tanzbar, wenn ein Paar weiss, was jetzt kommt. Dennoch lassen sich Elemente daraus klauen und in das einbauen, was wir heute in den Dancings rund um Zürich tanzen. Ich werde wohl noch ein paar Mal den Film gucken müssen, um das herauszuholen, was ich davon verwenden kann.
Von der Kamerführung kommt ein sehr eigener Stil daher. Aehnlich wie in Flashdance hat sich der Kamermann voll ausleben können - war es im späteren Film viele Bilder im extremen Gegenlicht, so sind es in diesem Film extrem nahe Bilder. Ein Gesicht, Schuhe, extreme Perspektiven. Die Kamera aus der Hand geführt, was bei den damaligen 16 und 35mm Kameras wohl Schwerstarbeit war. Der Zuschauer befindet sich mittem im Geschehen, ist enorm nahe an den Schauspielern. Diese Nähe macht die Qualitätseinbussen durchaus wett und schafft eine besondere Atmosphäre.
Mir hat der Film gefallen und ich freue mich darauf, meinem Repertoire an Disco Fox Figuren ein paar Neue hinzuzufügen!
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