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 Polyamory - staatliche Anerkennung ausgeschlossen 
Polyamory Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Freitag, 3. März 2006, 15:38
aus dem ich-möchte-doch-nur dept.

Dass unsere Gesellschaft primär monogam orientiert ist, ist nichts neues. Wer nun aber eine Poly-Beziehung auf Langfristigkeit aufbauen will, wird vor diverse Probleme gestellt.

Ehe ist ja schon von vornherein ausgeschlossen, da diese - trotz angeblicher Trennung von Kirche und Staat - verboten ist (ZGB Art. 105 "Ein Ungültigkeitsgrund liegt vor, wenn: 1. zur Zeit der Eheschliessung einer der Ehegatten bereits verheiratet ist und die frühere Ehe nicht durch Scheidung oder Tod des Partners aufgelöst worden ist;").

Da wäre das Konkubinat (hey, das ist was schweizerisches, in Deutschland z.B. kennt man nur die "eheähnliche Partnerschaft"). Voraussetzung scheint aber komischerweise wiederum der Aussschliesslichkeitscharakter zu sein. Was ja wohl wiederum bedeuten würde, dass man "monogam" in ein Konkubinat muss. Fällt also auch weg.

Es scheint, dass man eine Zweitbeziehung nur auf Vertrauensbasis langfristig aufbauen kann. Ob allfällige Verträge machbar sind, wird man wohl mit einem Anwalt abklären müssen. Was aber sicher geht ist eine Schweigepflichtentbindungserklärung, die wenigstens den Partnern ermöglicht, einander im Spital zu besuchen, über den Gesundheitszustand informiert zu werden oder auch Zustimmung zu einer Heilbehandlung zu erteilen, wenn der Partner selber nicht mehr in der Lage ist.

Vermutlich muss ich einfach mal wieder mein Bild von Partnerschaft revidieren und nicht immer auf irgendwelche "Verträge" basierend denken und einfach mit genug Vertrauen in die Partnerschaft springen. Verlassen werden kann man sowieso immer, egal unter welchen Bedingungen man die Partnerschaft einging. Andererseits fänd ich halt eine "Heirat" (muss ja nichts offizielles sein) schon nett. Nur schon wegen der Feier ;-)

Würd mich jetzt aber doch interessieren, wie denn andere Polyamorylebende Ihre Beziehung "festigen". Echt alles nur auf Vertrauen? Bin ich einmal mehr mir selber im Wege und denke zu monogam um es einfach zu geniessen ohne an nachher zu denken? Wie Marius und ich unsere Beziehung nun also weitergestalten und festigen können, wird die nächsten Tage, Wochen und Monate wohl zu einem Thema. Zum Glück wollen wir keine Kinder, das würde dann endgültig ein totales Desaster werden.

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  • beat@0x1b.ch Re: Polyamory - staatliche Anerkennung ausgeschlossen
    Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Freitag, 3. März 2006, 21:43

    Eine Hochzeit bietet - meiner Meinung nach - keinerlei Sicherheit für das Zusammenbleiben eines Paares. Das einzige, was ich mir noch vorstellen kann, sind wirtschaftliche Gründe. Und gerade diese waren wohl der Grund dazu, warum verheiratete Paare bis vor wenigen Jahrzehnten zusammenbleiben mussten. Die Frau beschäftigt mit Haus und Kindern, der Mann an der Arbeit - jeder konnte ohne den anderen nicht überleben und die beiden mussten zusammenbleiben, egal ob sie sich mochten oder nicht.

    Seit der Emanzipation der Frauen haben die meisten eine Ausbildung und haben eine Chance, alleine zu überleben. Es ist sicherlich kein Zuckerschlecken, alleinerziehendes Elternteil zu sein - dennoch wird dieser Schritt oft einer Weiterführung der Beziehung vorgezogen.

    Allerdings gibt es sicherlich noch endlos viele Paare, die zusammenbleiben, weil der "unterlegene" Partner schlicht keinen Mumm hat, die Beziehung anzuzweifeln. Der Mangel an Selbstbewusstsein ist hier wohl die Ursache, dass sich viele geschlagene Frauen nicht trauen, aus ihrer Hölle zu entfliehen.

    Tja, dann gibt es noch die, die sich einfach gern haben. Die einander vertrauen, sich helfen und den gemeinsamen Weg als Bereicherung ihres Lebens betrachten. Ich zähle mich seit 14 Jahren zu diesen privilegierten Menschen und hoffe, noch lange mit Dir, Priska, zusammenbleiben zu dürfen!

    Als verheiratetes Paar hat man rechtlich gewisse Privilegien, die sich über einen anderen Weg kaum erreichen lassen. Der Trauschein hilft in Krankheitsfällen und bei Erbschaften sehr direkt, bei grösseren Anschaffungen und bei der Miete eher sekundär. Das ist eine Problematik, mit denen alle zu tun haben, die nicht "normale" Beziehungen leben. Auch gleichgeschlechtliche Paare kennen diese Probleme und kämpfen seit Jahren für eine akzeptable Lösung. Aber auch Politiker sind nur Menschen und es dauert üblicherweise mindestens eine Generation, bis ein gesellschaftlich anerkanntes Verhalten den Weg in die Gesetzesbücher findet.