Fido generell
Das Fidonetz war zu der grossen Zeit der Mailboxen um 1990 bis 1995
das Backbone zum Mailaustausch. Im 1995 erreichte es mit gut 35'000
Nodes seine maximale Grösse. Mit dem Internet, welches sehr ähnliche
Services anbietet, wurde Fidonet stark bedrängt. Seine jetztige Grösse liegt
bei ca. 12'000 Nodes.
Im Gegensatz zum Internet hat das Fidonet eine sehr strenge Policy und
erlaubt keinerlei kommerzielle Nutzung. Es wird ausschliesslich durch
Private betrieben. Hinter dem Fidonet steht eine komplizierte Struktur, die
eine Regelung des Systemes erlaubt und in der Policy definiert ist.
Fidonetz ist ein Transportsystem, um Mails Netmail, News
Echomail und Files File Echos zu transportieren. Dies findet
normalerweise ueber Dialup-Links zum jeweiligen Bossnode aber auch
per direktem Dialup zum Zielrechner statt. Damit dies klappt wird eine
Weltweite Nodeliste geführt
welche von jedem Node die Zugangsdaten, den betreffenden Sysop und
den Namen des Systemes führt. Nodes müssen diese Liste führen und die
wöchentlichen Updates mittragen.
Das Internet ist einerseits der Killer des Fidonet - andererseits aber auch
eine grosse Hilfe: Anstelle von Dialup werden heute auch FoIP Fido
over IP unterstuetzt. Damit ist der Transport für die meisten User massiv
günstiger als über direkten Dialup. Nodes sind aber weiterhin verpflichtet,
über Dialup erreichbar zu sein.
Nebst dem Node gibt es auch Points - dies sind Systeme, die
nicht in der Nodeliste enthalten sind und über ihren Node erreicht werden
können. Points haben massiv weniger Auflagen als Nodes, sie müssen nicht per
Dialin erreichbar sein, keine Nodeliste führen und sich über das Routing der
Pakete keinerlei Gedanken machen. Dies macht ihr Bossnode für sie.
Links zum Thema Fidonet:
Fido und ich
Im Sommer 1991 kaufte ich mein erstes Modem und besuchte allerlei Mailboxen.
Byte Rider bot in seiner Warehause BBS ein Point Paket an. Ich
holte es auf meinen Rechner und versuchte die Konfigurationsfiles zu
verstehen... Meine Erfolge waren maessig und ich begrub die Sache wieder.
Im Sommer 1996 kam der zweite Anlauf - meine heimisches System war bereits
Linux-only - mit Linux Software. Leider war diese zum damaligen Zeitpunkt
noch alles andere als ausgereift und katastrophal dokumentiert... Auch
dieser Anlauf verlief im Sand.
Im Sommer 2001 kam der dritte Anlauf. Die Software für Linux ist nun
ausgereift, Dokumentation massenhaft vorhanden und nach einer Irrfahrt durch
die Webseiten einen Kontakt zu Pit Biernath, dem Betreiber des
schweizer Backbones, hergestellt.
Was trieb mich dazu, dem Fidonet teilzunehmen? Einerseits klar die
Möglichkeit, mit Leuten Kontakt herzustellen, die man im Internet nur am
Rande sieht. Andererseits ist es eine enorme Herausforderungen, einen
Fidonode einzurichten - trotz Dokumentation gibt es viele Hürden die zu
überwinden sind. Die Weiterverbreitung von Fido innerhalb der LUGS ist auch
klar ein Ziel.
Softwarebausteine
Software für Fido unter Linux gibt es massenhaft - als Einsteiger fühlt man
sich erst einmal überrumpelt. Nebst der üblichen, GPL basierten Paketen
findet man aber auch viele Binary only Pakete sowie Public Domain Software.
Glücklicherweise lässt sich die Software in wenige Kategorien einteilen, die
einem die Uebersicht rasch geben.
Die hier aufgezeigte Sammlung an Software ist weder vollständig noch
eine Beurteilung über deren Qualität. Es sind einzig die Pakete, die mir
beim Aufbau meines Nodes begegnet sind. Updates dieser Liste gerne an
<beat@0x1b.ch>!
Der Mailer
Seine Funktion ist der Austausch der Mailpakete mit anderen Systemen. Alle
Mailer halten sich an die Spoolverzeichnisse Binkley Term in- and
outbounbd, womit eine gemeinsame Schnittstelle erreicht wird. Folgende
Mailer stehen zur Auswahl:
ifcico |
ist der urspüngliche Mailer für UNIX und BSD. Er versteht
sich blendend über Dialup mit allen üblichen Mailern unter DOS,
OS/2, Windows etc. Als Spezialität kann ifcico auch über TCP
betrieben werden - dazu muss die Gegenstelle aber auch einen ifcico
verwenden.
Als "richtiges" UNIX-Programm enthält er weder einen Sceduler noch
sonstige Features - dafür kann er problemlos in mgetty,
inetd und cron eingebunden werden. |
BinkleyTerm |
ist der Mailer unter DOS, OS/2 und Windows um per Dialup mit anderen
Systemen zu kommunizieren. Er enthält viele Funktionen um einen
autonomen Betrieb zu ermöglichen - er erkennt eingehende Anrufe auf
Fax oder Mailboxcalls, besitzt einen Sceduler um Anrufe nur zu
bestimmten Zeiten auszuführen und haufenweise anderer Features. Mir
ist eine Binary
only Version begegnet, zu der ich kein Vertrauen
habe. Die offiziellen Sourcen sind leider nicht für Linux
vorhanden. |
Binkd |
ist der Mailer, wenn mit anderen Systemen über TCP/IP Kontakt
aufgenommen werden soll. Im Gegensatz zu BinkleyTerm und ifcico hat
er sein eigenes Protokoll, welches auch über sehr schlechte
Verbindungen sauber funktioniert. Er wird als Standalone Daemon
aufgerufen oder per inetd und cron gestartet. |
qico |
ist ein weiterer Mailer. Dieses Mal ein russischer, was die
Dokumentation etwas unverstaendlich macht - für mich zumindest :-)
Er beherrscht Modem- und TCP/IP Verbindungen und soll sehr stabil
und zuverlaessig sein. |
Der Tosser
Zwischen dem Spooler des Mailers und der eigentlichen Messagebase
verschiebt der Tosser die Pakete. Er kümmert sich auch darum, dass Pakete an
ein weiteres System geroutet werden. Einige Tosser wurden aus der DOS und
Amiga-Zeit migriert, andere neu geschrieben. Folgende scheinen mir
einigermassen modern zu sein:
crashecho |
wurde vom Amiga her portiert. Er verwendet YAM Messagebases welche
z.B. mit Golded gelesen werden können. |
CrashMailII |
Auch CrashMail wird weiterentwickelt. |
hpt |
stammt aus dem Husky
Projekt und ist ein sehr beliebter Tosser unter Linux.
Er verwendet SQUISH Messagebases welche mit Golded bzw. msged
gelesen werden können. |
Alle diese Tosser haben das Problem, eine eigene Messagebase zu
führen. Dies führt unter Linux dazu, dass man einerseits seinen geliebten
$MAILER nicht für Fido verwenden kann, sondern einen speziellen Editor
verwenden muss. Zusätzlich sind die Messagebases nicht Multiusertauglich
sondern stammen aus Systemen, an denen ein User gearbeitet hat. Wieso ein
solches System verwenden, wenn es auch Gateways gibt?
Editoren
Der Editor ist unter Fido das, was man in Internet als MUA
bezeichnet - das Tool, mit dem man die Mails letzendlich liest. Ein
"Urgestein" wird von den meisten Fido-Usern verwendet:
Golded+ |
ist ein sehr umfangreicher, gut dokumentierter Editor. Er
versteht alle gänigen Messagebase-Formate. |
msged |
stammt aus dem Husky Projekt
und ist ein eifnacher, dem Golded nachempfunderer Editor. |
FEddy |
Einfacher Editor mit integriertem Tosser. Ist auch als komplettes
Paket LXPoint
erhältlich.
|
Komplettpakete
Einige Pakete sind für Linux entwickelt bzw. portiert worden, welche
einen komplettet Fido-Point ergeben:
OpenXP |
ist ein kompletter, aus der OpenSource Version von CrossPoint
entstandes Programm. Alle benötigten Bestandteile befinden sich in
einem Binary und sind durch eine Oberfläche zusammengefasst. Nebst
Fido über IP und Modem beherrscht OpenXP aber auch POP3/SMTP, NNTP,
UUCP, Z-Netz und Maus. Für ein Pointsystem sicherlich eine der
einfachsten Möglichkeiten, an Fido teilzunehmen. |
Husky |
Ist ein komplett neues Projekt welches auf Linux entstanden ist. Es
verwendet SQUISH Messagebases welche auch mit Golded gelesen werden
können. |
LXPoint |
Kompletpaket aus Mailer, Tosser, Editor und Konfigurationsfrontend
Leider benötigt LXPoint vielerlei Eingriffe in die Security des
Systemes und ist daher auf Multiusersystemen nur begrenzt verwendbar. |
Gateways
Derzeit gibt es zwei Gateways, die zwischen Fidonet und dem lokalen
MTA (vorzugsweise sendmail) und Newsserver (vorzugsweise
INN) hin- und herrouten:
ifmail |
ist ein einfacher Gateway zwischen lokalem Mail- und News-Spool und
dem Fidonet. Er shart die Konfiguration zusammen mit ifcico.
Seine Möglichkeiten sind begrenzt, er kennt z.B. keine Fileechos,
RFC-Konforme Flags zur Steuerung des Mailers etc. |
fidogate |
ist ein sehr ausgefeilter Gateway welcher nebst Netmail und Echomail
auch mit Fileechos klarkommt. Er kennt auch den Areafix und
Filefix welche einem Point oder Node erlauben, Echos zu
abonnieren. Eine unschöne Eigenschaft von fidogate als Node ist,
dass der Gateway ein Point sein muss. Das kann üble Probleme mit dem
Versenden von Areabestellungen geben... |
BBS
Selbstverständlich gibt es für Linux auch eine Ansammlung von richtigen
BBS-Paketen, welche mehr oder minder gut als Fidonode verwendbar sind:
MBSE |
wurde explizit für Fido unter Linux entwickelt. Sie unterstützt alle
nötigen Funktionen - erstellt aber im Linux lokale Benutzer was die
Benutzung der BBS neben einem laufenden System recht heikel
macht. Mailer, Tosser, Editor etc. sind bereits in MBSE enthalten
und machen die Installation auf einem jungfräulichen System sehr
einfach. |
Daydream |
bietet derzeit einzig einen Gateway für Echomail. |
Mein Node
Ich selbst bin in der glücklichen Lage, Debian GNU/Linux zu verwenden, welches
alle nötigen Pakete bereits kompiliert zur Verfügung stellt. Meine
Kombination ist ifcico
zusammen mit mgetty
und inetd
für den Dialin, binkd für FoIP
und fidogate
als Gateway zu sendmail
und inn.
Debian installiert leider automatisch ifmail
welches sich aber hervorragend zum fälschen von Absenderadressen eignet - eine
Funktion, die für die Kommunikation mit Robotern leider notwendig ist.
Eine Bemerkung noch am Rande - ich verwende nicht Debian's sendmail,
sondern den sendmail von http://www.sendmail.org/. Dies ist in
den Konfigurationsfiles zu berücksichtigen!
Debian liefert ein Konfigrationstool mit Namen /usr/sbin/fidogateconfig mit,
dass die meiste Konfiguration automatisch macht. Fuer einen Node muessen
allerdings einige Files angefasst werden - im Gegensatz zu einem Point,
welcher mit dieser Konfiguration (fast) fertig ist. Das Script hat folgende
Fehler:
- /etc/fido/config.common: Die Defaultzone muss ohne Erweiterung
geschrieben werden:
- Zone 2 .fidonet.org fidonet out.002
+ Zone 2 .fidonet.org fidonet out
- /usr/lib/fidogate/magic fehlt gaenzlich:
# ----- Archiver ---------------------------------------------------------
0 string PK ZIP Archive
0 byte 0x1a ARC Archive
2 string -lh LHA Archive
0 string ZOO ZOO Archive
0 short 0xea60 ARJ Archive
0 short 0x60ea ARJ Archive
- binkd muss "von Hand" konfiguriert werden - sofern er benutzt wird.
Für die Interessierten noch meine Node-Konfiguration
- zusammen mit den nötigen Einstellungen für sendmail und inn.
Beat Rubischon@2:301/820
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