Luzern

Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Sonntag, 12. März 2006, 17:26 aus dem unterwegs dept. Gestern Nachmittag verschlug es mich wieder einmal nach Luzern und ich war trotz üblem Wetter ein paar Schritte unterwegs. Es war das erste Mal, dass ich nach Luzern kam, ohne dass es laut war ;-) Das erste Mal feierte Radio DRS ein grosses Konzert, das zweite Mal war Fasnacht. Ohne spezielle Events scheinen auch die Luzerner ruhiger zu sein und schenkten meinem gestrigen Outfit mit Utilikilt und dicken Strumpfhosen nicht allzuviel Beachtung. Ich erinnere mich gut an den warmen Herbsttag im letzten Jahr, an dem ich von zig Leuten abschätzig angesprochen wurde - etwas, was mir an keinem anderen Ort vorkam. Aber es war sowieso ein spezieller Abend im warmen Herbst '05. Ueberall begegneten mir stark alkoholisierte Leute, die aus den unzähligen Bars und Beizen torkelten. Von der Kleidung her oft Leute, die man andererortes als Machos bezeichnet, mit weiblicher Begeleitung im Arm. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, in der ich mich nicht mehr wohl fühlte. Ob diese Leute Einheimische oder Touristen waren, kann ich allerdings nicht beurteilen. Was mich immer wieder fasziniert, sind die extremen Kontraste in dieser Stadt. Unterschiede zwischen "arm" und "reich", wie ich sie aus anderen Schweizer Städten nicht kenne. Schon auf der Zugfahrt nach Luzern entdeckt man viele Häuser entlang der Bahnlinie, deren Bausubstanz sichtlich angegriffen wurde. Dann sind da die grossen Prunkbauten am See - und ein paar Meter weiter hinten entdeckt man Brachland, auf dem ein Obdachloser eine Hütte gebaut hat. Einerseits werden touristische Einrichtungen hochgehalten, andererseits findet man oft auch verfallene Spuren. Richtung Verkehrshaus begegnet einem eine ehemalige Standseilbahn, von der gerade einmal die Schienen fehlen. Das ganze Trassee ist noch vorhanden, die Kunstbauten zwar verfallen, aber nicht abgebrochen. Ja selbst die Oberleitungsmasten sind noch im Wald erkennbar. Das wunderschön restaurierte Gebäude der Talstation wird von einer Schreinerei benutzt. Auf Schritt und Tritt begegnen mir in Luzern Bilder, die ich gerne mit meiner Kamera einfangen möchte. Es sind allesamt Bilder, die vom ehemaligen Verkehrsdirektor Kurt H. Illi nicht gewollt wären. Aber es wären Bilder, die man kaum kennt und die mich selbst bewegen. Eine eingeborene Luzernerin hat mir einen Stadtrundgang versprochen und ich freue mich riesig auf diesen Tag. Wenn sich der Eindruck bestätigt, den ich in den Stippvisiten bekommen habe, so wird das ein grossartiges Erlebnis. Permalink

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