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 Eifersucht in Polybeziehung 
Polyamory Geschrieben von Priska Rubischon am Dienstag, 6. September 2005, 07:57
aus dem es-ist-nicht-immer-einfach dept.

Wer glaubt, dass in polyamoureusen Beziehungen keine Eifersucht vorhanden ist, dem möchte ich hier gleich die Hoffnung nehmen. Es kann auch da solche Gefühle geben. Nicht dass es so wäre, dass meine beiden Partner mit dem Gefühl kämpfen, nein bei ihnen hab ich es noch nie erlebt, die Gefühle entstehen in mir selber.

Wer mich schon länger kennt weiss, dass ich bis vor wenigen Jahren ein ziemlich eifersüchtiger, besitzergreifender, herrischer Mensch war. Die letzten Jahre hat das zwar gebessert und ich erkenne auch schon sehr frühzeitig wenn ich von diesen Gefühlen überrollt werde und bin mir verstandesmässig bewusst, dass sie so nicht sein müssen, geschweige dass ich es zu einer Szene verkommen lassen muss. Aber ich hab sie noch nicht abgelegt.

Nun mein Verstand weiss durchaus was Sache ist, nur mein Bauchgefühl hat da jeweils ganz andere Vorstellung von diesen Angelegenheiten. Und nun herrscht in mir öfters ein grosser Kampf, weil das Bauchgefühl gar nicht so einfach seine Klappe hält. Das Bauchgefühl, das von einem kleinen hässlichen Bösewicht gesteuert wird, der nichts gutes an mir lässt. Ich bin schlecht, ich bin langweilig, schon gar nicht hübsch, geschweige denn intelligent. Mit mir will eh niemand zusammenleben und jeder wird mich verlassen, sobald er kann. Dass dies Schwachsinn ist, ist klar, nur lässt sich das Bauchgefühl nicht so einfach davon abbringen.

Da war nun letztens folgende Situation. Einer meiner Partner erklärt mir, dass er sich in eine Frau verknallt hätte, die er gerade kennengelernt hat, mit der er erst ein paar Worte gewechselt hat. Aber irgendwie hätte es ihn voll erwischt. Naja, soweit sogut. Mein Verstand findet "ja klar warum nicht, ich selber hab das zwar nie so erlebt, aber kann es ja geben. Und selber hast ja auch zwei Männer gerne, warum soll er nicht zwei Frauen lieben. " Nun kommt aber das Bauchgefühl "er wird Dich sofort verlassen, mit Dir will er eh nicht zusammensein, er kann nur eine lieben". Und schon gings los. Innerliche Panik, dass es das jetzt war. Der kleine Bösewicht im Bauch legt los, erklärt dem Verstand, dass er bescheuert war zu glauben, dass mich jemand gerne haben könne und mich weiterhin lieben werde. Der Verstand will das nicht glauben, aber das Bauchgefühl hat jahrelanges Training. Ich spreche die Problematik bei beiden Partnern an. Wir sprechen darüber. Mein Verstand versteht es, das Bauchgefühl weigert sich weiterhin standhaft. Mein Partner schreibt dieser Frau einen Brief. Mein Verstand findet das super, mein Bauchgefühl steht kurz vor dem Kollaps. Innerlich zerrissen versuche ich ruhig zu bleiben. Sollte er mich tatsächlich verlassen, könnte ich das nämlich nicht ändern, soweit hat der Verstand noch überhand. Aber wie lange?

Nächste Situation. Wir sind alle gemeinsam in einem Restaurant, die Serviertochter wird von uns allen für sympathisch, nett, huebsch befunden. Einer meiner Partner geht später als die anderen ins Bett und setzt sich abends noch an die Bar zu ebendieser Bedienung. Mein Verstand ist wieder einverstanden. Ja die ist wirklich sympathisch, sehr nette Frau. Mein Bauchgefühl ist da ganz anderer Meinung. "Er wird Dich verlassen." "Er wird Dich betrügen." (Verstand antwortet mit - wie will er mich betrügen, wenn wir ja vorher darüber gesprochen haben? Wo ist der Betrug? Wir leben ja in einer offenen Beziehung, da sind andere (Sexual)Beziehungen erlaubt). Bauchgefühl hat natürlich für alles eine Erklärung. Im übrigen sind Sprüche wie "wirst ja dann am morgen sehen ob sein Bett benutzt war" nicht gerade hilfreich - im Gegenteil, mein Bauchgefühl nutzt die schamlos gegen meinen Verstand aus.

Immerhin hab ich mit meinem Verstand mein Bauchgefühl soweit unter Kontrolle, dass es nicht gleich wieder durchbrennt und dem Partner eine Eifersuchtsszene liefert die es in sich hat. Soweit ist der Verstand Herr über den Rest, denn soviel ist klar, solche Szenen bringen mich näher an eine Trennung der Partner als jegliche andere Aussenbeziehung es je brächte.

Es ist also nicht so, dass man in Mehrfachbeziehungen keine Eifersucht kennt. Man ist nur gezwungen, ganz anders damit umgehen zu lernen. Allerdings ist es auch viel einfacher mit zwei Partnern zusammenzuleben als zu akzeptieren, dass der Partner mit 2 Partnerinnen zusammenlebt.

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • Re: Eifersucht in Polybeziehung
    Geschrieben von Pegasus am Dienstag, 19. Dezember 2006, 18:46

    Priska, Du unterdrückst Deine Eifersuchtsgefühle.Das wird nicht lange gut gehen.

    Erfahrungsgemäss lassen sich gerade Frauen auf "offene Ehen" ein, die sich ganz tief im Inneren für unattraktiv halten und hassen. Sie glauben, dass sie es nicht anders verdient haben. Keine einzige Frau, die etwas auf sich hält und selbstbewusst durchs Leben geht, würde sich auf dieses unerträgliche Beziehungsmodell einlassen.

    Würde Dein Partner Dich wirklich lieben, wäre ihm die Exklusivität Eurer Beziehung selbstverständlich.

    • priska@0x1b.ch Re: Eifersucht in Polybeziehung
      Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Mittwoch, 20. Dezember 2006, 07:24

      Priska, Du unterdrückst Deine Eifersuchtsgefühle.Das wird nicht lange gut gehen.
      Da kann ich Dich beruhigen, das tu ich nicht. Die (Eifersuchts)Gefuehle werden angesprochen nicht verdraengt.

      Erfahrungsgemäss lassen sich gerade Frauen auf "offene Ehen" ein, die sich ganz tief im Inneren für unattraktiv halten und hassen.
      Klein, dick und hässlich. Richtig.

      Sie glauben, dass sie es nicht anders verdient haben. Keine einzige Frau, die etwas auf sich hält und selbstbewusst durchs Leben geht, würde sich auf dieses unerträgliche Beziehungsmodell einlassen.
      Hmm ich hab es nicht anders verdient, als zwei Partner zu haben? Oder hab ich Dich jetzt da missverstanden? Unser Beziehungsmodell ist ja so, dass *ich* zwei Partner habe, meine Partner aber "monogam" mit mir leben.

      Auch wenn sich hier hin und wieder Wolken zeigen und auch ich an der Richtigkeit der Lebensweise zweifle, denke ich nicht, dass es ein unertraegliches Beziehungsmodell ist. Im Gegenteil, man kann darin sehr gut wachsen, man wird gehegt und gepflegt. Ganz im Gegensatz zu dem unertraeglichen Beziehungsmodell von Monogamie wo der Partner in 50% der Faelle fremdgeht. Diese Heimlichkeit und diese Betruegerei gibt es in meinen Beziehungen nicht. Sehr zutraeglich, glaub mir!

      Würde Dein Partner Dich wirklich lieben, wäre ihm die Exklusivität Eurer Beziehung selbstverständlich.
      Wie lange lebst Du schon in einer (exklusiven) Partnerschaft? Ich hab zur zeit zwei exklusive Partnerschaften. Liebe ich jetzt nicht mehr, sie mich aber schon?