0x1b - ESCAPE
HTML PDF Postscript
 60 Jahre Kriegsende zum Ersten 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon am Montag, 9. Mai 2005, 08:11
aus dem vor-langer-zeit dept.

Am 9. Mai 1945 unterzeichnete eine deutsche Delegation in Berlin die bedingungslose Kapitultion. Damit endete der zweite Weltkrieg in Europa. Wie durch Zufall kamen Anfangs Jahr die Memoiren von Winston S. Churchill in meine Hände. Vor einer Woche beendete ich die Lektüre dieser 6 Bände.

Mein Schwiegervater hat sich diese Büchersammlung geleistet und wohl auch mit Interesse gelesen. Schweigsam wie so oft habe ich erst nach seinem Tod über dieses Interesse erfahren. Von meinen Eltern her bin ich auf dieses Thema sensibilisiert - schliesslich wurde mein Vater am 6.6.44 geboren und hat mir oft von den Ereignissen an diesem Tag erzählt.

Nun, Churchill schreibt in seinem "Der zweite Weltkrieg" über seine Amtszeit als englischer Premierminister. Es ist eine sehr persönliche Sicht auf die damaligen Geschehnisse. Als Regierungschef einer der drei Allierten war er neben Roosevelt und Stalin einer der grossen in dieser Zeit und direkt in die Geschehnisse involviert.

Mich erschreckt immer wieder seine Denkweise. Einerseits besass er eine erstaunliche Abneigung gegen Deutsche. Andererseits war in ihm der englische Kolonialismus fest verwurzelt und er versuchte, englische Truppen an jedem möglichen Ort der Welt zu plazieren. Er brachte seinen Wunsch, Europa von den hitlerschen Ideen zu befreien, bei den Amerikanern ein und hat deren Entscheidungen stark beeinflusst. Europa würde bestimmt anders aussehen ohne ihn - etwas, das seine offensive Kriegsführung aber kaum mildert.

Obwohl er selbst die Bombardements von deutschen Bombern über London miterlebt und gesehen hat, wie wenig sie bewirken, wendete er dieselbe Technik gegenüber den Deutschen an. Die Nacht der 1000 Bomber über Köln wird mit einem Satz erwähnt, über einen Dresdener Feuersturm schreibt er lapidar die Bedeutung Dresdens als Verkehrsknotenpunkt.

Die Schweiz findet auch zweimal Erwähnung: Einerseits die Tatsache, dass sie kaum in einer Weltorganisation mitzuwirken habe und andererseits, dass sie von deutschen Offizieren der Italienarmeen als Verhandlungspunkt gewählt wurde.

Er hat sowohl vor als auch nach dem Krieg viele politischen Schwierigkeiten vorausgesehen und schon sehr früh vom "Eisernen Vorhang" gesprochen. Vielleicht war er trotz allem doch die richtige Person in dieser Zeit?

Permalink