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 Blinde Nuss und gehörlose Frauen 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Mittwoch, 15. Februar 2006, 12:30
aus dem optik dept.

Heue Morgen hatte ich einen Termin beim Augenarzt. Ist doch schon drei Jahre her, dass ich das letzte Mal eine neue Brille bekam und diese stimmt nicht mehr 100.

Da man mit dem OeV keine Chance hat, um 10:00 in Ziegelbrücke zu sein, brachte mich Priska und der Landy hin. Der übliche Papierkrieg, der Blick in die eine Maschine, die *bsssst* *bsssst* und die andere Maschine, die *bsst* *pscht* macht. Eine Runde warten, dann die Visite. Ein Augenarzt, der mich sehr skeptisch anguckt. Dank meiner fotografischen Erfahrung konnte ich ihn gut weisen und wir hatten innert Minuten eine passende Korrektur.

Eigentlich sollte ich jetzt einen Kuchen backen und darauf 10 Kerzen stellen: Rechts sind es -9, links -10 Dioptrien. Bin gespannt, was der Optiker dazu meint, wenn ich aus dem Zettel Papier eine Brille machen lassen will.

Am Bahnhof dann viel Zeit. Eine knappe halbe Stunde. Also geht man etwas hin und her, guckt sich die Baustelle des neuen Busbahnhofes und die grosse Am 4/4 an, die irgendwelche Güterwagen herumschiebt. Neben dem Süssigkeitenautomaten ein hübsches Mädchen mit dem Schriftzug Ich kann Dich nicht hören auf dem Rücken.

Sie sieht mich, steuert auf mich los und fragt mich, ob ich Zeit hätte. Ja, warum auch nicht? Sie beginnt mir von ihrem Leben zu erzählen, von den Schwierigkeiten, ohne zu hören durch die Welt zu gehen. Von den Schwierigkeiten, politisch Einfluss zu erzielen. Und dass sie mich gerne als Mitglied des Schweizerischen Gehörlosenbundes aufnehmen würde.

Mir fiel vor allem auf, wie direkt sie mir während dem Gespräch ins Gesicht sah. Wer nur noch mit einem Sinn unterwegs ist, benutzt diesen viel intensiver als "normale" Leute und tut Dinge, die sich die meisten nicht trauen. Dass sie sich der Sprache, die sie benutzt, nicht immer sicher war, zeigte das Puff mit "Du" und "Sie", das ihr laufend passierte.

Bis dahin wäre ich durchaus bereit gewesen, einen Einzahlungsschein mitzunehmen und meiner Budgetberaterin den Auftrag zu geben, einen halben oder ganzen Hunni zu überweisen.

Dann zauberte die bezaubernde Frau ein grosses Formular hervor, auf dem ich meine Personalien angeben sollte und meine Bankverbindungen für eine LSV Belastung. Häh? LSV?!? Na ja. Meine Budgetberaterin soll entscheiden, ob das gut ist. Aber nein, ich darf das Formular nicht mitnehmen...

Irgendwie pervers, dass gemeinnützige Vereine auf diese Art und Weise zu Geld kommen versuchen. Ich bin mir durchaus im Klaren, dass ein direkter Einzug eher wankelmütigen Menschen das Geld aus dem Portemonnaie zieht als ein Einzahlungsschein - aber in der Schweiz, wo LSV einen recht schlechen Ruf hat und Einzahlungsscheine problemlos funktionieren, sollte man diese psychologische Grenze nicht überschreiten.

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • priska@0x1b.ch Re: Blinde Nuss und gehörlose Frauen
    Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Mittwoch, 15. Februar 2006, 14:41


    Auf ihrer Webseite kann man die Daten auch angeben und da bekommt man einen Einzahlungsschein. Es muss also nicht via LSV gemacht werden (was ich bei Spenden nie tun würde, da ich jedes Jahr verschiedene Projekte unterstütze und vorzu entscheide, wer diesmal Geld bekommt).

    Wenn es Beat ein Bedürnis ist, werde ich natürlich auch die Gehörlosen in meine "hier-will-ich-noch-spenden"-Sammlung aufnehmen. Passt eigentlich bestens ins Konzept von Krebsliga, Multiple Sklerose, Blindenverein und cerebralgelähmte Kinder. Wobei ich momentan vermehrt darauf achte, dass kantonseigene Orte (glarnersteg, Lihn, Fridlihuus) unterstützt werden.

  • Re: Blinde Nuss und gehörlose Frauen
    Geschrieben von Cmdr_Zod am Mittwoch, 15. Februar 2006, 22:17

    Na ja, häufig ist es ja nicht mal mehr die Organisation, die wirbt, sondern irgend eine "Werbeagentur", z.B. Corris.
    Ich bin da genau einmal drauf reingefallen, für Terre des Hommes. Nun ja, das Geld haben Sie eingezogen (das war auch ok, wollte ich ja schliesslich), meinem Wunsch, mir kein Papier zu senden sind sie aber nicht nachgekommen.
    Ich habe dann sehr gerne angerufen, um nach der Belastung meine Mitgliedschaft zu kündigen.
    Zukünftig werde ich wohl gar nicht mehr auf solche Kampagnen eingehen und nur noch mit Hilfe des Internet entscheiden, wer mein Geld verdient hat.