0x1b - ESCAPE
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 ...und dann kam Polly 
Polyamory Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Sonntag, 18. Dezember 2005, 16:37
aus dem kino dept.

Gestern Abend schoben wir wieder einmal eine DVD in den Player und guckten ...und dann kam Polly. Wohl das beste was man bei einem verschneiten Winterabend ohne Internet machen kann.

Der Film selbst ist eine seichte Komödie mit einer gehörigen Portion Fäkalhumor. Priska kannte den Film schon und wir haben viel gelacht.

Die Story: Er, Risikomanager, frisch verheiratet. Seine Frau bumst am ersten Flitterwochentag den Tauchlehrer. Er geht alleine heim, begegnet einer alten Schulkollegin, welche ohne viel nachzudenken in den Tag lebt. Beide beginnen ein Verhältnis. Die Frau kommt zurück, er will sie aber nimmer. Zum Schluss liegen die beiden Jungverliebten am Strand und gehen tauchen.

Der Film betoniert einmal mehr zwei Klischees zum Thema Beziehungen: Wer fremdgeht, zerstört seine Beziehung. Punkt. Egal unter welchen Umständen das passiert ist, wie die Reaktionen darauf sind, wie sehr man sich bemüht, wieder einen Draht zum Partner zu finden - der Seitensprung macht alles kaputt.

Das zweite Klischee ist nicht besser: Die Verliebtheit der ersten Tage ist mehr wert als die tiefe Verbundenheit einer längeren Beziehung. Man lässt seinen Partner fallen, wenn etwas Neues da ist.

Beides ist in meinen Augen klar Hollywood und muss so nicht sein. Denkende Menschen müssen nicht nach diesem Muster funktionieren. Wir haben die Freiheit, unser Leben so zu gestalten wie wir das wollen und nicht so, wie ein Regisseur oder Drehbuchautor das für uns vorsieht.

Andererseits wissen wir heute, dass die sozialen Muster aus Film und Fernsehen stark unser eigenes beeinflussen. Wie war das in New Orleans? Die Leute haben so funktioniert, wie sie das im Kino gelernt haben - sie rannten schreiend durch die Strassen und verhielten sich total rücksichtslos. Oder bei 9/11? Jeder Fernsehzuschauer kannte die Bilder und wusste sofort, was los war.

Unter diesen Vorzeichen wundert es mich nicht, dass alternative Gedanken zu Beziehungen auf Ablehnung stossen, Leute Mühe damit haben, wenn jemand eine spezielle Beziehung führt. Ich lege daher jedem nahe, einmal über den Tellerrand zu gucken und sich einmal einen anderen Film anzusehen. Das Leben muss nicht so sein, wie Hollywood es uns bereitlegt!

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