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 OS Halbe 
Computer Geschrieben von Beat Rubischon am Donnerstag, 15. September 2005, 07:47
aus dem steinzeit dept.

Gestern Nachmittag sass ich seit über 10 Jahren wieder einmal an einem Presentation Manager - und fand mich erstaunlicherweise noch zurecht :-)

OS/2 war zwischen dem Announcement und den tatsächlichen Release von Windows 95 eine kurze Blüte beschert. Von der Komplexität her etwa zwischen Windows 3.x / 9x und NT angesiedelt, war das System für Endverbraucher zu komplex und für den Firmeneinsatz zu wenig vollständig. OS/2 kennt keine Benutzerverwaltung und demnach auch keine Roaming Profiles und war damit NT klar unterlegen.

Für Kenner von IBM Systemen ist OS/2 dennoch ein nettes System. Es spricht dieselbe Sprache wie die "grossen" OS/400 und MVS, es kann vernünftig SNA und es war lange Zeit das System, mit dem IBM-Mitarbeiter intern arbeiteten.

Noch heute bekommt man eine überarbeitete Version von OS/2 mit dem Namen eComStation - aber nicht mehr von IBM selbst, sondern von einer Firma, unter deren Namen man einen Inkontinenzwindelfabrikanten findet.

Ich selbst hatte mir ein OS/2 2.0 erworben und installiert, später hatte ich auch noch mit OS/2 2.1 auf diversen Workstations zu tun. Da ich aber schon im '94 auf den Geschmack von Linux kam, hatte ich keine weiteren Erfahrungen mehr damit.

Wir haben dummerweise aber ein solches System in unserem LAN. Eine Agie Drahterodiermaschine ist mit einem Steuerrechner unter OS/2 ausgerüstet und exakt dieser Rechner verweigerte seine Dienste nach unserem etwas hektischen Upgrade von Samba 2.2 nach Samba 3.0. Samba 3 behauptet mit extended Attributes umgehen zu können, macht dies aber zu wenig gut um einen OS/2 Client befriedigen zu können. Derzeit sitzt vor dem OS/2 Rechner eine Dual-Homed Linux Box, die das entsprechende Datenverzeichnis mit einem Samba 2.2 reexportiert.

Von Samba 3.0.20 wird erzählt, dass es Improved support for OS/2 clients habe. Ich wollte mir nicht antun, mit einem 100'000.- Gerät zu experimentieren und habe mich dahintergemacht, eine OS/2 Workstation aufzusetzen.

Eine CD OS/2 Warp 3 Connect rutschte in meine Hände. Ziemlich genau das, was auf dem Agie Rechner auch installiert ist. Die CD selbst nicht bootbar, dafür findet man aber Floppie Images, die sich mittels dd unter Linux problemlos auf eine Diskette pappen lassen.

Der erste Anlauf in einem VmWare und Virtual PC scheiterten kläglich. Also ab auf "richtige" Hardware. Aus Jux steckte ich die Bootfloppies in einen Athlon XP - erstaunlicherweise kam ich bis zum Partitionieren, wo Fehler der Dritten Art entstanden. Ob das der Grund für den 32GB Clip Jumper auf den IBM Disks ist?

Ab auf richtige Hardware. Der erste Dell PII/233 liess sich installieren, verweigerte danach aber das Booten. Nummer Zwei, ein Dell P5/200, funktionierte einwandfrei. Die On-Board 3Com Etherlink III gehört gar zu den wenigen Netzwerkkarten, die unterstützt sind - ein Abschalten von P&P per DOS Floppie und 3Com Tool sorgte dafür, dass die Karte auch von OS/2 gefunden werden kann.

Eine ATI Mach64 lag auch noch herum, fabrizierte aber bei der Auswahl des entsprechenden Treibers einen GPF (aka Bluescreen unter OS/2). Egal, für einen net use reichen 640x480.

TCP/IP und den SMB Client liess sich auch installieren. Kein DHCP, aber wenigstens statische IPs. Ein Check meiner Seite in dem mitgelieferten Browser zeigte gewisse Schwächen der Browser aus Mitte 90er - er lädt etwa 20 Sekunden lang, dann krepiert er einfach weg ;-)

Dann der grosse Augenblick. net use h: \\winhome\rubi. Netzwerkpfad nicht gefunden. Mist. Etwas Googeln brachte mich weiter zu einer bebilderten Anleitung. Also Server statisch eintragen. Netzwerkpfad nicht gefunden. Auch der Versuch, unseren WINS-Server anzugeben bzw. lokal einen WINS-Proxy zu fahren, scheiterten. Selbst das Verbinden auf einen Samba-Server direkt im Subnetz war nicht möglich.

tcpdump zeigt eine sehr rege Kommunikation zwischen WINS und der Workstation. Jedoch nur Garbage - der nmdb weiss nichts damit anzufangen und liefert keine Antwort. Bei dem Versuch mit dem WINS-Proxy fiel mir jedoch eine komplett falsche Broadcast-Adresse auf und ich habe das dumme Gefühl im Bauch, dass das System mit CIDR Adressen überfordert ist und sich an unserem /21 verschluckt.

Um 20:00 habe ich dann aufgegeben. Der Gateway wird bestehen bleiben. Ist zwar ein ugly Hack, aber er tut wenigstens...

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