Realnamen
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Geschrieben von Beat Rubischon am
Freitag, 30. September 2005, 16:10
aus dem flamewar dept.
Die letzten Tage tauchte einmal mehr die Diskussion über Realnamen in der LUGS-Mailinglisten auf. Ein
guter Grund, meine Gedanken zu diesem Thema aufzuschreiben.
Ich gehöre zu den alten E-Mail Benutzern, die schon zu Fido-Zeiten unterwegs
waren: Im Fidonet sind Realnamen Pflicht - wer
Pseudonyme braucht, fliegt aus dem Netz. Genauso handhaben es diverse
Newsgruppen, IRC-Kanäle und Mailinglisten - was natürlich immer wieder
Anlass zu Diskussionen bietet.
So kommt es, dass ich generell mit Realnamen unterwegs bin. Entgegen vieler
Warnungen, dass dies gefährlich ist - selbst in einer Broschüre
über den Umgang mit dem Internet, die unsere Kids ihren Eltern bringen
mussten. Ich weiss was ich tue und ich kenne die Spuren, die ich sowieso im
Netz hinterlasse.
Wenn ich in einer Community teilnehme, so versucht ich mich weitgehendst
dieser anzupassen und die vorhandenen Regeln zu akzeptieren. Entsprechend fällt es mir
schwer, bei Diskussionen um Realnamenpflicht mitzuschreiben.
Meine Streifzüge durch das Netz haben mir verschiedene Motivationen gezeigt,
warum jemand seinen Namen nicht angeben will. Ich packe die Schubladen aus
und verteile einmal:
Wer heute Probleme in Soft- und Hardware aufdeckt, Kritik an Staat oder
Gesellschaft übt, bekommt oft Probleme ausserhalb des Netzes. In solchen
Fällen kann ich durchaus verstehen, dass jemand seinen Namen nicht
preisgeben will.
Leute, die sich eine komplett neue Identität zugelegt haben und diese auch
leben, wenn ich ihnen begegne. Es soll ja Menschen geben, die mit dem
falschen Geschlecht geboren wurden. Oder Leute, die mit ihrer Vergangenheit
abgeschlossen haben und ein neues Leben leben. Das kann ich nur
befürworten.
Tja, dann gibt es noch eine grosse Menge von Leuten, die die Anonymität des
Netzes dazu missbrauchen, sich zu profilieren. Sich so benehmen, wie sie es
im richtigen Leben nie tun würden. Vor 20 Jahren hätten sie Pflastersteine
geworfen, heute flooden sie Channels, schreiben Postings unter der
Gürtellinie, greifen Leute an, ... Dies tun sie nur so lange wie sie im
Schutze der Anonymität stehen. Geht diese verloren, ziehen sich die Leute
extrem schnell zurück. Diese Gruppe ist der Hauptgrund, warum gewisse
Communities auf Realnamen beharren.
Zuletzt gibt es noch eine Menge Leute (schreibe ich besser Jugendliche?),
die ihr Pseudonym benutzen, weil es l337 ist. Weil man es so
macht. Weil die grossen Hacker das auch so machen. Da sich diese Leute in
den wenigsten Fällen Gedanken darüber machen, warum sie es tun, habe ich
auch kein Erbarmen mit ihnen.
So weit die Schubladen vor mir. Es gibt durchaus Situationen, in denen ich
die Realnamenpflicht akzeptiere, bzw. gar unterstütze. Es gibt handkehrum
Situationen, in denen ich Pseudonyme und anonyme Postings akzeptiere, bzw.
auch unterstütze. Sobald aber die Anonymität missbraucht wird, ist es vorbei
mit meiner Gutmütigkeit...
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TrackBack Pings:
- Mr X und Mrs Y
Submittet auf
Tagebuch
am 2005/10/01 17:57:04.977 GMT+2
Das Geeks gerne miteinander kriegen ist ja nichts neues. Dass man sich virtuell den Kopf abreisst, weil der Andere lieber VIM und nicht Emacs zum bearbeiten seiner Dateien benutzt, daran hat man sich gewöhnt. Auch das die Anhänger von Distributionen...
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